| Landeskirche

Der Freundeskreis für Flüchtlinge in Fellbach

Landesbischof Ernst-Wilhelm Gohl besucht eine Ehrenamtliche des Freundeskreises für Flüchtlinge in Fellbach

Landesbischof Ernst-Wilhelm Gohl war in der Evangelischen Kirchengemeinde Schmiden-Oeffingen im Kirchenbezirk Waiblingen zu Gast und hat dort Sonja Schelling getroffen. Sie ist Ehrenamtliche des Freundeskreises für Flüchtlinge in Fellbach.

Landesbischof Ernst-Wilhelm Gohl besucht in diesem Sommer Kirchengemeinden und Initiativen in der gesamten Landeskirche. In der Evangelischen Kirchengemeinde Schmiden-Oeffingen trifft er Sonja Schelling, die sich ehrenamtlich beim Freundeskreis für Flüchtlinge in Fellbach engagiert.Bild: Evangelische Landeskirche in Württemberg

Der Kirchturm der Johanneskirche in der Evangelischen Kirchengemeinde Schmiden-Oeffingen in Fellbach: Hier oben über dem Gemeindezentrum trifft Landesbischof Ernst-Wilhelm Gohl die Kirchengemeinderätin Sonja Schelling. Die Ehrenamtliche ist Teil des Freundeskreises für Flüchtlinge in Fellbach. Landesbischof Ernst-Wilhelm Gohl will mehr über die Initiative, die in der Kirchengemeinde verwurzelt ist, erfahren (zum Video).

Im Mittelpunkt steht der persönliche Kontakt

„Inzwischen betreuen wir hauptsächlich Patenschaften für Geflüchtete“, sagt Sonja Schelling. Rund 30 bis 35 Ehrenamtliche unterstützen nach Deutschland geflüchtete Menschen dabei, weit weg von ihrer Heimat Fuß zu fassen. Das Ziel ihres Engagements: Die Frauen, Männer und Kinder sollen selbstständig zurechtkommen.

Am Anfang halten Ehrenamtliche Geflüchteten in einer Unterkunft in Oeffingen

Landesbischof Ernst-Wilhelm Gohl möchte wissen, wie der Freundeskreis für Flüchtlinge entstanden ist. Im Sommer 2015 flüchteten viele Männer, Frauen und Kinder vor allem aus dem Kriegsgebiet in Syrien nach Deutschland. In Oeffingen gab es schon zuvor die erste Unterkunft für Geflüchtete der Stadt. Es kam es zu Konflikten zwischen Menschen, die der Zuzug der Flüchtlinge nach Oeffingen besorgte, und Männern und Frauen, die den Menschen in Not helfen wollten. Der damalige evangelische Pfarrer, Volker Gemmrich, versuchte, zwischen den unterschiedlichen Standpunkten zu vermitteln und lud zu einer Podiumsdiskussion ein. Dort fand sich eine Gruppe von Helfenden zusammen.

Zu Beginn bot der Freundeskreis für Flüchtlinge Sprachkurse an, dann kam die Vermittlung in Arbeit und Ausbildungen hinzu.Evangelische Landeskirche in Württemberg

Am Anfang standen ganz praktische Aufgaben - darauf folgten Sprachkurse

„Die Aufgaben waren häufig sehr praktisch, wie zum Beispiel Fahrten zum Baumarkt, um Planen einkaufen, mit denen die Helferinnen und Helfer einen Sonnenschutz bauen konnten“, sagt Sonja Schelling Die Gruppe bot Sprachkurse an. Hinzu kam die Vermittlung in Arbeit und Ausbildungen. „Es haben sich immer Helfende gefunden, die Fachkenntnis hatten und sich eingebracht haben.“

„2017 wurde es notwendig, das ehrenamtliche Engagement in Strukturen zu fassen und der Gedanke kam auf, einen Gemeindeverein zu gründen“, sagt Sonja Schelling. Dabei handelt es sich um einen Verein, der zur evangelischen Kirchengemeinde gehört.

Der Freundeskreis breitete sich auf ganz Fellbach aus

„Als die Geflüchteten aus ihrer Unterkunft im Industriegebiet in Oeffingen ausziehen und in eine Containerunterkunft einziehen sollten, war im Freundeskreis für Flüchtlinge die Aufregung groß“, erinnert sich Sonja Schelling. Denn der Freundeskreis befürchtete, dass es dort über Wohnungen hinaus zu wenige Einrichtungen für soziales Leben gebe. „Der Freundeskreis breitete sich in dieser Zeit auf ganz Fellbach aus“, sagt Sonja Schelling.

