„Wir müssen Eltern und Familien stärker ermutigen“
Der Kirchenbezirk Nürtingen feiert ein Tauffest am Neckarufer
Der Evangelische Kirchenbezirk Nürtingen will mit dem Angebot einer Taufe am Neckarufer und einem vorbereiteten Fest mehr Menschen ermutigen, sich taufen zu lassen. Dekanin Dr. Christiane Kohler-Weiß erklärt, was sie sich von dem Tauffest in Nürtingen am Samstag, 7. Mai, um 11:00 Uhr erhofft.
Wie kamen Sie auf die Idee eines Tauffestes am Neckar?
Christiane Kohler-Weiß: Die Idee entstand schon, bevor ich Dekanin des Kirchenbezirks Nürtingen wurde. Damals bin ich am Ufer des Neckars spazieren gegangen, habe den schönen Blick auf die Stadtkirche genossen, das Gelände des Ruderclubs entdeckt und dachte: Hier wäre ein idealer Platz zum Taufen! Als ich dann vor einem Jahr als Dekanin des Kirchenbezirks angefangen habe, habe ich festgestellt, dass viele Familien wegen der Corona-Pandemie ihre Taufen aufgeschoben haben, weil es nicht möglich war, zu feiern. Damals habe ich meine Idee im Gesamtkirchengemeinderat vorgeschlagen und sie hat gleich Anklang gefunden.
Was wird beim Tauffest geschehen?
Kohler-Weiß: Wir feiern einen Taufgottesdienst mit Posaunenchor auf einer Wiese am Neckar – er wird gestaltet von Diakon Hendrik Lohse, Pfarrer Gunter Weiß aus Neckarhausen und mir. Und auch die Konfirmandengruppe zweier Konfirmanden aus Neckarhausen, die getauft werden, beteiligt sich am Gottesdienst.
Anschließend gehen die Familien oder Taufgesellschaften einzeln vor auf den Anlegesteeg der Ruderboote und elf Kinder und Jugendliche werden mit Neckarwasser von Pfarrerin Claudia Kook, Pfarrer Gunter Weiß und Pfarrer Sebastian Bugs getauft. Mir war wichtig, dass die Tauffamilien und Jugendlichen mit den Pfarrerinnen und Pfarrern ihrer Ortsgemeinden das Taufgespräch führen und nach Möglichkeit auch von ihnen getauft werden, damit sie von Anfang an einen Bezug zu ihren Gemeinden haben, obwohl das Tauffest von der Gesamtkirchengemeinde Nürtingen veranstaltet wird.
Während der Taufen singen die anderen Menschen auf der Wiese. Anschließend gibt es ein Essen und das Stadtjugendwerk veranstaltet Spiele. Es wird ein familien- und kindgerechter Taufgottesdienst werden und ein richtiges Fest geben.
Für die Familien der Getauften gibt es auch noch ein Begleitangebot. Worum geht es dabei?
Kohler-Weiß: Diakon Hendrik Lohse, der für die Arbeit mit Familien im Kirchenbezirk Nürtingen verantwortlich ist, hat für die Familien der Täuflinge bereits einen Vorbereitungsabend veranstaltet. Nach der Taufe können die Eltern dann an einem Programm teilnehmen, bei dem es darum geht, dass sie weiterhin begleitet werden. Denn die Eltern haben im Taufgottesdienst zwar gesagt, dass sie ihr Kind im christlichen Glauben erziehen. Aber was heißt das? Vielen Familien fällt das heute schwer. Es wird deshalb um Fragen gehen wie: Wie können Eltern mit ihren Kindern beten oder sie segnen?
„Nach der Taufe können die Eltern dann an einem Programm teilnehmen, bei dem es darum geht, dass sie weiterhin begleitet werden.“
Wie haben Sie die Familien erreicht?
Kohler-Weiß: Zuerst haben wir Handzettel und Plakate verteilt und die Pfarrämter in Nürtingen darum gebeten, dass sie bei Taufanfragen auf das Angebot aufmerksam machen. Aber die meisten kirchlich gebundenen Familien wollten ihr Kind lieber in der Kirche taufen lassen. Deshalb haben wir uns im Vorbereitungsteam entschieden, offensiver zu werben. Als die Nürtinger Zeitung einen Artikel geschrieben hat, haben wir auf einmal viele Anrufe erhalten. Die kamen dann aus dem ganzen Einzugsgebiet der Zeitung.
Sie mussten sogar Interessierte ablehnen. Was hat die Familien so sehr angesprochen?
