Thementag „KI, Ethik, Kirche“ - Was kann KI für uns tun?
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Digitalisierung
Thementag „KI, Ethik, Kirche“
Was kann KI für uns tun?
Rund 160 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus den unterschiedlichsten Bereichen der Landeskirche kamen am 8. April auf dem Bildungscampus Heilbronn zusammen, um sich über Künstliche Intelligenz zu informieren und die Anwendungsmöglichkeiten in kirchlichen Organisationen zu diskutieren.
Künstliche Intelligenz (KI): Chance oder Risiko?
An KI kommt keiner mehr vorbei. Wer sich im digitalen Raum bewegt, ist unweigerlich bereits wissentlich oder unwissentlich mit Künstlicher Intelligenz in Berührung gekommen. KI-gestützte Systeme und Anwendungen scheinen sich immer schneller und weitreichender zu entwickeln. Wie kann Kirche auch hier stattfinden? Welche Aufgabe sollte Kirche übernehmen? Wie kann KI im kirchlichen Raum verantwortungsvoll eingesetzt werden? Diese und viele weitere Fragen wurden auf dem Thementag angesprochen und diskutiert.
Die Moderatorin des Thementags, Juliane Eberwein, versetzte das Publikum bereits zu Beginn der Tagung in Staunen. Statt einer persönlichen Begrüßung ließ sie ein von KI-Programmen generiertes Video an ihrer Stelle sprechen. Den Text hat Eberwein auf der bekannten Plattform Chat GPT generiert und das Video selbst mit der App HeyGen erstellt:
Kirche muss ihren Beitrag leisten
Landesbischof Ernst-Wilhelm Gohl sprach in seinem Grußwort von der zentralen Aufgabe der Kirche hinsichtlich Künstlicher Intelligenz.
„Die Bewertung des Nutzens und der Risiken dieser KI-Anwendungen ist nicht eindeutig. Die Bewertung muss im öffentlichen Diskurs ausgehandelt werden. Dazu muss die Kirche ihren Beitrag leisten. Daher ist es wichtig, dass wir Austauschforen wie diese haben.“
Drei Kriterien seien ihm dabei besonders wichtig, an denen man die Anwendung von KI messen müsse: Gerechtigkeit, Bildung und Gemeinschaft. Besonders im Bereich der Seelsorge, der „Muttersprache der Kirche“, ist laut Herrn Gohl der Einsatz von KI mehr als kritisch zu sehen.
Professor Dr. Heiner Lasi und Daniel Burkhardt vom Ferdinand-Steinbeis-Institut gaben dem Publikum eine allgemeine Einführung zur KI-Technologie. Sie erklärten, wie ein KI-Modell agiert, woher es seine Informationen bezieht und wie es selbständig lernt. Wichtig sei dabei zu erkennen, dass die KI keine Antworten aus sich selbst heraus gebe, sondern immer aus einem großen Wissens-Pool, den sogenannten Korpora, schöpft.
Die große Blackbox sei hier jedoch, wer diesen Informationspool wie bestücke. Die Gefahr bestehe darin, dass die Korpora von einzelnen Firmen mit bestimmten Informationen gefüttert werden, die wirtschaftlich für diese Firmen von Vorteil sein könnten.
Daher sei es wichtig, in diesem Prozess den Menschen als schlussendlichen Entscheidungsträger beizubehalten.
Wie kann die KI zur Arbeitserleichterung in Organisationen eingesetzt werden?
Sascha Sambale, Programm Manager für das Thema „Generative KI“ bei der Robert Bosch GmbH, berichtete anschaulich über die Einführung und den Umgang mit verschiedenen KI-Modellen bei Bosch. Vor allem bei der Automatisierung repetitiver und unliebsamer Aufgaben werde hier mittlerweile auf KI-Lösungen zurückgegriffen. So zum Beispiel im Bereich Technik-Support oder bei der Erstellung von Fehlerprotokollen.
