Ukraine-Krieg: „Vor Gott klagen wir über das unermessliche Leid der Menschen“
Brief an die Gemeinden von Landesbischof July und Synodalpräsidentin Foth
Landesbischof Dr. h. c. Frank Otfried July und Synodalpräsidentin Sabine Foth haben sich in einem Brief an die Kirchengemeinden, Einrichtungen sowie an alle Haupt- und Ehrenamtlichen in Landeskirche und Diakonie gewandt. Sie danken allen für Friedengebete, Spenden und praktisches Engagement für die Opfer des Krieges in der Ukraine und auf der Flucht. Hier finden Sie den Wortlaut des Briefes.
Im Folgenden finden Sie den Wortlaut des gemeinsamen Briefes von Landesbischof July und Synodalpräsidentin Foth:
Liebe Gemeindeglieder, liebe Schwestern und Brüder,
als eine „Zeitenwende“ wird der Krieg in der Ukraine von vielen beschrieben. Vermeintliche Gewissheiten über unser friedliches Zusammenleben in Europa sind zerbrochen. Grundsätze, wie wir Frieden erlangen und sichern, werden gerade in Windeseile umgeschrieben. Das will vielen von uns das Herz zerreißen und lässt uns darüber trauern. Aber das Kreuz, das uns in jeder Kirche vor Augen steht, erinnert, dass vor Ostern der Karfreitag kommt. Wir leben gerade in der Passionszeit, liturgisch und in der Wirklichkeit des Alltags der Welt. Leben in der Nachfolge Jesu geht jedoch durch Krisen, Leiden und Anfechtung, wie Paulus es nennt.
Für alle, die dem Frieden dienen wollen, sieht es gerade schlecht aus. Aber „der Geist hilft unserer Schwachheit auf“ (Römer 8,26). Wir bitten Sie, neu den Frieden zu suchen. Unermüdlich. Denn auf die Länge der Zeit, für kommende Generationen und um Gottes Willen ist es nötig, allen Enttäuschungen zum Trotz, Frieden zu suchen.
„In Frieden lasst uns beten zum Herrn. Um den Frieden der ganzen Welt, den Wohlbestand der heiligen Kirchen Gottes und die Einheit aller lasst uns beten zum Herrn. Herr, erbarme Dich.“
Diese Bitte um Frieden steht am Anfang der orthodoxen Göttlichen Liturgie und wird auch in diesen Tagen in den Gottesdiensten der orthodoxen Kirchen vorgetragen.
”Verleih uns Frieden gnädiglich...” – die Bitte um den Heiligen Geist, den Geist des Friedens, gehört zur Liturgie am Ende des Gottesdienstes in unserer evangelischen Landeskirche. Durch den Angriff Russlands auf das Nachbarland Ukraine seit nun mehr als zwei Wochen wird auch unsere politische, gesellschaftliche und geistliche Gegenwart erschüttert. Liturgische Texte und viele unserer Lieder, die wir in den Gottesdiensten singen, sprechen plötzlich mitten in unserer Lebenswirklichkeit hinein, ja, sie ergreifen uns.
Wir danken Kirchengemeinden für die Gottesdienste und Andachten, in denen sich Menschen vor Gott versammeln können, um besonders die Not in der Ukraine im Gebet zu bringen. Über die fürchterlichen Zustände dort wird uns jeden Tag berichtet. Vor Gott klagen wir über das unermessliche Leid der Menschen in den Kriegsgebieten und auf der Flucht. Auch unsere eigenen Gefühle der Angst, der Sorge, des Zorns sprechen wir in der Gemeinschaft im Gottesdienst aus. Wir glauben, dass auch Gebete diese Welt verändern können.
Wir danken allen in Kirchengemeinden und unserer Diakonie, allen Ehrenamtlichen und Hauptamtlichen, die jetzt schon praktische Hilfsmaßnahmen anpacken. Wir haben einen Krisenstab der Kirchenleitung zusammen mit der Diakonie eingerichtet, um die verschiedenen Aktionen zu koordinieren. Einen entsprechenden Kontaktlink veröffentlichen in den nächsten Tagen.
Wir danken Menschen, Firmen und Institutionen, die Geld und Hilfsmittel für geflüchtete Menschen sammeln und sich in das leidvolle Geschehen hineinnehmen lassen. Danke allen, die dazu beitragen, dass Menschen auf der Flucht Obdach und Sicherheit finden.
„Gib Frieden, Herr, wir bitten! Die Erde wartet sehr.
Es wird so viel gelitten, die Furcht wächst mehr und mehr.
Die Horizonte grollen, der Glaube spinnt sich ein.
Hilf, wenn wir weichen wollen, und lass uns nicht allein.“
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