| Kirchenjahr

Von der Kraft der Erinnerung

Ein geistlicher Impuls zum Sonntag Reminiscere

Die Erinnerung an gute Zeiten im eigenen Leben wie in der Geschichte Gottes mit den Menschen macht uns stark für Gegenwart und die Zukunft. Ein geistlicher Impuls zum zweiten Fastensonntag von Pfarrerin Pamela Barke.

Vielleicht ein bisschen angestaubt, aber immer noch gut und wirksam - Erinnerung gibt Kraft.Pixabay / Freephotos

Erinnerung an bessere Zeiten – das kann eine Kraftquelle sein. Vielleicht so: Wir sitzen gemeinsam da, reden und denken zurück. „Those were the days my friend, we thought they’d never end, we’sing and dance forever and a day…“, so heißt es in einem Lied von Mary Hopkin aus meinem Geburtsjahr 1968, und so haben wir es auch, bei der Abifeier in den 80ern laut gesungen. Wir saßen da und träumten zurück – und zugleich nach vorne in unser Leben hinein. Und heute, mitten im Leben? In Beruf, Krankheit, Gesundheit, Partnerschaften, Corona-Pandemie und was sonst noch unser Leben bestimmt? Ja, es kann helfen, für einen ersten Schritt sich herauszudenken aus dem, was ist. Erst recht, wenn die Tage schwer werden.

Gedenke, Herr, an deine Barmherzigkeit und an deine Güte

Reminiscere!“ ist das Wort, das dem Passionssonntag Reminiscere seinem Namen gab. Diese lateinische Bitte heißt auf Deutsch: „Erinnere dich!“ und stammt aus dem sechsten Vers des Psalm 25: „Gedenke, Herr, an deine Barmherzigkeit und an deine Güte, die von Ewigkeit her gewesen sind.“ (Lutherbibel 2017). Wer so betet, denkt an die vielen guten und segensreichen Zeiten, die er oder sie erlebt hat.

Auch das Alte und das Neue Testament sind ein Bericht über gute und schlechte Zeiten. Gute Zeiten, schlechte Zeiten. „GZSZ“, so heißt auch eine TV-Serie. Aber im Unterschied zur Serie sind die Zeiten der Bibel nicht einfach so mal gut oder schlecht - comme ci comme ça. Sondern Gott ist in den Zeiten und er vermag sie zu wenden, zu geben, zu nehmen.

... bis Jesus Christus siegt

Warum aber sind nicht alle Zeiten gut? Warum ist das Leben mit Gott nicht schlicht „GZ“? Das ist letztlich die Frage: Warum ist die Welt nicht ein Paradies geblieben? Warum folgen der vollkommenen Schöpfung der Sündenfall, der Turmbau zu Babel, die Sintflut und so weiter und so fort? Bis zu den letzten Seiten der Bibel. Und selbst im Buch der Offenbarung steht es zuweilen im Kampf der bösen Mächte gegen Gott Spitz auf Knopf, bis Jesus Christus siegt. Dieser Sieg erfolgt in der Gestalt eines der verletzlichsten Wesen auf der Welt, eines Lamms.

Das alles hat wohl mit der Freiheit des Menschen zu tun, und auch mit der Freiheit Gottes. Und es hat wohl zu tun mit dem Schmerz, dass wir Gottes abgewandte Seite erleben müssen. Martin Luther nannte das die „abgewendete Seite“ Gottes, den „verborgenen Gott“ („deus absconditus“), und die andere den „offenbaren Gott“ („deus relevatus“), der sein Gesicht voller Liebe und Barmherzigkeit vom Menschen zuwendet. Luther wurde nicht müde, sein Leben lang diese liebende Seite Gottes wieder und wieder zu beschreiben, so auch in einer Predigt in der Passionszeit: „Gott ist ein glühender Backofen voller Liebe, der da reichet von der Erde bis an den Himmel.“ (Predigt zum 15. März 1522, WA 10 III, 55-58)

Bei Gott Leben und Zukunft suchen

Der Sonntag Reminiscere schlägt den Bogen zurück, von der Erde in den Himmel, zu Gott: Lasst uns bei Gott Leben und Zukunft suchen und nicht bei anderen Kräften und Mächten! Ich wünsche uns allen, dass wir uns so erinnern können, in den guten und in den schlechten Zeiten unseres Lebens.


Pfarrerin Pamela Barke

Mehr News

  • Datum: 04.05.2024

    1.000 Menschen feiern Fest der Innovation

    Rund 1.000 Haupt- und Ehrenamtliche aus allen Regionen der württembergischen Landeskirche sind in Reutlingen zusammengekommen, um ihre Ideen für die Zukunft der Kirche zu präsentieren, zu diskutieren und um sich von den Ideen anderer inspirieren zu lassen.

