Auftakt der Aktion zum Reformationsjubiläum ein voller Erfolg
Am Donnerstag, 17. November, startete die Aktion „Baden-Württemberg liest Luther“ mit einem vollen Kursaal in Stuttgart-Bad Cannstatt, einem mitreißenden Patrick von Blume als Luther, furioser musikalischer Begleitung und einer packenden Diskussion über die Schrift „Von der Freiheit eines Christenmenschen“.
Martin Luther läuft die Bühne auf und ab, ballt die Fäuste, stampft mit dem Fuß auf, spricht, schreit und flüstert von der Freiheit eines Christenmenschen. Dabei verleiht er dem hochkomplexen Thema eine Leichtigkeit, die man bei der bloßen Lektüre des Textes kaum erwartet hätte. Das liegt wohl daran, dass „Luther“ vom Schauspieler Patrick von Blume verkörpert wird, der der Lesung mit seiner Interpretation eine solche Wucht verleiht, dass man meinen könnte, Luther selbst spreche zu einem. Von Blume wird dabei musikalisch vom „Orchester der Kulturen“ unterstützt: Wichtige Thesen werden durch einen Trommelschlag unterstrichen, andere Passagen von Klavierbegleitung untermalt und lockern somit Luthers Thesen zur Freiheit auf.
Das „Orchester der Kulturen“ unter der Leitung von Adrian Werum trägt aber auch seinen ganz eigenen Teil zum Abend bei: Luthers Lied „Eine feste Burg ist unser Gott“ ist eines der Lieder, das durch Didgeridoo, Cello, Geige, Alphorn, deutschem und orientalischem Gesang einen Mix erfährt, der so garantiert noch nie gehört wurde.
Luthers Schrift „Von der Freiheit eines Christenmenschen“ wird an diesem Abend aber nicht nur gelesen, sondern auch diskutiert. Die Reformationsbeauftragte Dr. Christiane Kohler-Weiß hat dazu Muhterem Aras, Präsidentin des Landtags von Baden-Württemberg, Landesbischof Dr. h. c. Frank Otfried July, Dr. med. Johannes Hub, Facharzt für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, und Gefängnisseelsorgerin Susanne Büttner auf das Podium eingeladen. Diskussions- und Gesprächsstoff liefert Luthers Schrift genug. Landtagspräsidentin Aras überlegt, ob sie sich als Nicht-Christin im lutherischen Verständnis überhaupt „frei“ fühlen darf und wird von Landesbischof July ausdrücklich dazu ermuntert, sich so frei wie möglich zu fühlen. Luther wolle ja gerade zeigen, dass jedem Menschen Würde und Gottes Liebe frei geschenkt ist. Von dieser geschenkten Liebe und inneren Freiheit berichten auch Gefängnisseelsorgerin Büttner und Psychosomatiker Hub, deren Berufsfelder zunächst wenig mit Freiheit zu tun haben.
Doch die Möglichkeit zur inneren Freiheit könnten sich weder Gefängnisinnsassen noch traumatisierte, in Gedanken gefangene Menschen nehmen lassen. Auch der Zusammenhang zwischen Freiheit und Verantwortung findet Beachtung: Mit der Freiheit komme auch die Verantwortung, darin sind sich alle Gesprächsteilnehmer einig. Als der Abend nach fast drei Stunden zu Ende geht, bedauern dies nicht nur Studenten der Evangelischen Hochschule Ludwigsburg: „Die Diskussion war so interessant, sie hätte gerne noch länger gehen dürfen. Schade, dass es schon vorbei ist!“
Die Auftaktveranstaltung ist zwar vorbei, mit der Aktion „Baden-Württemberg liest Luther“ bietet das kommende Jahr jedoch noch viele weitere Möglichkeiten, mitzulesen, mitzudiskutieren und sich auszutauschen.
Anna Gieche
Auch Sie können mit Ihrer Kirchengemeinde oder Ihrem Freundeskreis an „Baden-Württemberg liest Luther“ teilnehmen. Weitere Informationen dazu finden Sie hier.
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