| Gedenktag

450. Todestag von Johannes Brenz

Am 11. September 1570 starb in Stuttgart Johannes Brenz. Damit war einer der letzen aus der Generation der Reformatoren aus dem Leben geschieden. Die Reform der Kirche war das Lebensthema von Brenz gewesen, seit er am 26. April 1518 zusammen mit anderen Studenten Zeuge der Heidelberger Disputation Luthers gewesen war.

Prediger in Hall

Im September 1522 wurde Brenz als Prediger an die Michaelskirche in Schwäbisch Hall berufen. Er war davon überzeugt, daß das Anliegen der Kirchenreform der Gemeinde zunächst durch Predigten erläutert und nahe gebracht werde mußte. Erst dann konnte man an praktische Maßnahmen gehen. Als ersten Reformschritt führte er 1526 das Abendmahl in evangelischer Form ein.

Brenz wurde rasch über die Grenzen der Reichsstadt Hall bekannt. Sein Rat war in Angelegenheiten der Kirchenreform gefragt von dem Markgrafen von Brandenburg-Ansbach, der Reichsstadt Nürnberg und dann auch im Herzogtum Württemberg. Überall, wo die Sache der Reformation verhandelt wurde, auf Reichstagen und Religionsgesprächen, war Brenz dabei. Neben Philipp Melanchthon war er der maßgebende evangelische Theologe auf dem Augsburger Reichstag 1530, wo Kaiser Karl V. das Augsburger Bekenntnis vorgelegt wurde.

Der Kaiser war ein entschiedener Gegner der Kirchenreform. Die Entwicklung steuerte auf eine kriegerische Entscheidung zu, die 1546/47 im Schmalkaldischen Krieg mit dem Sieg des Kaisers endete. Karl V. machte sich nun daran, das Rad der Reformation zurückzudrehen. Brenz und eine Reihe seiner Kollegen sprachen sich gegen die kaiserliche Religionspolitik aus, weshalb von Hall die Auslieferung von Brenz gefordert wurde. Mit knapper Not entging er an seinem 49. Geburtstag der Verhaftung. Er fand Schutz bei Herzog Ulrich von Württemberg und lebte jahrelang, stets gefährdet, ganz oder teilweise im Verborgenen.

Grabplatte von Johannes Brenz in der Stiftskirche Stuttgart. privat

Propst in Stuttgart

Für Herzog Christoph, den Sohn und Nachfolger Ulrichs, verfaßte Brenz das Württembergische Bekenntnis, das 1552 dem in Trient tagenden Konzil vorgelegt wurde. Brenz selbst reiste mit einigen Kollegen nach Trient, um das Bekenntnis zu erläutern, doch kam es nicht mehr dazu, weil sich das Konzil auflöste.

Brenz wurde 1553 Propst der Stuttgarter Stiftskirche und damit der eigentliche Leiter der evangelischen Kirche des Herzogtums. Auf Brenz geht die organisatorische Gestalt der württembergischen Kirche zurück. Die dafür notwendigen Vorschriften sind in der Großen Kirchenordnung von 1559 niedergelegt, mit denen nicht nur das kirchliche Leben, sondern auch Ehe, Schulen und Armenversorgung geregelt wurden.

Brenz ist immer Prediger geblieben, war aber auch Praktiker. Für die Jugend in Hall hatte er einen Katechismus verfaßt, ein Lehrbüchlein des christlichen Glaubens, das sich als Konfirmandenbüchlein bis auf unsere Tage gehalten hat.


Prof. Dr. Hermann Ehmer

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