| Geistliches

Gott als Ursprung aller Liebe

Eine Andacht zum Buß- und Bettag von Pfarrer Peter Haigis

Zum heutigen Buß- und Bettag (22. November) hat sich Pfarrer Dr. Peter Haigis darüber Gedanken gemacht, wie das Leben gut werden kann. Er kommt zu dem Ergebnis, dass die Liebe eine elementare Rolle dabei spielt.

Dr. Peter Haigis, Pfarrer in Kernen im RemstalKirche im SWR

"Was ist die wichtigste Regel für ein gutes Leben?" So wird Jesus von einem Gelehrten gefragt. Und Jesus antwortet, indem er zwei Stellen aus der Tora – einem Teil der jüdischen heiligen Schrift – miteinander kombiniert: „Du sollst Gott lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele, von ganzem Gemüt und mit allen deinen Kräften – und deinen Nächsten wie dich selbst.“ Liebe zu Gott und Liebe zum Nächsten – das ist also die ultimative Lebensregel. Und zugleich gilt dieses so genannte „Doppelgebot der Liebe“ als höchste Maxime jüdisch-christlicher Frömmigkeit.

Genau genommen haben wir es hier freilich nicht mit einem Doppelgebot, sondern mit einem Dreifachgebot zu tun: angesprochen werden die Liebe zu Gott, die Liebe zu den Mitmenschen und die Liebe zu sich selbst. Aber: Kann man Liebe überhaupt „gebieten“? Ist Liebe nicht ein Gefühl? Nicht für das jüdische Denken – und damit auch nicht für das christliche Verständnis von Liebe, das sich der jüdischen Tradition verdankt.

„Du sollst Gott lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele, von ganzem Gemüt und mit allen deinen Kräften.“ Schon dieser erste Teil macht deutlich, dass die Liebe, um die es hier geht, eine tiefergehende Grundeinstellung des Menschen ist. Sie hat nichts mit Sympathie oder Antipathie zu tun, nichts mit einem Sich-Zueinander-Hingezogen-Fühlen, geschweige denn mit Verliebtsein oder Ähnlichem. Liebe ist eine Grundhaltung, die alle Kräfte und Persönlichkeitsmomente des Menschen umfasst: das Herz, die Seele, das Gemüt, die Tatkraft.

Und wem gegenüber? Zunächst gilt sie Gott, also demjenigen, der mir das Leben samt allen seinen Möglichkeiten gab. Sodann dem Mitmenschen, dem Nächsten. Psychologen haben allerdings darauf aufmerksam gemacht, dass die Nächstenliebe der Eigenliebe entspricht: „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst.“ Wer sich selbst nicht lieben kann, der wird es auch schwer haben, seine Mitmenschen zu lieben, also ihnen Gutes zu tun – ganz praktisch, tatkräftig und von Herzen.

Das leuchtet ein, bleibt aber auf halber Strecke stehen, denn sofort taucht die Frage auf: Und was gibt mir die Kraft, mich selbst zu lieben? Was ist der Quell meiner Selbstliebe? Hier verweist mich der Zusammenhang des Dreifachgebots wieder auf Gott als Ursprung aller Liebe. Er hat mich zuerst geliebt. Das macht es möglich, mich selbst zu lieben, und auf diese Weise dann auch andere – und am Ende Gott diese Liebe zurückzugeben.

Dieser Beitrag wurde ursprünglich als ‚Wort zum Tag‘ auf SWR 2 gesendet.

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