| Landeskirche

„Ihr sollt meine Zeugen sein“

Konferenz Europäischer Kirchen tagt im serbischen Novi Sad

„Ihr sollt meine Zeugen sein“ heißt das Thema der Konferenz Europäischer Kirchen (KEK) im serbischen Novi Sad. Sie tagt seit Montag, 28. Mai, zehn Tage lang. Mit dabei: Kirchenrat Klaus Rieth. Stephan Braun hat mit ihm im Vorfeld der Tagung gesprochen.

Kirchenrat Klaus Rieth pflegt auch in Corona-Zeiten gute Kontakte nach Syrien.EMH/Gottfried Stoppel

Herr Rieth, Sie fahren am Montag für zehn Tage ins serbische Novi Sad zur Vollversammlung der Konferenz Europäischer Kirchen (KEK).  Um was geht es dort?
Es geht darum, gemeinsam mit anderen Kirchen aus dem lutherischen, dem reformierten und dem orthodoxen Bereich darüber nachzudenken, wie christliches Zeugnis heute aussehen kann. Es ist das erste Mal, dass eine Vollversammlung der KEK von einer orthodoxen Kirche eingeladen wird und die serbischen Kirchen freuen sich schon sehr auf das Treffen. Es wird aber auch um Aufnahme von neuen Mitgliedskirchen gehen, um Verlautbarungen zu aktuellen Fragen, um die Arbeitsaufträge für die nächsten sechs Jahre an das Generalsekretariat der KEK in Brüssel.

Die KEK wurde in Zeiten des Kalten Krieges von kirchenleitenden Persönlichkeiten gegründet, um die Kirchen in Ost und West miteinander im Gespräch zu halten und ihnen zu helfen, eine Vermittlerrolle für Frieden und Versöhnung zu übernehmen. Wie weit ist das geglückt?
Ich denke, das ist sogar sehr gut geglückt. Viele Kirchen im Osten sagen uns das immer wieder, dass ohne die KEK sie überhaupt keinen Kontakt in den Westen hätten pflegen können. Begegnungen waren oft nur auf der kirchlichen Schiene möglich und diese Begegnungen wurden genutzt. Das vergessen unsere Partner im Osten nie. 

Täuscht der Eindruck, dass es nach Hochzeit der Friedensbewegung in den 1980er Jahren und dem Fall der Mauer etwas ruhiger um die KEK geworden ist? 
Der Eindruck stimmt. Die KEK musste sich neu erfinden und neu definieren. Sich treffen war nach dem Fall der Mauer  viel einfacher geworden und bedurfte nicht mehr einer Institution oder Organisation. Direkte Kontakte waren möglich. Dennoch haben viele, vor allem kleinere Kirchen, darum gebeten, diese Organisation weiter zu betreiben und am Leben zu lassen.

Ihr Einsatz für Frieden und Versöhnung wäre heute wieder gefragt.
Genau. Und das sieht man an den ganzen inhaltlichen Programmen der KEK, dass hier ein neuer gestiegener Bedarf vorliegt. Frieden und Gerechtigkeit sind Themen, die sich nicht von selbst erledigen. Deshalb muss man immer wieder neue Anläufe zur Versöhnung machen und das Thema „Frieden“ neu durchdeklinieren.

Was könnte sie da realistisch leisten?

Inhaltliche Schwerpunkte setzen zum Beispiel. Was eint uns als Kirchen? Wo sind Gemeinsamkeiten? Wie kommen wir im Verhältnis zur römisch-katholischen Kirche weiter? Was können wir von den orthodoxen Kirchen lernen? Haben wir ein gemeinsames Bibelverständnis? Wo treffen wir uns bei ethischen Beurteilungen? Haben die Kirchen dem mehr und mehr säkularisierten Europa etwas zu bieten oder entgegenzusetzen?

