400. Todestag von Matthias Hafenreffer

(24. Juni 1561–22. Oktober 1619)

Matthias Hafenreffer auf einem Kupferstich.Uhlmann/EMH

Ende des 16. Jahrhundert war die Tübinger Universität zu einem Hort des Luthertums geworden. Selbst in Wittenberg verwendete man zu dieser Zeit theologische Lehrbücher, die aus Württemberg stammten. Eines der wichtigsten davon verfasste Matthias Hafenreffer, dessen Todestag sich dieses Jahr am 22. Oktober zum 400. Mal jährt.

Der Bildungsweg des aus Lorch stammenden Hafenreffer war typisch für spätere Geistliche in Württemberg: Er führte ihn zuerst an die Klosterschule Hirsau und anschließend ins Evangelische Stift nach Tübingen. Dort studierte er unter anderem bei Johannes Brenz dem Jüngeren, dem Sohn des Reformators. Durch ihn vermittelt, dürfte es zu zur Eheschließung mit Agnes Brenz, der deutlich älteren, verwitweten Tochter des württembergischen Kirchenvaters gekommen sein.

Diese Heirat im Jahr 1586 prägte seine Entwicklung, denn sie eröffnete ihm Zugang zur württembergischen Führungselite. Nach kurzer Zeit im Pfarrdienst in Herrenberg und Ehningen wurde Hafenreffer 1589 Hofprediger und Konsistorialrat in Stuttgart, 1592 Professor in Tübingen.

Genau zur Jahrhundertwende erschien sein theologische Lehrbuch: die „Loci theologici“. Deutlich zeigt sich die Geistesverwandtschaft mit seinem Schwiegervater Brenz: Im Vorwort bekräftigt er nämlich, dass in der Theologie nichts ohne die Autorität der Heiligen Schrift behauptet werden dürfe. Die Schrift enthalte, was man über Gott, den Schöpfer, und die Geschöpfe wissen müsse, um zum Heil zu gelangen. Die Lehre von der Heiligen Schrift nimmt dementsprechend großen Raum im ersten Teil des Lehrbuchs ein. Außerdem werden alle Aussagen mit zahlreichen Belegen aus der Bibel untermauert.

Theologische Lehre und christliche Praxis

Charakteristisch ist zudem, dass im Anschluss an die Behandlung eines jeden Themenbereiches gefragt wird, welcher Nutzen für das christliche Leben aus diesem Wissen gezogen werden kann. Wie wichtig Hafenreffer die Verbindung von biblischer Lehre und praktischer Frömmigkeit ist, belegt auch die zweite Auflage des Lehrbuches.

Dort wird Luthers Empfehlung für die Theologiestudenten an den Anfang gestellt: Zum Bibelstudium gehöre neben der Besinnung auf den Text (meditatio) das Gebet (oratio) und das Durchleben des Erkannten in der Anfechtung (tentatio). Theologie auf biblischem Fundament und bezogen auf das geistliche Leben – das war Hafenreffers Programm.

Bis zu seinem Tod im Jahr 1619 lehrte er in Tübingen, ein Jahr zuvor war er noch Kanzler der Universität geworden. Der Astronom Johannes Kepler verehrte ihn als Lehrer. Knapp hundert Jahre später werden seine Nachfolger an der Fakultät mit aller Macht versuchen, den Siegeslauf des Pietismus in Württemberg aufzuhalten. Gleichwohl waren es nicht zuletzt württembergische Theologen wie Hafenreffer, die die Grundlage dafür gelegt hatten, dass die neue Frömmigkeitsrichtung in Württemberg tiefe Wurzeln schlagen konnte.


Matthias Deuschle


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