| Kirchenjahr

Gott als Freund des Lebens

Andacht zu Ostern

Wie kann das Leben weitergehen? Nach einem schrecklichen Verlust? Vielleicht, wenn wenigstens einer nicht den Kopf verliert vor lauter Trauer. Wenn wenigstens eine tut, was nötig ist, auch wenn alle meinen: Jetzt, nach dieser Katastrophe, steht alles still.

Rundfunkpfarrerin Dr. Lucie PanzerKirche im SWR

Es gibt eine merkwürdige Ostergeschichte in der Bibel, die so etwas erzählt (Lk 24, 36-45). Die Weggefährten von Jesus waren irgendwo zusammen und sie waren fassungslos traurig. Jesus, ihr Freund und Lehrer, war hingerichtet worden. Jetzt war alles aus. Gott hatte sie im Stich gelassen.
Nur einer hat sich offenbar von der Trauer nicht unterkriegen lassen. Man muss doch was essen, fand er. Und hat sich in der Küche zu schaffen gemacht, legt Fisch in die Pfanne. Bald riecht man es im ganzen Haus – köstlich, eigentlich. „Ihr müsst doch was essen“, hat er womöglich zu den anderen gesagt. „Probiert doch mal – ist gut!“ Aber keiner hatte Appetit.

Da steht auf einmal Jesus mitten unter ihnen. Gott zeigt sich da, wo das Leben wieder anfängt, ganz alltäglich und leise. So verstehe ich das. Wo Jesus ist, zeigt sich doch Gott. Aber die Traurigen sind noch nicht so weit. Das kann doch nicht sein, finden sie. Tot ist tot. Es ist noch nie einer zurückgekommen. Irritiert und ratlos starren sie ihn an. Da zeigt er ihnen die Wunden an seinen Händen und Füßen. Die Zeichen seines schrecklichen Sterbens. Ja, sicher, er könnte es sein! Oder ist das doch nur Einbildung?„Habt ihr etwas zu essen hier?“ fragt er sie dann. Der Geruch des Lebens macht ihm Appetit. Sie geben ihm von dem gebratenen Fisch. Und ich glaube nicht, dass er den jetzt allein essen muss. Ich denke mir, dass auch seine Freunde jetzt auf den Geschmack kommen. Jesus ist nicht tot. Er lebt. Hier, mitten unter uns. Lasst uns essen und trinken! Das Leben kann weitergehen. Nur anders eben. Ganz neu.

Wir Christen feiern heute Ostern. Christus ist auferstanden, glauben wir. Und wir tun das, weil die Jünger von damals uns solche Geschichten erzählt haben. Und weil man auch heute erleben kann, wie das Leben neu anfängt. Mit Essen und Trinken zum Beispiel. Früher war es üblich, dass die Nachbarn ein paar Tage lang gekocht haben für Menschen, die traurig waren, weil jemand gestorben war. Das war eigentlich ein schöner Brauch. Die Fürsorge, das Essen, der Geruch und Geschmack des Lebens – das hilft den Trauernden. Es hilft ihnen, das Leben wieder zu spüren. Und ich glaube: Das ist eine Möglichkeit, wie man auch Gottes Nähe wieder spüren kann. Denn Gott ist der Freund des Lebens.

Ursprünglich ein „3vor8“ für SWR 1


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