Landesbischof Ernst-Wilhelm Gohl ist von dem Einsatz der Ehrenamtlichen - trotz Rückschlägen - begeistert.Bild: Evangelische Landeskirche in Württemberg

Die Fragen der Menschen im persönlichen Kontakt sind andere als die bei den Behörden

„Das, was sich eine Kommune selbst als Aufgabe stellt, ist zu wenig“, sagt Sonja Schelling. „Ja, die Umstände müssen stimmen. Aber das ganze Zwischenmenschliche fehlt dort. Und das halte ich für das Wichtigste.“

Die Fragen der Menschen im persönlichen Kontakt seien andere als die, um die sich die Behörden kümmerten, sagt Sonja Schelling. Fragen rund um den Aufenthaltsstatus, zu Härtefällen und Familiennachzug gehörten dazu, etwa, wenn die Familie eines Geflüchteten sich noch in einem unsicheren Land wie Afghanistan befinde.

„Uns sind persönliche Kontakte sehr wichtig“, erklärt Sonja Schelling. Sie sollten über die Hilfen hinaus gehen, Freundschaften und Nachbarschaften sollten daraus werden, so der Wunsch der Ehrenamtlichen. Rund 120 Personen erhalten Hilfe. Außerdem bietet der Freundeskreis eine Fahrradwerkstatt an, vermittelt Möbel oder Sachspenden an Familien und plant Begegnungsveranstaltungen. Erst kürzlich hat er in einer Sammelunterkunft in Fellbach ein neues Begegnungscafé eröffnet. Häufig hat sich aus den Patenschaften die Unterstützung ganzer Familien entwickelt.

Die Zusammenarbeit klappt sehr gut

„Wir sind ein starkes Team, das sich gegenseitig unterstützt“, erklärt die Ehrenamtliche Sonja Schelling. Die Initiative hat ein großes Netzwerk. Sie hält auch mit dem Flüchtlingsrat Baden-Württemberg Kontakt.

Die rund 15 bis 20 Patinnen und Paten können sich bei Treffen, die vom Freundeskreis für Flüchtlinge in Fellbach angeboten werden, austauschen. Wenn sie Hilfe benötigen, können sie sich an eine Mitarbeiterin wenden, die sogar fest angestellt ist.

Schwierigkeiten im Gebet abgeben

Zurzeit suchen viele Menschen aus der Ukraine in Deutschland Schutz vor dem Krieg in ihrem Heimatland in unmittelbarer Nähe von Deutschland. Die Geflüchteten aus anderen Ländern, etwa dem Nahen Osten, sollten nicht aus dem Blick geraten, das ist den Ehrenamtlichen im Freundeskreis wichtig.

„Wie behalten Sie sich Ihre Motivation bei, obwohl die Situationen, mit denen Sie zu tun haben, sehr belastend sein können?“, fragt Landesbischof Ernst-Wilhelm Gohl die Ehrenamtliche. „Es ist Arbeit, es ist manchmal auch mit Frustration verbunden, aber die Freude überwiegt“, sagt Sonja Schelling. „Wir versuchen aber auch, die Schwierigkeiten im Gebet abgeben zu können und zu sagen: Es steht nicht alles in unserer Macht.“


Mehr News

  • Datum: 27.03.2024

    „Leben ist ein unverfügbares Geschenk“

    In seiner Osterpredigt weist Landesbischof Ernst-Wilhelm Gohl auf die Heiligkeit des menschlichen Lebens hin und warnt vor gesellschaftlichen Risiken: „Eine Gesellschaft, die meint, sich selbst das Leben zu verdanken, verliert am Ende die Ehrfurcht vor dem Leben.“

    Mehr erfahren
  • Datum: 27.03.2024

    Osterbotschaft: „Sieg des Lebens“

    „Ostern ist der Sieg des Lebens über den Tod, der Sieg des Lichtes über die Dunkelheit“, sagt Landesbischof Gohl in seiner Osterbotschaft. Im Video nimmt er Sie mit auf den Birkenkopf bei Stuttgart, wo nach dem 2. Weltkrieg große Mengen Fassadentrümmer aufgeschüttet wurden.

