| Gesellschaft

Urlaub für die Seele

… oder was die Kirchen mit der „schönsten Zeit des Jahres“ zu tun haben

Am Samstag, 14. Januar, beginnt in Stuttgart die Tourismus-Messe CMT. Seit über 40 Jahren ist die Evangelische Landeskirche in Württemberg dort zusammen mit der Diözese Rottenburg-Stuttgart mit einem Stand vertreten. Doch warum engagiert sich die Kirche im Bereich Tourismus? Was hat christlicher Glaube mit Urlaub zu tun? Ute Dilg hat mit Diakon Karl-Heinz Jaworski vom Arbeitsbereich Kirche in Freizeit und Tourismus gesprochen.

Diakon Karl-Heinz Jaworski, Leiter des Fachbereichs „Kirche in Freizeit und Tourismus, Messen und Ausstellungen“.privat

Warum ist die Landeskirche mit einem Stand bei der Tourismus-Messe CMT präsent?
Wir wollen uns als Kirche dort aufhalten, wo die Menschen sind. Unser Stand auf der CMT ist also sowas wie ein „vorgeschobener Posten“ der Kirche. Viele Menschen sprechen uns dort auch an und fragen: „Was macht Kirche hier?“ Und daraus ergeben sich häufig sehr interessante Gespräche. Außerdem ist die Kirche in der Tat ein großer Anbieter im Bereich Tourismus und Freizeit. Diese Angebote präsentieren wir auf der Messe. Genauso übrigens wie unsere katholischen Kolleginnen und Kollegen von der Diözese Rottenburg-Stuttgart, mit denen wir uns den Stand teilen. Wir arbeiten auf der CMT ökumenisch.

Welche kirchlichen Angebote gibt es denn für die „schönste Zeit des Jahres“?
Es gibt allein in jedem Kirchenbezirk ein Jugendwerk, das Freizeiten für Kinder und Jugendliche anbietet. Es gibt die Waldheime für Kinder. Dann bieten wir Familienfreizeiten an, z. B. im Feriendorf Tieringen auf der Schwäbischen Alb. Auch die katholische Kirche hat viele Feriendörfer, etwa in Langenargen am Bodensee. Dort kann man sich zu geschlossenen Freizeiten anmelden oder einfach vor Ort bestimmte Angebote wahrnehmen. Das können Gesprächsgruppen für die Eltern sein, aber auch Aktivitäten wie Kanufahren, Höhlenwanderungen, Schwimmen oder Wandern. Für Erwachsene gibt es Studienreisen von Reiseveranstaltern aus dem kirchlichen Umfeld, dazu Angebote von Einkehrhäusern und Klöstern. Und dann gibt es Spezialangebote für spezielle Zielgruppen, etwa für Menschen mit Behinderungen oder für Pflegebedürftige und ihre Angehörigen. Generell ist die Kirche an ganz vielen Urlaubsorten über die Urlauber- und Kurseelsorge präsent.

Wie werden diese Angebote angenommen?
Wie die einzelnen Freizeiten oder Reisen angenommen werden, kann ich nicht sagen. Das müsste man die Anbieter wie etwa die Jugendwerke fragen. Wir informieren über diese Angebote auf der CMT, und das wird sehr gut angenommen. Generell muss man sagen, dass der Bereich der Urlauberseelsorge oder auch „Kirche bei Gelegenheit“ ein bedeutendes Thema der Zukunft ist.

Inwiefern?
Die kirchlichen Strukturen lösen sich ja bis zu einem gewissen Grad auf. Wir haben die Kerngemeinde, die engagiert ist. An den Rändern finden sich aber viele Menschen, die eigentlich Interesse am christlichen Glauben und an Spiritualität haben, aber nicht mehr in die Kirche gehen. Diese Leute trifft man dann eben „bei Gelegenheit“ oder im Urlaub, und denen müssen wir als Kirche Angebote machen. Dazu gehören zum Beispiel die Radwege- und Autobahnkirchen, die Pilgerwege und Angebote wie Einkehr in Klöstern, Kloster auf Zeit oder Exerzitien.

Sind Menschen im Urlaub besonders empfänglich für die christliche Botschaft?
Gerade im Urlaub haben die Menschen eine hohe spirituelle Erwartung, die durch das „normale“ Angebot der Kirchengemeinden oft nicht abgedeckt wird. Wenn die Leute im Urlaub in einen Kirchenraum gehen, dann erwarten sie etwas anderes als das, was sie sonst bekommen. Und da müssen wir als Kirchen ansetzen. Denn das ist eine großartige Gelegenheit für uns, mit den Menschen ins Gespräch zu kommen. Nehmen wir das Beispiel Autobahnkirchen! In die Autobahnkirche in Baden-Baden kommen im Jahr etwa 300.000 Besucher. Das kriegen wir selbst in großen städtischen Kirchen nicht wirklich hin. Die Leute machen dort einen kurzen Stopp und wollen angesprochen werden von der Kirche. Und das ist kein kurzfristiger Trend. Das gleiche gilt fürs Pilgern. Wir müssen als Kirchen hier Angebote machen, um mit den Menschen in Kontakt zu treten.

Das Motto der Kirchen auf der CMT 2017 lautet „Aufatmen – Urlaub für die Seele“. Gibt es jedes Jahr ein besonderes Thema?
Ja! Wir haben in den vergangenen Jahren immer ein Schwerpunktthema festgelegt, das wir neben dem Standardprogramm bewerben. So setzen wir Themen in die Messe hinein. Das können ganz verschiedene Aspekte sein, etwa „Urlaub für pflegende Angehörige“, aber auch so etwas wie die Reformation oder Wallfahrtsorte. Wir legen das gemeinsam mit unseren katholischen Kollegen fest. Am ersten Wochenende geht es auf der CMT um das Wandern und Radfahren. Die Kirchen stellen an ihrem Stand einen neuen Pilgerweg vor, den „Weg der Freiheit“. Das ist der Weg, den die Hugenotten und Waldenser von der Schweiz aus Richtung Norden gegangen sind. Er führt von Schaffhausen am Schwarzwald entlang, durch Calw bis nach Hessen.

Infostand der Kirchen in Halle 6 (Stand 6 B 30)
Besucherinnen und Besucher können sich dort über die Urlaubs- und Freizeitangebote der kirchlichen Einrichtungen, Einkehrhäuser und Werke informieren. Das „Forum der Kirchen“ bietet zudem im Foyer des Eingangs Ost Informationen über das Pilgern auf dem Jakobsweg an.

Weitere Angebote
14.-15. Januar: Sonderausstellung „Fahrrad- und Erlebnisreisen“ in Halle 9 (Stand 9 B 66) 15. und 22. Januar, 10 Uhr: Andachten auf der SWR-Bühne in Halle 6 An allen Messetagen um 12:45 Uhr „Atempausen“ im Andachtsraum (Foyer des Eingangs Ost)

Die Tourismus-Messe CMT ist die weltweit größte Publikumsmesse für Tourismus und Freizeit. Knapp 2.100 Aussteller aus 98 Nationen präsentieren Trends und Angebote für die kommende Reisesaison. Die CMT finden jedes Jahr im Januar in der Messe Stuttgart statt, in diesem Jahr vom 14. bis 22. Januar.


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