Kohler-Weiß: Fast alle haben erzählt, dass sie ihre Kinder gerne in der Natur taufen lassen würden oder dass sie die Stelle am Neckarufer mögen, etwa, weil sie dort immer mit der Familie spazieren gehen. Alle wollten ihre Tauffeste gerne draußen feiern. Es haben sich auch alle Familien zum gemeinsamen Essen angemeldet.
Schon in einer früheren Gemeinde in Meckenbeuren habe ich die Erfahrung gemacht, dass es Menschen gibt, die ihre Taufe lieber unter freiem Himmel feiern wollen. Dort hatten wir einen Außenaltar und ein Außentaufbecken und es gab immer wieder Familien, die ihre Taufe im Grünen oder beim Gemeindefest im Freien feiern wollten.
„Fast alle haben erzählt, dass sie ihre Kinder gerne in der Natur taufen lassen würden oder dass sie die Stelle am Neckarufer mögen, etwa, weil sie dort immer mit der Familie spazieren gehen.“
Mit dem Tauffest wollen Sie Familien ermutigen, ihre Kinder taufen zu lassen. Was hält denn viele Menschen davon ab, ihre Kinder taufen zu lassen?
Kohler-Weiß: Ich taufe sehr gerne in der Kirche, weil besonders die Taufe im normalen Sonntagsgottesdienst deutlich macht, dass die Getauften in die Gemeinde aufgenommen werden. Aber viele Familien haben dabei Hemmungen. Sie machen sich Sorgen, dass ihre Kinder zu laut sind, und denken, im Gottesdienst müsse es still sein. Häufig kommen auch die Gemeindeglieder nicht, wenn Taufen stattfinden, zum Beispiel, weil es ihnen zu unruhig ist. Sie besuchen dann lieber einen anderen Gottesdienst.
Deshalb brauchen wir andere Formen. Die gibt es auch schon: Taufgottesdienste am Samstagmittag kommen gut an. Seit einigen Jahren sind in der Landeskirche offiziell andere Formen für Taufen erlaubt, zum Beispiel an einem Gewässer – darüber bin ich sehr froh.
Mit dem Tauffest am Neckar hatte ich auch Familien im Sinn, die ihre Kinder gerne taufen lassen und anschließend feiern wollen, aber nicht wissen, wie sie das Fest bezahlen sollen, zum Beispiel Familien mit alleinerziehenden Elternteilen. Bei unserem Tauffest bieten wir deshalb ein unentgeltliches Essen an. Ich bin aber nicht sicher, ob es dieses Mal schon geklappt hat, diese Zielgruppe anzusprechen.
„Mit dem Tauffest am Neckar hatte ich auch Familien im Sinn, die ihre Kinder gerne taufen lassen und anschließend feiern wollen, aber nicht wissen, wie sie das Fest bezahlen sollen, zum Beispiel Familien mit alleinerziehenden Elternteilen.“
Welche Hürden gibt es noch?
Kohler-Weiß: Manche Familien haben keinen Bezug zu einer Gemeinde. Andere finden keine Patinnen und Paten, weil niemand im Umfeld mehr in der Kirche ist. Selbst Eltern, die Kirchenmitglieder sind, taufen ihre Kinder häufig nicht mehr.
Ich habe neulich ein Taufgespräch geführt und die Eltern des Kindes haben erzählt, dass sie von Freundinnen und Freunden kritisiert worden seien, sie würden ihr Kind nicht selbst entscheiden lassen, ob es getauft werden wolle. Die Haltung, das Kind selbst bestimmen zu lassen, ist zurzeit sehr verbreitet. Für mich ist es ein Ausdruck dessen, dass ein eher schlichtes Verständnis von Selbstbestimmung heute über alles geht.
Wir müssen Eltern und Familien stärker ermutigen, dass sie ihren Kindern etwas Gutes mitgeben, wenn sie sie taufen. Wie sollen sich Kinder später für die Kirchenzugehörigkeit entscheiden, wenn sie Kirche und Gemeinde überhaupt nicht kennen? Wenn Kinder getauft sind, besuchen sie den Religionsunterricht. Wenn sie nicht getauft wurden und die Eltern ihnen keine religiöse Sozialisation mitgegeben haben, dann haben die Eltern indirekt für sie entschieden – gegen die Taufe.
„Wir müssen Eltern und Familien stärker ermutigen, dass sie ihren Kindern etwas Gutes mitgeben, wenn sie sie taufen.“
Was erhoffen Sie sich für den 7. Mai?
