| Flüchtlinge

Als Kirche für eine Willkommenskultur zuständig

Landessynode berät die Situation von Flüchtlingen

Bei einem „Podium mit Betroffenen“ kamen Flüchtlinge sowie haupt- oder ehrenamtlich in der Flüchtlingsarbeit Engagierte zu Wort.Evangelisches Medienhaus Stuttgart

Auf der Herbsttagung der Synode der Evangelischen Landeskirche in Württemberg stand am heutigen Mittwoch, 26. November, die Situation von Flüchtlingen im Mittelpunkt der Beratungen. Bei einem „Podium mit Betroffenen“ kamen dabei im Stuttgarter Hospitalhof Flüchtlinge sowie haupt- oder ehrenamtlich in der Flüchtlingsarbeit Engagierte zu Wort.

„Wir fühlen uns gut aufgenommen“, sagte Adnan Al-Barawi (Name geändert). Der Syrer ist nach der Flucht aus seiner Heimat mit Frau und vier Kindern sowie einer weiteren syrischen Flüchtlingsfamilie im Pfarrhaus in Eschenbach (Landkreis Göppingen) untergebracht. „Ich wünsche mir, dass meine Kinder schnell Deutsch lernen und sich hier einleben“, so Al-Barawi. Rothraut Holzinger, Ehrenamtliche in Eschenbach, kritisierte, dass es zu wenig Deutschkurse gebe. „Die Flüchtlinge können aber erst dann hier ankommen, wenn sie zumindest ein wenig Deutsch sprechen“, meinte Holzinger. Deshalb versuche man in Eschenbach, den Menschen zumindest etwas Umgangsdeutsch beizubringen.

Annette Walter, Flüchtlingsdiakonin in Heilbronn, sieht einen großen Bedarf an Beratung von Kirchengemeinden und Ehrenamtlichen vor Ort. „Viele Menschen fühlen sich überfordert, weil mittlerweile wieder große Unterkünfte auch in kleineren Kommunen entstehen“, berichtete sie. Es gebe immer wieder Unsicherheiten und Ängste vor dem Fremden. „Wir ermutigen die Leute, auf die Neuankömmlinge zuzugehen, dann verändert sich häufig die Sichtweise“, so Walter. Synodalpräsidentin Inge Schneider bilanzierte das Podiumsgespräch so: „Für die Grundversorgung der Flüchtlinge ist der Staat zuständig, für die Aufnahme vor Ort und eine Willkommenskultur sind es auch die Kirchen.“

In einem anschließenden Bericht über Verfolgungssituationen in Krisengebieten ging Kirchenrat Klaus Rieth vor allem auf die Lage in Syrien und im Irak ein. Christen gerieten dort zwischen die Fronten und hätten von der Gruppe des so genannten Islamischen Staats keine Schonung zu erwarten. Langjährige Partner vor Ort würden um das weitere Bestehen des Christentums in der Region fürchten. Auch in anderen islamisch geprägten Weltgegenden seien Christen der Diskriminierung und Verfolgung ausgesetzt. Gerade deswegen, so Rieths Appell an die Synode, sei nur mit den Muslimen zusammen Frieden möglich: „Wir müssen gemeinsam gegen Extremismus angehen und Bündnisgenossen suchen, die ernsthaft am Frieden interessiert sind. Es reicht nicht, nur zuzuschauen.“

Im Blick auf die Flüchtlingsarbeit hierzulande wies Oberkirchenrat Dieter Kaufmann, Vorstandsvorsitzender des Diakonischen Werks Württemberg, auf das zusätzliche finanzielle Engagement der Landeskirche in Höhe von 2,15 Millionen Euro hin und sprach von einem folgerichtigen Schritt, „mit dem wir die Unterstützung und Begleitung von Kirchengemeinden und Flüchtlingsfreundeskreisen ausbauen können“. Geplant ist die Einrichtung weiterer regionaler Koordinationsstellen, um Beratung vor Ort zu gewährleisten. Außerdem soll ein „Fonds für Kleinprojekte in Kirchengemeinden“ Angebote für Flüchtlinge wie Deutschkurse oder Freizeiten finanzieren helfen. Zudem sieht Kaufmann Bedarf für eine verstärkte psychotherapeutische Versorgung traumatisierter Flüchtlinge.

Die Herbsttagung der Landessynode endet am morgigen Donnerstag mit einem Grußwort von Pfarrer Martin Junge, dem Generalsekretär des Lutherischen Weltbunds, mit dem Abschluss der Haushaltsberatungen sowie mit Überlegungen zur künftigen Schwerpunktsetzung der Landeskirche. 

Mehr News

  • Datum: 08.05.2024

    Herz und Herz - Der Song zum Innovationstag

    „Herz und Herz vereint zusammen" - die Band „Weida & Mohns“ hat für den Innovationstag der Landeskirche Zinzendorfs Kirchenliedklassiker neu arrangiert. Für Gemeindebands bieten sie Noten, Arrangements und Materialien zur Nutzung in Gemeinden an.