Auch im kreativen Prozess können KI-Modelle hilfreich sein, sagte Sambale. So könnte generative KI neue Ideen und Konzepte generieren, die den kreativen Prozess in Unternehmen ankurbeln. Diese Methode könne auch auf Arbeiten in der Kirche übertragen werden, zum Beispiel Erstellung einer Predigt oder neuer Medienformate. Die KI könne hier Ideengeber sein. Die schlussendliche Ausarbeitung bzw. Entscheidung solle jedoch weiterhin beim Menschen bleiben.
Die größte Aufgabe seiner Abteilung sieht er jedoch darin, Lust auf das Arbeiten mit KI zu machen. So werden die Mitarbeiter motiviert, Prozesse auszutesten und sich intensiv mit dem Umgang mit KI-Modellen zu befassen.
Die Frage nach der Sicherheit sei ein zentrales Thema bei Bosch. Gerade mit Blick auf Firmengeheimnisse oder Datenschutz würden vorab klare Regeln erarbeitet, welche Daten wo und wie eingesetzt werden dürfen. Diese Rahmenbedingungen sollten vor dem Einsatz von KI-Modellen unbedingt gesetzt werden.
Wie können Theologie und Künstliche Intelligenz vereinbart werden?
Zu diesem Thema war Lukas Brand eingeladen, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Algorithm Accountability Lab der Rheinland-Pfälzischen Technischen Universität in Kaiserslautern. Seine Magisterarbeit zur Maschinenethik erschien 2018 unter dem Titel „Künstliche Tugend. Roboter als moralische Akteure“ beim Pustet Verlag. Seit seinem Abschluss forscht Brand zu Themen der Technikphilosophie sowie Ethik, Anthropologie und Theologie der Künstlichen Intelligenz. Anhand von Beispielen wie dem Segensroboter Bless U2, dem Gebetsassistenten CelesTE (2020) und dem KI-Gottesdienst beim evangelischen Kirchentag stellte er die Frage, ob ein Roboter oder eine KI segnen, beten oder sogar predigen dürfe.
Die KI habe keine eigenen religiösen Überzeugungen und könne ebenso wenig an Gott glauben. Trotzdem seien die Menschen zumindest in den meisten Fällen von dem, was die KI in den unterschiedlichen Bereichen leiste, (religiös) angerührt. Sie könne Menschen auf Gott ausrichten. Man müsse sich aber fragen, worauf es in diesen Feldern ankomme. Wird die religiöse Praxis als sensibler, zwischenmenschlicher Bereich gewahrt?
Wie geht es nun weiter?
Abschließend diskutierten die Teilnehmenden im Plenum konkrete Anwendungsmöglichkeiten in der Landeskirche. Sollen eigene Landeskirchen- oder EKD-Korpora erstellt werden? In welchen Aufgabenbereichen kann KI in der Kirche sicher und effektiv eingesetzt werden? Welche Schulungsangebote sind wichtig und notwendig?
Erste Maßnahmen in der Landeskirche
Copilot Testprogramm
Im Pilotprojekt „KI und Kirche“ wird erstmals der Einsatz einer generativen KI-Anwendung (Microsoft Copilot) strukturiert getestet. Die unterschiedlichen Berufsgruppen und Ebenen der Landeskirche repräsentierenden Projektteilnehmenden erhalten neben den Lizenzen ein maßgeschneidertes Schulungs- und Unterstützungsangebot, mit dem Ziel, innerhalb des einjährigen Projektzeitraums sogenannte Usecases zu entwickeln und als Organisation zu lernen, wie die Technologie zielführende innerhalb der Landeskirche eingesetzt werden kann.
Bildung
Das Evangelische Medienhaus Stuttgart bietet am 16. Mai 2024 ein Online-Seminar mit dem Titel „KI-Nutzung in der Gemeinde“ an.
Eines war nach diesem Tag allen klar. KI ist gekommen, um zu bleiben, und wird sich rasant weiterentwickeln. Die Kirche darf sich hier nicht abhängen lassen und muss schnell und zielgerichtet agieren. Die ersten Schritte sind getan, jetzt gilt es am Ball zu bleiben.
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