Im Jahr 1516 erschien in einer Auflage von 1200 Exemplaren, 1000 Seiten dick, das erste griechische Neue Testament der Christenheit als Buch. Ein Bestseller. Verantwortlich dafür war Erasmus von Rotterdam, der den neutestamentlichen Teil der lateinischen Bibel in Frage stellte. Ein Exemplar der zweiten Auflage war im Besitz von Martin Luther, als dieser 1521 auf der Wartburg das Neue Testament ins Deutsche übersetzte. Heute vor 550 Jahren wurde Erasmus von Rotterdam geboren.
In Basel arbeitete im Jahr 1516 der Drucker Johann Froben Tag und Nacht an der Druckerpresse. Seit 1514 war er mit dem Humanisten Erasmus von Rotterdam befreundet, der sich nichts weniger vorgenommen hatte, als das heilige Buch der Christenheit, die lateinische Bibel „Vulgata“, die nach Meinung aller direkt vom Heiligen Geist dem Kirchenvater Hieronymus in die Feder diktiert worden war, in ihrem neutestamentlichen Teil in Frage zu stellen. Dabei orientierte er sich an griechischen Handschriften aus dem 12. und 15. Jahrhundert, die Flüchtlinge aus Konstantinopel mitgebracht hatten. Sein Ziel: ein griechisches Neues Testament auf den Markt zu bringen. Im März 1516 war es dann soweit: In einer Auflage von 1200 Exemplaren, 1000 Seiten dick, erschien das erste griechische Neue Testament der Christenheit als Buch. Ein Bestseller. Auf jeder Seite standen sich lateinischer und griechischer Text gegenüber. So konnten nun die Gebildeten, die der lateinischen Sprache mächtig waren, die lateinische mit der griechischen Version vergleichen und auf diese Weise auch erkennen, was nicht übereinstimmte. Noch heute gibt es viele, die diesen altgriechischen Text des Erasmus, genannt „Textus Receptus“, als Urfassung des neutestamentlichen Textes bezeichnen und verehren. Ein Exemplar der zweiten Auflage von 1519 war im Besitz von Martin Luther, als dieser 1521 auf der Wartburg das Neue Testament ins Deutsche übersetzte.
Erasmus von Rotterdam hieß eigentlich Gerhard Gerhards, als er vermutlich am 28. Oktober 1466 in Rotterdam geboren wurde. Er war das uneheliche Kind des Pfarrers von Gouda, einer Gemeinde im Westen der Niederlande, und dessen Haushälterin. Zur Geburt ging sie wahrscheinlich nach Rotterdam, damit der Skandal in Gouda nicht auffiel. Mit 14 Jahren war Erasmus Waise. In Herzogenbusch ging er bei den „Brüdern vom gemeinsamen Leben“ zur Schule. Die Verwandten stellten die Unterstützung des Jugendlichen ein und drängten ihn, ins Kloster zu gehen. Er wurde Augustinermönch. Das Schönste am Kloster war die Bibliothek, und der bildungshungrige Erasmus nutzte sie voll aus. 1492 wurde er zum Priester geweiht. Weder die klösterliche Disziplin behagte ihm noch die mittelalterliche Scholastik.
1493 trat er aus dem Kloster aus und wurde Sekretär des Bischofs von Cambrai. Dieser förderte ihn und entsandte ihn 1495 an die Universität Sorbonne nach Paris. Erasmus studierte Theologie, wobei er mit großem Fleiß die altgriechische Sprache lernte. Die Antike faszinierte ihn. Er hielt sie für das Zeitalter, in dem die Menschlichkeit in seiner reinsten Form gelebt wurde. So hielt er die religiöse Toleranz hoch und versuchte Antike und Christentum so miteinander zu verbinden, dass daraus ein christlicher Humanismus entstehen konnte – eine Idee, welche damals die Gelehrten ergriff und ihn zum Anführer des Humanismus machte.
Ab 1499 reiste er durch Europa und veröffentlichte viele Schriften – ganz im Sinne des Humanismus. In England gehörte er zum Kreis der dortigen Humanisten. Eine Zeit lang wirkte er sogar als Erzieher des Kronprinzen Heinrich – dem späteren König Heinrich VIII., der zwecks einer erneuten Heirat die Kontakte zu Rom abbrach und die Anglikanische Kirche gründete. Erasmus half mit, dem Humanismus in England zum Durchbruch zu verhelfen.
Umfangreiche Reisen in Europa brachten ihn mit vielen Gelehrten zusammen, mit denen er brieflich in Verbindung blieb. Die lateinische Sprache machte es möglich. So entstand ein europäisches Netzwerk der Humanisten. Quasi unterwegs promovierte er 1506 in Turin.
Erasmus blieb katholisch. Als 1529 in Basel die Reformation eingeführt wurde, musste er gehen und hielt sich in Freiburg im Breisgau auf. Ein Jahr vor seinem Tod kehrte er 1535 nach Basel zurück. Dort starb er am 11. Juli 1536.
Seiner Auseinandersetzung mit Martin Luther verdanken wir wesentliche Erkenntnisse der Reformation. Erasmus brachte 1524 seine Schrift „De libero arbitrio“ (vom freien Willen) gegen Martin Luther heraus, der mit seiner Schrift „ De servo arbitrio“ (vom unfreien Willen) dagegen schrieb. Die Auseinandersetzung der beiden verhalf zur Klärung eines wesentlichen Begriffs der Reformation, der bis heute Bedeutung hat: Freiheit!
Jürgen Kaiser
Erasmus von Rotterdam - 28. Oktober, 550. Geburtstag
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