Was haben die Kirchen einem mehr und mehr säkularisierten Europa anzubieten und mit welchen Themen setzt sich hier die KEK konkret auseinander?
Drängende Themen sind etwa Sterbehilfe, Sonntagsheiligung, Abtreibung, Schulische Bildung und das Verhältnis Kirche-Staat. Besonders wichtig wird das Thema „Migration“ sein, denn beinahe alle Kirchen sind von diesem Thema betroffen und müssen Lösungen für sich und ihre Nachbarländer gemeinsam ausarbeiten. Hier spielt auch die zwischenkirchliche Solidarität etwa zwischen deutschen und ungarischen Kirchen eine große Rolle.

Wie sind denn die Kirchen in Europa aufgestellt?
Das Besondere an der KEK ist ja, dass neben Reformierten, Unierten und Lutherischen Kirchen auch die Orthodoxen Kirchen dabei sind. Große Kirchen sind mit zwei Delegierten vertreten, kleine mit je einem. In Deutschland hat die Evangelische Kirche in Deutschland die Teilnahme koordiniert und bei allen deutschen Delegierten erreicht, dass der Frauenanteil 50 Prozent beträgt und mindestens 20 Prozent Jugendliche davon sind.


Die 1959 gegründete Konferenz Europäischer Kirchen (KEK) ist eine Organisation zu der orthodoxe, protestantische, anglikanische und altkatholische Kirchen aus allen Ländern Europas angehören, insgesamt derzeit 126. Die KEK arbeitet eng mit dem Ökumenischen Rat der Kirchen zusammen und hat ihren Sitz im Ökumenischen Zentrum in Genf sowie Büros in Brüssel und Straßburg.


Und was bringt Württemberg ein?
Wir freuen uns, dass zwei junge Frauen uns dort vertreten. Frauen, die erfahren in ökumenischen Dingen sind und ihre Sicht der Dinge, auch die württembergische, aktiv einbringen. Unsere Landeskirche hat im bundesweiten Vergleich die meisten Erfahrungen im Umgang mit den orthodoxen Kirchen, da hört man international sehr auf uns.

Was müsste geschehen, dass Sie am 6. Juni sagen könnten: diese Vollversammlung war ein Erfolg?
Ich wünsche mir, dass wir uns in Novi Sad nicht in technischen Dingen verlieren, nicht bei Gesetzesformulierungen stehenbleiben, sondern dass wir das Thema „Ihr sollt meine Zeugen sein!“ umsetzen. Dass wir konkrete Vorschläge mit nach Hause nehmen, die für unsere Gemeinden geeignet und brauchbar sind. Dass wir Mut und Hoffnung bekommen, um immer wieder neu Jesu frohe Botschaft mit unseren eigenen Worten weiter zu sagen.


Ökumene – die Gemeinschaft der Kirchen
"Es ist nicht mehr die Zeit, ökumenische Zusammenarbeit zu begründen; sondern heute muss begründet werden, warum Kirchen nicht zusammenarbeiten." Diese Vorgabe hat sich die Synode der Evangelischen Landeskirche in Württemberg im Sommer 1999 gegeben.


Mehr News

  • Datum: 27.03.2024

    „Leben ist ein unverfügbares Geschenk“

    In seiner Osterpredigt weist Landesbischof Ernst-Wilhelm Gohl auf die Heiligkeit des menschlichen Lebens hin und warnt vor gesellschaftlichen Risiken: „Eine Gesellschaft, die meint, sich selbst das Leben zu verdanken, verliert am Ende die Ehrfurcht vor dem Leben.“

    Mehr erfahren
  • Datum: 27.03.2024

    Osterbotschaft: „Sieg des Lebens“

    „Ostern ist der Sieg des Lebens über den Tod, der Sieg des Lichtes über die Dunkelheit“, sagt Landesbischof Gohl in seiner Osterbotschaft. Im Video nimmt er Sie mit auf den Birkenkopf bei Stuttgart, wo nach dem 2. Weltkrieg große Mengen Fassadentrümmer aufgeschüttet wurden.