    Mehr erfahren
  • Datum: 04.05.2024

    „Gott provoziert Veränderungen und begleitet sie“

    Die Kirchengemeinden hätten viel Gestaltungsspielraum, sagte Anna-Nicole Heinrich (Präses der 13. Synode der EKD) auf dem Innovationstag der Evangelischen Landeskirche in Reutlingen, und ermutigte dazu, ihn zu nutzen.

    Mehr erfahren
  • Datum: 04.05.2024

    Kira Geiss: „Kirche ist für mich Lebensfreude"

    Beim Innovationstag der Landeskirche trafen sich Landesbischof Ernst-Wilhelm Gohl und Kira Geiss, Miss Germany 2023 und christliche Influencerin, um über ihre Erfahrungen mit Innovation in der Kirche zu sprechen.

    Mehr erfahren
  • Datum: 04.05.2024

    „One size fits all funktioniert nicht mehr“

    Dr. Klaus Douglass, Direktor der Evangelischen Arbeitsstelle für missionarische Kirchenentwicklung und diakonische Profilbildung (midi) betonte auf dem Innovationstag der Landeskirche, Kirche müsse sich von innen heraus erneuern. Es gebe auch zahlreiche Belege für Erneuerung in der Bibel.

    Mehr erfahren
  • Datum: 04.05.2024

    „Hoffnung macht mir die Kirche, die nah bei den Menschen ist“

    Beim Innovationstag der Landeskirche tauschen sich rund 1.000 ehren- und hauptamtliche Teilnehmende über Innovationsideen und -projekte aus und lassen sich in Workshops und Vorträgen inspirieren. Hier finden Sie das Eröffnungsgrußwort von Landesbischof Gohl im Volltext.

    Mehr erfahren
  • Datum: 03.05.2024

    „Begeisterung für Fußball erleben“

    Vom 14. Juni bis 14. Juli findet in Deutschland die Fußball-EM der Männer statt. Fünf der Spiele werden in Stuttgart ausgetragen. Die Landeskirche begleitet das Großereignis unter dem Dach der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) mit vielen Angeboten.

    Mehr erfahren
  • Datum: 03.05.2024

    TV-Tipp: Vierfacher Vater plötzlich Witwer

    Innerhalb weniger Wochen änderte sich Stefan Bitzers Leben komplett. Er verlor seinen Job, seine Frau, seinen Vater – und blieb zurück mit vier Kindern. Alpha & Omega“-Moderatorin Heidrun Lieb spricht mit ihm darüber, wie er diese kritische Lebensphase bewältigte.

    Mehr erfahren
  • Datum: 30.04.2024

    „Stadtradeln“ mit Gottes Segen

    Die württembergische Landeskirche unterstützen die Aktion „Stadtradeln“ mit dem Landesarbeitskreis „Kirche und Sport“ und mit der Diözese Rottenburg-Stuttgart sowie dem Württembergischen Landessportbund. Unter dem Motto Achtsamkeit werden ein Andachtsentwurf und kostenfreie Aufkleber „Bleib behütet auf all deinen Wegen“ angeboten.

    Mehr erfahren
  • Datum: 30.04.2024

    So begeistert Gemeinde – sieben Projekte

    Unter dem Motto #gemeindebegeistert stellen Menschen auf dem Innovationstag Projekte vor, die auf neue Weise Kirche der Zukunft gestalten: Von „4 Pfarrer auf 1 Streich“ bis „Schwätzbänkle“. Wir haben gefragt, was die Ideen besonders macht und welche Vision dahintersteckt.

    Mehr erfahren
  • Datum: 29.04.2024

    Video: „Gottesdienste sind fast wie Urlaub“

    Was macht an dem Beruf der Mesnerin besonders Spaß? Welche Herausforderungen bringt er mit sich, und warum fühlt er sich manchmal wie Urlaub an? Rundfunkpfarrerin Barbara Wurz hat bei SWR1 Begegnungen Gabi Sauer, die Mesnerin der evangelischen Veitskirche in Nehren, zu Gast.

    Mehr erfahren
  • Datum: 26.04.2024

    Zum 90. Geburtstag von Prof. Dr. Martin Rößler

    „Wir gratulieren Martin Rößler und wünschen ihm Gottes Segen. Einen passenderen Sonntag als diesen gibt es für Martin Rößler nicht: Sonntag Kantate, der das geistliche Singen in den Mittelpunkt stellt.“ Landesbischof Gohl gratuliert Prof. Dr. Martin Rößler zum 90. Geburtstag.

    Mehr erfahren
  • Datum: 26.04.2024

    „Das Gesangbuch ist ein Lebensbuch“

    „Singen ist Lebenshilfe. Das Gesangbuch ist mehr als eine Sammlung von Liedern für wechselnde Jahreszeiten und sonstige Anlässe. Das Gesangbuch ist ein Lebensbuch.“ Das sagt Landesbischof Gohl in seiner Predigt aus Anlass des 500-jährigen Jubiläums des evangelischen Gesangbuchs.

    Mehr erfahren
Mehr laden