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Karfreitags- und Osterbotschaft 2018 von Landesbischof July

Eine andere Welt ist möglich – Karfreitag und Ostern schreiben Geschichte

Zu Karfreitag und Ostern schreibt Landesbischof Dr. h. c. Frank Otfried July:
„Gekreuzigt, gestorben und begraben, hinabgestiegen in das Reich des Todes, am dritten Tage aufer-standen von den Toten“ – das ist in Kurzform die Geschichte von Karfreitag und Ostern. Aber natürlich gibt es dazu mehr zu sagen, als es das Glaubensbekenntnis tut. Schließlich hat diese Geschichte Ge-schichte geschrieben, und seit Jesu Tod und Auferstehung ist die Welt eine andere. Oder sollte bezie-hungsweise könnte es zumindest sein.

Karfreitag: Der Gottessohn wird unschuldig hingerichtet, und mit ihm, glauben wir Christen, geht die Schuld von uns Menschen ans Kreuz. Ein für alle Mal und bis heute. Was auch gut so ist. Denn bis heute machen wir uns schuldig, und das im Kleinen wie im Großen. Worte können töten, und Waffen tun es auch. Trotzdem werden in den sozialen Netzwerken Andersdenkende rücksichtslos beschimpft, ein hochmütiger Nationalismus, ein gefährlicher Rassismus, ein hässlicher Antisemitismus breiten sich aus, und deutsche Rüstungsexporte steigen. Aber auch unserem Nichtstun fallen Menschen zum Opfer. Da herrscht Bürgerkrieg zum Beispiel im Jemen und in Syrien, und die Welt schaut zu, sitzt, um im Bild zu bleiben, teilnahmslos unterm Kreuz, an das machtpolitische Interessen Zigtausende unschuldiger Zivilisten, Frauen, Männer und Kinder, nageln: Sanaa, Afrin, Ost-Ghuta und anderswo gleich Golgatha 2018. Nein, noch ist die Welt keine andere geworden, noch richten wir überall Kreuze auf, noch regieren Schuld, Leiden und Tod!

Ostern: Jesus steht von den Toten auf, und mit ihm, glauben wir Christen, gehört auch uns das Leben. Ein für alle Mal und bis heute. Was wiederum auch gut so ist. Denn gerade heute, in dieser Welt voller Schuld, Leiden und Tod, ist die Kraft der Auferstehung nötiger denn je. Damit wir nicht weiter meinen, mit Worten beleidigen, ausgrenzen oder gar töten zu müssen; damit wir in jedem Du das Ich sehen können; damit wir statt Krieg den Frieden wählen; damit uns das Elend anderer nicht gleichgültig lässt; und damit wir nicht neue Kreuze aufrichten, sondern alte niederreißen. Nein, noch ist die Welt keine andere geworden, aber dank Ostern kann sie es werden: menschlicher und dem Leben zugewandt!

„Gekreuzigt, gestorben und begraben, hinabgestiegen in das Reich des Todes, am dritten Tage aufer-standen von den Toten“: Zusammen haben Karfreitag und Ostern Geschichte geschrieben, und eine Zeitenwende ist geschehen. Es liegt an uns, ob wir die Chance nutzen oder nicht. Anders ausgedrückt: An Karfreitag zeigt sich die Welt so, wie sie ist, an Ostern dagegen, wie sie sein könnte. Gehen wir mit Jesus über die Brücke der Auferstehung und damit hin zum Leben!
Gesegnete Feiertage wünscht

Ihr
Frank Otfried July