    Mehr erfahren
  • Datum: 27.03.2024

    Mit den Sinnen feiern: Ostern mit den Konfis

    Ostern ist kein einfaches Fest. Wie man dieses zentrale Fest der Christenheit Konfirmanden und Konfirmandinnen nahebringt, davon erzählen Pfarrer Friedemann Bauschert (Stephanuskirche Tübingen) und Pfarrer Martin Trugenberger, Dozent für Konfirmandenarbeit am ptz.

    Mehr erfahren
  • Datum: 27.03.2024

    Perspektiven für christlich-islamischen Dialog

    Dr. Friedmann Eißler, Islambeauftragter der Landeskirche, erklärt in einer aktuellen Stellungnahme, was den interreligiösen Dialog gegenwärtig so komplex macht.

    Mehr erfahren
  • Datum: 27.03.2024

    Spenden für humanitäre Hilfe im Nahen Osten

    Nach den Angriffen der Hamas auf die israelische Bevölkerung ist die humanitäre Lage der Menschen in den betroffenen Gebieten dramatisch. Medikamente, Wasser und Lebensmittel fehlen. Dr. Annette Noller, Vorstandsvorsitzende der Diakonie Württemberg, bittet um Hilfe.

    Mehr erfahren
  • Datum: 26.03.2024

    ACK-Broschüre über Nachhaltigkeit

    Die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) in Baden-Württemberg fordert in den „Schöpfungs-Leitlinien“ nachhaltige Lebensbedingungen für die ganze Welt. Die erstmals 2002 herausgegebene Broschüre ist nun in einer überarbeiteten Neuauflage erhältlich.

    Mehr erfahren
  • Datum: 25.03.2024

    beraten & beschlossen Frühjahrssynode 2024

    Videos, Bilder, Berichte - unser digitales Synoden-Magazin gibt multimedial Einblick in die Frühjahrstagung der Landessynode am 15. und 16. März. Und um keine Ausgabe zu verpassen, können Sie sich hier für unseren „beraten & beschlossen“ Newsletter registrieren.

    Mehr erfahren
  • Datum: 25.03.2024

    Prälatur-Gottesdienste in der Karwoche und zu Ostern

    Die Regionalbischöfinnen und Regionalbischöfe der Landeskirche feiern an Gründonnerstag, Karfreitag, Ostersonntag und Ostermontag Gottesdienste in ihrer Prälatur. Hier finden Sie die Terminübersicht.

    Mehr erfahren
  • Datum: 25.03.2024

    FAQ zu Ostern: Auferstehung für Zweifelnde

    Ohne Auferstehung gäbe es kein Ostern. Doch woran glauben Christinnen und Christen da eigentlich, und was ist, wenn einem dieser Glaube schwerfällt? Was sagt die Bibel dazu? Pfarrer Dan Peter, Sprecher der Evangelischen Landeskirche in Württemberg, gibt Antworten.

    Mehr erfahren
  • Datum: 22.03.2024

    Dr. Fabian Peters wird Dezernent für Finanzmanagement & Informationstechnologie

    Dr. Fabian Peters leitet künftig das Dezernat für Finanzmanagement und Informationstechnologie im Stuttgarter Oberkirchenrat. Der Landeskirchenausschuss hat ihn am Donnerstag, 21. März, in dieses Amt gewählt.

    Mehr erfahren
  • Datum: 22.03.2024

    Der Passion und Auferstehung Jesu nachgehen

    Gründonnerstag, Karfreitag und Ostern sind Höhepunkte im Kirchenjahr. Evangelische Kirchengemeinden und Einrichtungen erinnern mit Ostergärten und -wegen an Jesu Leiden, Tod und Auferstehung.

    Mehr erfahren
  • Datum: 21.03.2024

    Trauer um Franziska Stocker-Schwarz

    Pfarrerin Franziska Stocker-Schwarz, Leiterin der Württembergischen Bibelgesellschaft, ist am 19. März im Alter von 62 Jahren nach schwerer Krankheit verstorben. Landesbischof Ernst-Wilhelm Gohl sagt über sie: „Ihr Tod ist ein großer Verlust für unsere Kirche.“

    Mehr erfahren
Mehr laden