| Landeskirche

Kraftzentrum und Partymeile

Der 35. Deutsche Evangelischer Kirchentag in Stuttgart

Beim ersten Deutschen Evangelischen Kirchentag in Stuttgart 1952 wurde das große Protestantentreffen noch vor der Ruinenfassade des Neuen Schlosses eröffnet. Diesmal glich der Auftakt vor großer Kulisse und bunt angestrahlter Schlossfassade einem heiteren Sommerfest bei mediterranen Temperaturen.

Unter dem biblischen Motto "damit wir klug werden" stimmten sich am Mittwochabend Hunderttausende auf den 35. Kirchentag ein, der sich bis Sonntag in mehr als 2.500 Veranstaltungen den großen Themen der Gegenwart zuwenden will.

Es gehe darum, Herzensweisheit zu erlangen, übersetzte der gastgebende württembergische Bischof Frank Otfried July beim Eröffnungsgottesdienst vor dem Schloss das Motto. "Um mit der Klugheit des Herzens, der Tatkraft des Geistes und dem Gestaltungswillen der Barmherzigkeit neu die Wege des Friedens zu gehen." Und wenig später sangen Zehntausende auf dem überfüllten Schlossplatz: "Klüger, weiser, leichter, reicher, machst du mich, willst du mich, du, mein Gott."

Kirchentagspräsident Andreas Barner sagte mit Blick auf das Motto, die insgesamt rund 100.000 Dauergäste aus 104 Ländern beschäftigten sich mit einem Dreiklang: "Klugheit, Nachhaltigkeit und Zukunftsfähigkeit der Gesellschaft." Das sei ein Akkord in schwierigen Zeiten. "Denn es ist nicht übertrieben, mit Ex-UN-Generalsekretär Kofi Annan zu sagen: Die Welt ist aus den Fugen geraten."

Doch bevor die ernsten Themen in Bibelarbeiten, Workshops und Podien bedacht werden, war erst einmal Party angesagt. Eine Riesenparty. Nach drei Eröffnungsgottesdiensten mit insgesamt rund 80.000 Teilnehmenden ließen sich mehr als 250.000 Festgäste in der Innenstadt durch den "Abend der Begegnung" treiben. Die persönliche Begegnung bei Essen, Trinken und Musik schaffe Verständnis füreinander, beschrieb July schwäbisch-verhalten die spürbare Lust am Feiern. "Das brauchen wir in unserer auseinanderdriftenden, individualisierten Gesellschaft."

"Gugg gschneid na", sieh genau hin, lautete das Motto des Abends. Was besonders die gut 60.000 Kirchentagsgäste aus anderen Regionen Deutschlands taten. Denn mit Maultaschen, Spätzle, Hefezopf, Flachswickel und Dinnete, der regionalen Variante der Pizza, wurden an Hunderten Verpflegungs-Ständen Spezialitäten serviert, die einen Eindruck davon vermittelten, wie Stuttgart schmeckt: Schwäbisches Lebensgefühl pur, das an diesem Abend mit einem Lichtermeer aus 150.000 Kerzen enden sollte.

Schon Donnerstagmorgen tauchen die Kirchentagsbesucher dann mit Bibelarbeiten in die thematische Arbeit ein. Oft wohl in heißen Hallen und Zelten, denn die Temperaturen erreichen angefeuert durch das Hoch "Walburga" mit über 30 Grad Celsius Tropenniveau. Die Organisatoren haben sich darauf mit Hunderttausenden Wasserflaschen und literweise Sonnencreme eingerichtet.

Inhaltlich ist die Liste der Themen lang: Es geht um Frieden, um das Klima, um Fragen der Gerechtigkeit, um Homo-Ehe, Flüchtlinge und Entwicklungspolitik. Es sei eben eine Zeit, "so brutal und so kriegerisch" wie schon lange nicht mehr, sagte Kirchentagspräsident Barner. Viele Kirchentagsfahrer wollen fragen und diskutieren, wünschen sich in unsicheren Zeiten aber auch eine Zeitansage, die Sicherheit vermittelt, ein Gemeinschaftsgefühl, das Struktur gibt.

Generalsekretärin Ellen Ueberschär ist überzeugt, dass Stuttgart das leisten kann. Bereits jetzt seien zwölf Resolutionen zu Wirtschaft, Umwelt und Frieden angemeldet, sagte sie und fügte hinzu: "Der Kirchentag wird sich zum Kraftzentrum des lebendigen, verantwortlichen Glaubens entwickeln." Und "Schduagerd" soll vor allem deutlich für den Frieden eintreten, gar ein Friedenskirchentag werden, wie es 1981 Hamburg unter dem Motto "Fürchte dich nicht" war. Symbol dafür könnte diesmal eine Menschenkette werden, die am Samstag punkt fünf vor zwölf geschlossen werden soll.

Quelle: Evangelischer Pressedienst (EPD)


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