    Mehr erfahren
  • Datum: 08.05.2024

    FAQ: Himmelfahrt und Pfingsten

    Wie gehören Himmelfahrt und Pfingsten zusammen? Was hat es mit den Flammen auf den Köpfen auf sich und was mit den vielen Sprachen? Und woher kommt der Name „Pfingsten“? Pfingsten und Christi Himmelfahrt sind erklärungsbedürftig - Pfarrer Dan Peter gibt Antworten.

    Mehr erfahren
  • Datum: 08.05.2024

    Kommunal- und EU-Wahl: Infos der Landeskirche

    Am 9. Juni 2024 finden bundesweit die EU-Wahl und in Baden-Württemberg auch die Wahl zu den Gemeinde- und Stadträten statt. Auf unserer Sonderseite zur Europa- und Kommunalwahl 2024 finden Sie Stellungnahmen, Infos zu kirchlichen Aktionen und mehr.

    Mehr erfahren
  • Datum: 08.05.2024

    Ein Nagelkreuz als Zeichen der Versöhnung

    Ein Kreuz aus Coventry, bestehend aus drei Nägeln, ist seit Jahrzehnten ein Symbol für die Aussöhnung nach dem Zweiten Weltkrieg und den Sinn von Friedensarbeit. Dieser Idee fühlen sich auch in Württemberg sechs Nagelkreuzzentren verpflichtet.

    Mehr erfahren
  • Datum: 08.05.2024

    Klimakrise und Spiritualität: Veranstaltungstipp

    „Herausforderung Klimakrise – Schöpfung neu entdecken“: zu dieser Veranstaltung lädt die Evangelische Hochschul- und Zentralbibliothek am 16. Mai ein. Impulsvorträge und eine Podiumsdiskussion beleuchten das Thema. Bis zum 13. Mai anmelden!

    Mehr erfahren
  • Datum: 07.05.2024

    Bibelworte zu Muttertag und Vatertag

    Muttertag und Vatertag – für manche nur Kommerz oder ein Partytag, für andere Anlass, sich bei Müttern und Vätern, oder wen sie in ihrem Leben als solche betrachten, zu bedanken. Hier sind Bibelworte zum Thema: Lesen, teilen, oder die Festrede damit beginnen lassen!

    Mehr erfahren
  • Datum: 07.05.2024

    Innovationstag: Acht Thesen zum Weiterdenken

    Rund 1.000 Haupt- und Ehrenamtliche aus der Landeskirche kamen am 4. Mai in Reutlingen zusammen, um Ideen für die Zukunft der Kirche zu diskutieren. Dabei haben die Teilnehmenden auch acht Empfehlungen für die weitere Entwicklung erarbeitet.

    Mehr erfahren
  • Datum: 04.05.2024

    1.000 Menschen feiern Fest der Innovation

    Rund 1.000 Haupt- und Ehrenamtliche aus allen Regionen der württembergischen Landeskirche sind in Reutlingen zusammengekommen, um ihre Ideen für die Zukunft der Kirche zu präsentieren, zu diskutieren und um sich von den Ideen anderer inspirieren zu lassen.

    Mehr erfahren
  • Datum: 04.05.2024

    „Gott provoziert Veränderungen und begleitet sie“

    Die Kirchengemeinden hätten viel Gestaltungsspielraum, sagte Anna-Nicole Heinrich (Präses der 13. Synode der EKD) auf dem Innovationstag der Evangelischen Landeskirche in Reutlingen, und ermutigte dazu, ihn zu nutzen.

    Mehr erfahren
  • Datum: 04.05.2024

    Kira Geiss: „Kirche ist für mich Lebensfreude"

    Beim Innovationstag der Landeskirche trafen sich Landesbischof Ernst-Wilhelm Gohl und Kira Geiss, Miss Germany 2023 und christliche Influencerin, um über ihre Erfahrungen mit Innovation in der Kirche zu sprechen.

    Mehr erfahren
  • Datum: 04.05.2024

    „One size fits all funktioniert nicht mehr“

    Dr. Klaus Douglass, Direktor der Evangelischen Arbeitsstelle für missionarische Kirchenentwicklung und diakonische Profilbildung (midi) betonte auf dem Innovationstag der Landeskirche, Kirche müsse sich von innen heraus erneuern. Es gebe auch zahlreiche Belege für Erneuerung in der Bibel.

    Mehr erfahren
  • Datum: 04.05.2024

    „Hoffnung macht mir die Kirche, die nah bei den Menschen ist“

    Beim Innovationstag der Landeskirche tauschen sich rund 1.000 ehren- und hauptamtliche Teilnehmende über Innovationsideen und -projekte aus und lassen sich in Workshops und Vorträgen inspirieren. Hier finden Sie das Eröffnungsgrußwort von Landesbischof Gohl im Volltext.

    Mehr erfahren
Mehr laden