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„Klimaschutz ist immer eine Frage der Klimagerechtigkeit“

Diözesen und Landeskirchen schließen Bündnis – Neue Impulse bei Umsetzung der Klima-Abkommen in Baden-Württemberg und weltweit

Stuttgart. Nach Überzeugung der vier großen Kirchen im Land erfordern die Folgen des Klimawandels ein auf Dauer angelegtes gemeinsames christliches Engagement. Mit einem „Bündnis für Klimagerechtigkeit“ haben die Evangelischen Landeskirchen in Baden und Württemberg, die Diözese Rottenburg-Stuttgart, die Erzdiözese Freiburg jetzt dafür einen strukturellen Rahmen geschaffen. Ziel sei es, das Handeln der Kirchen für den Klimaschutz im jeweils eigenen konfessionellen Umfeld zu verstärken, kooperative Projekte lokal und global umzusetzen sowie in Politik und Gesellschaft gemeinsame Positionen geltend zu machen, erklärten Vertreter der vier Kirchen am Montag,18. Dezember, im Haus der Katholischen Kirche in Stuttgart.

Die Frage des Weltklimas stehe ganz oben auf der kirchlichen Agenda, sagte der Oberkirchenrat der Evangelischen Landeskirche in Baden, Matthias Kreplin. Es gehe um die  Überlebensfrage für Millionen Menschen, die in den besonders gefährdeten Regionen Afrikas, Asiens und Lateinamerikas lebten und bereits jetzt massiv unter den Folgen des Klimawandels litten. „Darum verstehen wir unsere kirchlichen Bemühungen um Klimaschutz immer auch als eine Frage der Klimagerechtigkeit“, betonte Kreplin.

Der Klimawandel kehre den Blick auf weltkirchliche Solidaritätsarbeit um, ergänzte der Leiter der Hauptabteilung Weltkirche der Diözese Rottenburg-Stuttgart, Domkapitular Detlef Stäps. „Stand früher die Hilfe der Kirchen im reichen Norden für die bedürftigen im Süden im Vordergrund, sind wir nun gemeinsam existenziell betroffen“, sagte Stäps. Das Schicksal der Klimaflüchtlinge mache neue Hilfen nötig. Als Beispiel nannte er ein Caritasprojekt  in Liberia. Dort hätten Helfer nach sintflutartigen Regenfällen einen Ort wieder aufgebaut, um Abwanderung zu verhindern.

Am Beispiel des Zentrums für Erneuerbare Energien im indischen Mithradam machte dessen Leiter, George Peter Pitapillil, deutlich, dass ökologische Kriterien in der weltkirchlichen Projektförderung wichtig seien. „Großprojekte zum Umwelt- und Klimaschutz sind ohne internationale Unterstützung für die Kirchen vor Ort nicht möglich“, so Pitapillil. Die Umweltbelastungen seien sehr hoch und die örtlichen Behörden könnten keine gesundheitsförderlichen Lebensbedingungen gewährleisten. Hilfreich seien ein Austausch und Begegnung junger Menschen aus Nord und Süd.

Ulrich Heckel, Leiter des Dezernats Theologie, Gemeinde und weltweite Kirche im Oberkirchenrat der Evangelischen Landeskirche in Württemberg, betonte, dass das Bündnis für Klimagerechtigkeit einen landesweit koordinierten Handlungsrahmen für die einzelnen kirchlichen Klimaschutzkonzepte darstelle. „Wir wollen noch stärker in unseren Kirchengemeinden, Einrichtungen und Werken das Umweltbewusstsein schärfen“, sagte Heckel. Unter anderem mit Bildungsarbeit beispielsweise zu nachhaltiger Beschaffung und Mobilität wolle man gute Beispiele entwickeln und in größerem Maßstab umsetzen. „Wir stellen in den Klimaschutzkonzepten unsere lokalen Maßnahmen in weltweite Zusammenhänge.“

Man fange hier nicht bei Null an, erläuterte der Referent für Energie und Umwelt der Erzdiözese Freiburg, Benedikt Schalk, und verwies auf die bereits 2008 von den vier großen Kirchen im Land gegründete Gesellschaft für Energieversorgung der kirchlichen und sozialen Einrichtungen (KSE). Diese biete seit 2011 ausschließlich mit Wasserkraft gewonnenen Strom an. Laut Schalk bestehe die Chance des Bündnisses im Lernen voneinander und in gemeinsamer Projektentwicklung. Er könne sich vorstellen, das Freiburger Pilotprojekt „elektrisch mobil“ zu einem gemeinsamen Engagement zur Verbreitung der Elektromobilität zu erweitern. Nach Schalks Überzeugung könnten eines Tages Stromtankstellen an Kirchen bereitstehen.

Um die Ziele des Bündnisses zu erreichen, planen die vier Kirchen einen „Rat für Klimagerechtigkeit“. Mitglieder sind Experten aus den Fachbereichen Weltkirche und Bewahrung der Schöpfung. Der Rat wird von einer neu einzurichtenden Geschäftsstelle koordiniert. Er soll jährlich eine Fachtagung zu Klimaschutz und Klimagerechtigkeit veranstalten. Eine Ausweitung der Kooperation mit den Kirchen der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) in Baden-Württemberg sowie im Elsass ist angestrebt.


Oliver Hoesch
Sprecher der Landeskirche


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      18.12.2017