    Mehr erfahren
  • Datum: 27.03.2024

    Mit den Sinnen feiern: Ostern mit den Konfis

    Ostern ist kein einfaches Fest. Wie man dieses zentrale Fest der Christenheit Konfirmanden und Konfirmandinnen nahebringt, davon erzählen Pfarrer Friedemann Bauschert (Stephanuskirche Tübingen) und Pfarrer Martin Trugenberger, Dozent für Konfirmandenarbeit am ptz.

    Mehr erfahren
  • Datum: 27.03.2024

    Perspektiven für christlich-islamischen Dialog

    Dr. Friedmann Eißler, Islambeauftragter der Landeskirche, erklärt in einer aktuellen Stellungnahme, was den interreligiösen Dialog gegenwärtig so komplex macht.

    Mehr erfahren
  • Datum: 27.03.2024

    Spenden für humanitäre Hilfe im Nahen Osten

    Nach den Angriffen der Hamas auf die israelische Bevölkerung ist die humanitäre Lage der Menschen in den betroffenen Gebieten dramatisch. Medikamente, Wasser und Lebensmittel fehlen. Dr. Annette Noller, Vorstandsvorsitzende der Diakonie Württemberg, bittet um Hilfe.

    Mehr erfahren
  • Datum: 26.03.2024

    ACK-Broschüre über Nachhaltigkeit

    Die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) in Baden-Württemberg fordert in den „Schöpfungs-Leitlinien“ nachhaltige Lebensbedingungen für die ganze Welt. Die erstmals 2002 herausgegebene Broschüre ist nun in einer überarbeiteten Neuauflage erhältlich.

    Mehr erfahren
  • Datum: 25.03.2024

    beraten & beschlossen Frühjahrssynode 2024

    Videos, Bilder, Berichte - unser digitales Synoden-Magazin gibt multimedial Einblick in die Frühjahrstagung der Landessynode am 15. und 16. März. Und um keine Ausgabe zu verpassen, können Sie sich hier für unseren „beraten & beschlossen“ Newsletter registrieren.

    Mehr erfahren
  • Datum: 25.03.2024

    Prälatur-Gottesdienste in der Karwoche und zu Ostern

    Die Regionalbischöfinnen und Regionalbischöfe der Landeskirche feiern an Gründonnerstag, Karfreitag, Ostersonntag und Ostermontag Gottesdienste in ihrer Prälatur. Hier finden Sie die Terminübersicht.

    Mehr erfahren
  • Datum: 25.03.2024

    FAQ zu Ostern: Auferstehung für Zweifelnde

    Ohne Auferstehung gäbe es kein Ostern. Doch woran glauben Christinnen und Christen da eigentlich, und was ist, wenn einem dieser Glaube schwerfällt? Was sagt die Bibel dazu? Pfarrer Dan Peter, Sprecher der Evangelischen Landeskirche in Württemberg, gibt Antworten.

    Mehr erfahren
  • Datum: 22.03.2024

    Dr. Fabian Peters wird Dezernent für Finanzmanagement & Informationstechnologie

    Dr. Fabian Peters leitet künftig das Dezernat für Finanzmanagement und Informationstechnologie im Stuttgarter Oberkirchenrat. Der Landeskirchenausschuss hat ihn am Donnerstag, 21. März, in dieses Amt gewählt.

    Mehr erfahren
  • Datum: 22.03.2024

    Der Passion und Auferstehung Jesu nachgehen

    Gründonnerstag, Karfreitag und Ostern sind Höhepunkte im Kirchenjahr. Evangelische Kirchengemeinden und Einrichtungen erinnern mit Ostergärten und -wegen an Jesu Leiden, Tod und Auferstehung.

    Mehr erfahren
  • Datum: 21.03.2024

    Trauer um Franziska Stocker-Schwarz

    Pfarrerin Franziska Stocker-Schwarz, Leiterin der Württembergischen Bibelgesellschaft, ist am 19. März im Alter von 62 Jahren nach schwerer Krankheit verstorben. Landesbischof Ernst-Wilhelm Gohl sagt über sie: „Ihr Tod ist ein großer Verlust für unsere Kirche.“

    Mehr erfahren
Mehr laden