Was sich die norwegische Kirche vom Südwesten abschauen will
In Deutschland ist das Wahlsystem der Evangelischen Landeskirche in Württemberg einzigartig: Das Kirchenparlament, die Synode, wird unmittelbar von den Kirchenmitgliedern gewählt. In allen anderen Landeskirchen sind es Gremien wie beispielsweise Kirchenvorstände, die über die Zusammensetzung der Synode bestimmen. Nun hat sich auch die 3,7 Millionen Mitglieder zählende Evangelisch-Lutherische Volkskirche Norwegens in Stuttgart umgeschaut, um für die eigene kirchliche Demokratie zu lernen.
Hintergrund ist der Abschied Norwegens von einer engen Allianz von Kirche und Staat. Die Grundlagen für die Trennung wurden vor zehn Jahren geschaffen, zu einem Verfassungszusatz kam es dann 2012. Ein Hauptpunkt der Demokratiereform ist, dass nicht mehr das Parlament Bischöfe bestimmt, sondern der nationale Kirchenrat und die elf Diözesanräte.
Die norwegische Generalsynode besteht seit der Demokratiereform überwiegend aus unmittelbar vom Kirchenvolk gewählten Mitgliedern. Sogenannte Urwahlen gab es bereits 2009, 2011 und 2015. Und jedes Mal musste das Wahlgesetz neu angepasst werden, erläutert Andreas Henriksen Aarflot, kirchenrechtlicher Berater der norwegischen Kirche, gegenüber dem Evangelischen Pressedienst.
Aarflot gehörte einer vierköpfigen Delegation an, die in Stuttgart das württembergische Wahlmodell in Augenschein nahm. Bei Begegnungen mit der württembergischen Synodalpräsidentin Inge Schneider, Landesbischof Frank Otfried July und weiteren Vertretern von Synode und Kirchenleitung staunten die Gäste darüber, dass es die Direktwahl im Südwesten Deutschlands schon seit 1919 gibt. Auch die Wahlbeteiligung von zuletzt 24,3 Prozent imponiert Aarflot. "Wir hatten in Norwegen bei der jüngsten Wahl eine Beteiligung von 16,7 Prozent," sagt er.
Dass sich verschiedene kirchliche Gruppen in sogenannten Gesprächskreisen organisieren, ist in Norwegen noch nicht selbstverständlich. In Württemberg gibt es vier davon: Lebendige Gemeinde, Offene Kirche, Evangelium und Kirche sowie Kirche für morgen. In Norwegen hat sich erst eine Listengemeinschaft unter dem Namen Offene Volkskirche gebildet. Eine zweite Liste sei aber im Entstehen, die das Thema Gebet in ihrem Namen tragen werde, erläutert Aarflot.
Der Norweger sieht in den Gesprächskreisen die Chance für mehr Transparenz. Eine Zusammenarbeit von Gleichgesinnten habe es schon bislang in der Synode gegeben, aber eben informell und für die Öffentlichkeit schwerer erkennbar. Der norwegische Kirchenrechtler hält es für wahrscheinlich, dass sich in seiner Kirche in den nächsten Jahren weitere Gesprächskreise bilden werden.
Die Einrichtung von Gesprächskreisen hat Vor- und Nachteile.
Die Präsidentin der württembergischen Landessynode, Inge Schneider, findet es "hochinteressant", wie in Norwegen eine neue Kirchenverfassung entsteht. Der Delegation habe sie deutlich gemacht, dass die Einrichtung von Gesprächskreisen Vor- und Nachteile habe. Durch die Kreise werde klarer, welcher Kandidat für welche theologische Ausrichtung stehe. Andererseits könne die Profilierung zu Verhärtungen beitragen und Kompromisse in der Synode erschweren.
Für den Stuttgarter evangelischen Theologen Friedbert Baur, von 2006 bis 2015 Pfarrer der evangelischen deutschen Gemeinde in Oslo, war die Nähe von Kirche und Staat in Norwegen "sehr eigenartig". Das Parlament habe über die Einsetzung von Bischöfen bestimmt und dabei mehr auf ihre politische als auf ihre geistliche Prägung geachtet. Das nächste große Thema in Norwegen werde aber nach der Trennung vom Staat die Finanzierung der Kirchen sein. Bislang komme das Geld für Personal und Gebäude aus dem großen Steuertopf, eine gesonderte Kirchensteuer werde nicht erhoben.
Für norwegische Delegierte aus Staat und Kirche könnte es also in Zukunft weitere Gründe geben, nach Deutschland zu reisen. In Sachen Kirchensteuer müssten sie sich nicht bis Württemberg bemühen. Diese Steuer wird - mit kleinen regionalen Unterschieden in ihrer Höhe - von den Kirchenmitgliedern in allen Bundesländern erhoben.
Quelle: Evangelischer Pressedienst (epd)
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