Kohler-Weiß: Mir ist wichtig, dass die Familien das Tauffest so erleben, dass Kirche Freude macht und Gemeinschaft ermöglicht, und dass sie merken, dass es auch andere nette Familien gibt, die ihre Kinder taufen lassen. Vielleicht haben sie dann auch Lust, gemeinsam am Begleitprogramm nach der Taufe teilzunehmen. Und natürlich hoffe ich, dass die Eltern und Konfirmanden die Taufe als Zusage Gottes erleben, die ihnen ganz persönlich gilt und Kraft gibt.
Was ich toll finde, ist, dass die Idee Kreise zieht und der Distrikt Neuffener Tal, ein Zusammenschluss von sieben Kirchengemeinden hier im Kirchenbezirk, schon angekündigt hat, dass er das Angebot im nächsten Jahr übernehmen will.
Am Sonntag, 15. September feiert das Evangelische Medienhaus Stuttgart 25. Geburtstag. Auf die Besucher wartet ein spannendes Programm mit Workshops, Präsentationen, Ständen, Unterhaltung, Kaffee und Kuchen. Hier geht es zur Programmübersicht.
Der Kirchenbezirk Bernhausen pflegt seit 1994 mit der Evangelisch-Lutherischen Gemeinde in Poltawa/Ukraine eine Partnerschaft. Christoph Killgus, Vorsitzender der Bezirkssynode, berichtet über die Partnerschaft und den russischen Angriff auf Poltawa am 3. September.
Martina Rudolph-Zeller leitet die evangelische Telefonseelsorge in Stuttgart. Jeden Tag sind sie und ihr Team mit den Sorgen der Menschen konfrontiert. Was die Ratsuchenden besonders beschäftigt, darüber spricht sie mit Rundfunkpfarrerin Barbara Wurz in der Sendung Begegnungen in SWR1.
Die ökumenische Aktion „Ich bin da!“ hat 27.000 Leuchtarmbänder für Erstklässler und Erstklässlerinnen versandt. „Wir wünschen allen Kindern, dass sie jeden Tag aufs Neue diese Erfahrung machen dürfen ...“, sagt Oberkirchenrätin Carmen Rivuzumwami über die Aktion.
Josia Topf ist Para-Schwimmer und hat drei Medaillen bei den Paralympics in Paris gewonnen. Das Evangelische Medienhaus hat in mehreren Produktionen mit dem Schwimmer über seine sportlichen Leistungen, sein TAR-Syndrom und seinen Glauben gesprochen.
TV-Tipp: Vom Polizisten zum christlichen Podcast-Produzenten
Thomas Meyerhöfer ist als Autor, Theologe und Künstler erfolgreich – nachdem er sieben Jahre lang schwer depressiv war. Wie hat er das geschafft? Welche Höhen und Tiefen haben seine Podcast-Gäste erlebt? Darüber spricht er bei „Alpha & Omega“ mit Heidrun Lieb.
Zum Beginn des neuen Schuljahres gibt Landesbischof Ernst-Wilhelm Gohl allen Schülerinnen und Schülern, Lehrkräften und Eltern ein Gebet mit auf den Weg. Es greift die Freude, aber auch die Sorgen auf, die das neue Schuljahr mit sich bringt. Keiner muss sich den Herausforderungen allein stellen.
Jeden ersten Freitag im September wird der Ökumenische Tag der Schöpfung gefeiert. Bereits zum 15. Mal lädt die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland ein, in
konfessionsverbindender Weise zu feiern. Hier finden Sie Bibelworte zum Thema Schöpfung.
Die Vollversammlung der Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa (GEKE) hat Pfarrerin Dr. Susanne Schenk als stellvertretendes Mitglied in ihren Rat gewählt. Zur GEKE zählen 96 Kirchen aus über 30 Ländern Europas und Südamerikas mit rund 50 Millionen Christen.
Am 30. November 2025 findet in allen Kirchengemeinden der Landeskirche die Kirchenwahl statt, bei der die Mitglieder zum Ende der aktuellen Legislaturperiode sowohl die Kirchengemeinderäte als auch die Landessynode neu wählen. Hier finden Sie erste Infos zur Wahl.
Die Landeskirche sucht zwölf engagierte und motivierte Social Media-Schaffende für ein Sinnflucener-Pro-Netzwerk. Ziel ist die Förderung der Glaubenskommunikation in sozialen Netzwerken. Interessierte können sich bis zum 4. Oktober bewerben.
Warum fällt uns der Klimaschutz schwer? Wie können wir uns als Christinnen und Christen dazu motivieren? Ulrike Schaich, landeskirchliche Pfarrerin für Schöpfungsspiritualität, spricht im Interview über abstrakte Katastrophen und den aufrechten Gang vor Gott.