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„Ramadan unter extremen Bedingungen“

Schreiben von Landesbischof July zum Beginn des islamischen Fastenmonats

Stuttgart. Zum Beginn des islamischen Fastenmonats Ramadan am Donnerstag, 23. April, hat sich der württembergische Landesbischof Dr. h. c. Frank Otfried July mit einem Schreiben an Vertreter muslimischer Verbände und Vereine gewandt. „In diesem Jahr begehen Muslime den Ramadan unter extremen Bedingungen“, stellt er fest und fügt die Frage hinzu: „Wo ist derzeit die Normalität des Alltags, die vom Ramadan unterbrochen werden könnte?“

 

Damit geht July nicht nur auf die Corona-Pandemie und ihre Auswirkungen ein. Er erinnert auch an den rassistischen Terroranschlag im Februar in Hanau: Ein 43-jähriger Deutscher hatte in der hessischen Stadt neun Frauen und Männer mit Migrationshintergrund umgebracht, bevor er auch seine Mutter und sich selbst erschoss. „Noch nie gab es in Deutschland so viele muslimische Tote nach einem Attentat an einem Tag“, bilanziert der Landesbischof.

 

In seinem Gruß zum Ramadan schreibt er: „Ich hoffe darauf, dass wir uns gerade in schwerer Zeit nahe bleiben und sogar einander näherkommen.“ Dies gelte auch für die Einschränkungen in der Corona-Krise. Dass die Evangelische Landeskirche in Württemberg und die Moscheeverbände jeweils noch vor Erlass staatlicher Anordnungen entschieden haben, ihre jeweiligen gemeinschaftlichen Gebete um des Wohls der gesamten Gesellschaft willen abzusagen aus Verantwortung für alle Menschen hier“, belege, „wie nah und verbunden wir untereinander und mit allen Menschen im Land sind.“

 

Gleichzeitig wirbt der Landesbischof dafür, anstelle des in diesem Jahr nicht möglichen persönlichen Zusammenkommens beim festlichen Fastenbrechen mit technischen Hilfsmitteln über die Religionsgrenzen hinaus Kontakt zu halten – am Telefon, im Videochat oder in einem Gruppentreffen im virtuellen Raum. Es gehe darum, „unter diesem Druck Zusammengehörigkeit zu zeigen und zu leben“.

 

 

Hintergrund: Der Fastenmonat Ramadan beginnt in diesem Jahr am Abend des 23. April und endet am Abend des 23. Mai. Die Evangelische Landeskirche in Württemberg setzt sich seit Jahren für einen engen Dialog zwischen Christen und Muslimen ein. So hat sie nicht nur einen eigenen Islambeauftragten berufen, sondern sich mit anderen europäischen Kirchen verpflichtet, „den Muslimen mit Wertschätzung zu begegnen und bei gemeinsamen Anliegen mit Muslimen zusammenzuarbeiten“. Außerdem unterhält die württembergische Landeskirche mit dem Sultanat Oman ein Austauschprogramm für angehende Theologinnen und Theologen.

Mit freundlichen Grüßen

 

Oliver Hoesch
Sprecher der Landeskirche       

 

Hinweis: Ein Fotos von Landesbischof Dr. h. c. Frank Otfried July finden Sie zum Download im Pressebereich unserer Homepage.