Ein Spiel dauert 90 Minuten und manchmal auch ein bisschen länger. Das hat wieder einmal die Begegnung zwischen Deutschland und Schweden am vergangenen Samstag gezeigt. Ob da der der „Fußballgott“ seine Finger mit im Spiel gehabt hat? Andreas Koch klärt in seiner Kolumne zur Weltmeisterschaft auf.
Deutschland gegen Schweden: Dieses Match muss ein Nachspiel haben. Schließlich ist das „erlösende“ 2:1 erst in der letzten Sekunde der Nachspielzeit gefallen. Was für ein Zaubertor von Toni Kroos! Hat da etwa der Fußballgott seine Finger mit im Spiel gehabt? „Das mit dem Fußballgott ist Blödsinn“, meint Oliver Kahn, lange Jahre Torhüter der deutschen Nationalmannschaft. „Es gibt nur einen Gott, und der hat mit Fußball nichts zu tun.“ Einfach mal so weggegrätscht, den Fußballgott, und zwar für immer!
Das dagegen ist und bleibt wahr: Ein Spiel dauert 90 Minuten und manchmal auch ein bisschen länger. Anders ausgedrückt: Solange georgelt wird, ist die Kirche nicht aus. Das und ein Geniestreich haben Deutschland am Samstagabend geholfen und mir ein paar schlaflose Stunden beschert. Nach dem Sieg war nämlich Korsozeit, und hupend und johlend ist die Fangemeinde um mein Bett herumgefahren. Um diese Uhrzeit dürfte eigentlich nur Panama gewinnen! Ach ja, und einen Anruf aus den USA hat’s auch noch gegeben: Mit irgendjemand musste Sohnemann seine Begeisterung ja teilen. Außerdem ist’s in Boston mitten am Nachmittag gewesen.
Vom Nachspiel zum Vorspiel: Haben da tatsächlich alle deutschen Spieler die Nationalhymne mitgesungen? Falls ja, fände ich’s gut – als gemeinsames Bekenntnis zu unseren Werten, wie es heutzutage so schön heißt. Aber auch das ist zu respektieren: „Während der Hymne bete ich“, sagt Mesut Özil. Nur hat die Nummer 10 gegen Schweden ja gar nicht gespielt.
Nun geht’s am Mittwoch gegen Südkorea ums Weiterkommen. Denkt einfach daran, Jungs: Solange georgelt wird, ist die Kirche nicht aus! Wobei die Entscheidung ja nicht immer erst in der Nachspielzeit fallen muss.
PS: Nach dem Abpfiff haben sich einige deutsche Funktionäre komplett danebenbenommen. Auch das wird ein Nachspiel haben – zu Recht.
Andreas Koch
Andreas Koch ist Rundfunkpfarrer, steht in Freud und Leid treu zu seinem VfB Stuttgart und hat zahlreiche fußballerische Großevents mit Kolumnen und „Kabinenpredigten“ begleitet. Zur Fußballweltmeisterschaft 2018 in Russland erscheint von ihm auf www.elk-wue.de in unregelmäßiger Reihenfolge „Am Ball“.
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