| Landeskirche

Mehr als ein Dach über dem Kopf

Die Diakonie in Heilbronn setzt auf Modulhäuser für Wohnungslose

Wohnen ist mehr als nur ein Dach über dem Kopf zu haben. Doch eine Wohnung zu finden wird immer schwieriger: zu groß ist die Konkurrenz, zu klein der Markt. Für diejenigen, denen kaum Geld zur Verfügung steht, ist die Lage fast aussichtslos. Gerecht ist das nicht. Eine Woche lang stellen Landeskirche und Diakonie Beispiele vor, wie es auch anders geht.

Die Diakonie in Heilbronn setzt auf Modulhäuser für WohnungsloseDWW

In Heilbronn herrscht – wie in so vielen anderen deutschen Städten – katastrophaler Wohnraummangel. Wer nur wenig Geld zur Verfügung hat, kann sich dort kaum noch eine Wohnung leisten. „720 Wohnungssuchende haben sich im vergangenen Jahr allein in der Beratungsstelle der Aufbaugilde gemeldet – ein neuer Rekord. Die Aufbaugilde ist eine Einrichtung der Diakonie Heilbronn im Bereich Wohnungslosenhilfe. „Gerade für unsere Klienten ist es momentan fast unmöglich, eine Bleibe zu finden“, sagt Jürgen Eberl von der Aufbaugilde. Eine Idee gegen die Wohnungsnot sind sogenannte „Modulhäuser“. Diese Minihäuser aus Holz bieten auf neun Quadratmetern eine voll ausgestattete Wohnung mit Wohn- und Schlafbereich, Küche, Stauraum und Bad. Das klingt sehr kompakt. Für Menschen ohne Dach über dem Kopf ist das aber komfortabler und sicherer als eine Nacht auf der Straße.

Jedes Modulhaus lässt sich sowohl einzeln aufstellen als auch zu größeren Wohnungen und Häusern mit mehreren Etagen kombinieren. Die Holzbauweise bietet zudem ein angenehmes Raumklima und die Möglichkeit, die Häuser auch nach Jahren wieder zu zerlegen und zu versetzen. Derzeit sind bereits mehrere Minimodulhäuser in Heilbronn aufgebaut, die von Interessierten getestet werden. Diese können dann von Wohnungslosen, von Studierenden oder Menschen gemietet werden, die kurzfristig eine Unterkunft benötigen.

Die eigene Wohnung bedeutet Sicherheit und Schutz, aber auch Platz und Raum für persönliche GegenständeDWW

Wohnen als Grundrecht

Wohnen ist wie Kleidung und Nahrung ein Grundbedürfnis. Die eigene Wohnung bedeutet Sicherheit und Schutz, aber auch Platz und Raum für persönliche Gegenstände. Eine Wohnung ist eine wichtige Voraussetzung für die Teilhabe an der Gesellschaft. Sie dient beispielsweise als Meldeadresse bei der Arbeitssuche. Ein Meldezettel wird auch für die Wahrung rechtlicher Ansprüche oder die Eröffnung eines Kontos benötigt.

Der angespannte Wohnungsmarkt trifft vor allem Arbeitslose, Geringverdiener und Menschen, die in diakonischen Einrichtungen und Beratungsstellen betreut werden. Immer mehr Hartz-IV-Empfänger müssen Geld für die Monatsmiete aus ihrem Sockelbetrag abzweigen, der eigentlich den Alltagsbedarf decken soll. „Der Weg zurück in die Gesellschaft, den inzwischen gestärkte Klienten voller Motivation gehen wollen, ist oft steinig. Auch die Einrichtungen der Diakonie, die Wohnungen für Wohngemeinschaften suchen, bleiben oft erfolglos. Wohnungsnot hemmt Inklusion. Und ein weiterer negativer Effekt: Menschen in akuten Krisen bekommen keinen Platz im Wohnheim oder in der betreuten Wohnung, weil der Durchlauf stockt“, beschreibt Oberkirchenrat Dieter Kaufmann, Vorstandsvorsitzender des Diakonischen Werks Württemberg, die Lage.

Kirche und Diakonie übernehmen Verantwortung

Wie in Heilbronn bemühten sich viele diakonische Träger intensiv, Wohnraum für benachteiligte Menschen zu schaffen. Sie bauen nach Möglichkeit selbst oder sprechen potentielle Vermieter an, ihre Wohnungen an ihre Einrichtungen zu vermieten, damit diese ihre Klienten unterbringen können. Um den Wohnungsmarkt zu entlasten, fordert Kaufmann zudem eine härtere Gangart der Politik gegenüber Spekulanten: „Da müssen bei längerem Leerstand geeignete Maßnahmen umgesetzt und etwa ein Treuhänder eingesetzt werden, der die Wohnungen bei Bedarf saniert und vermietet.“

In einem Siedlungsfonds stellt die Evangelische Landeskirche in Württemberg Kirchengemeinden, Kirchenbezirken und diakonischen Einrichtungen zur weiteren Unterstützung ein Treuhandvermögen zur Verfügung. Zum Jahresbeginn 2017 befanden sich über acht Millionen Euro im Topf. Mitgliedseinrichtungen können so Mittel des Landeswohnbauprogramms in Anspruch nehmen und zusätzlich von der Diakonie ein Darlehen erhalten, teilweise auch als Ersatz für die nicht vorhandenen Eigenmittel.

Anna Gieche


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