| Gedenktag

Vom Dorfpfarrer zum Professor

50. Todestag von Karl Barth (1886 - 1968)

Als junger schweizer Pfarrer im aargauischen Safenwil beteiligt er sich 1911 an der Gründung einer Textilarbeiter-Gewerkschaft und als Bonner Theologieprofessor verfasst er 1934 im Widerstand gegen die Nationalsozialisten die „Barmer theologische Erklärung“. Karl Barth kann mit der von ihm begründeten Dialektischen Theologie und seinem 13-bändigen Hauptwerk „Die kirchliche Dogmatik“ als der wichtigste evangelische Theologe des 20. Jahrhunderts gelten. Am 10. Dezember 2018 jährt sich sein Todestag zum 50. Mal.

Karl Barth Archiv, Basel | Fotografin: Maria Netter

In seinem 1919 veröffentlichten Kommentar zum Römerbrief setzt sich der junge Dorfpfarrer mit der so genannten liberalen Theologie seiner Lehrer auseinander, denen er Versagen gegenüber den Schrecken des ersten Weltkrieges vorwirft. Er entwickelt seine Wort-Gottes-Theologie, die später auch als Dialektische Theologie bezeichnet wird. Gotteserkenntnis ist demnach nicht in der Schöpfung möglich, sondern alleine in Jesus Christus.

Vom Dorfpfarrer zum Professor – ohne Doktorarbeit

Das neue theologische Programm macht seinen Autor so berühmt, dass er 1921 einen Ruf als Honorarprofessor an die Universität Göttingen erhält – ohne habilitiert oder auch nur promoviert zu sein. 1925 wechselt er als ordentlicher Professor für systematische Theologie an die Universität Münster, 1930 in gleicher Funktion nach Bonn. An der ersten Synode der Bekennenden Kirche am 31. Mai 1934 in (Wuppertal-) Barmen nimmt Barth als Kirchengemeinderat teil – genauso wie sein Nebensitzer, der spätere Bundespräsident Gustav Heinemann. In einer Mittagspause verfasst Barth den Text der Barmer theologischen Erklärung. „Die lutherische Kirche hat geschlafen, und die reformierte Kirche hat gewacht“, erzählt er später schmunzelnd. Bereits die erste der sechs Barmer Thesen markiert nicht nur das Programm der Dialektischen Theologie, sondern auch den Widerstand gegen jede totalitäre Ideologie: Jesus Christus (…) ist das eine Wort Gottes, (…) dem wir (…) zu vertrauen und zu gehorchen haben. – Wir verwerfen die falsche Lehre, als könne und müsse die Kirche (…) außer und neben diesem einen Wort Gottes auch noch andere Ereignisse, Mächte, Gestalten und Wahrheiten als Gottes Offenbarung erkennen.

Ein Leben mit zwei Frauen

Barths Privatleben verläuft nicht so geordnet wie seine Theologie: 1913 heiratet er Nelly Hoffmann, mit der er im Laufe der folgenden Jahre eine Tochter und vier Söhne hat. 1924 lernt er Charlotte von Kirschbaum kennen, die ihm Sekretärin, Assistentin, Gesprächs- und schließlich Lebenspartnerin wird. Sie zieht 1929 mit in das Barth’sche Haus ein, ohne dass Nelly und Karl Barth sich scheiden lassen wollen. So lebt Barth mit zwei Frauen zusammen, bis Charlotte von Kirschbaum 1964 infolge einer Demenzerkrankung in ein Pflegeheim zieht.

Nachdem Barth den Beamteneid auf Adolf Hitler verweigert, verliert er im Frühjahr 1935 seinen Bonner Lehrstuhl und erhält nur drei Tage später einen Ruf als außerplanmäßiger Professor an die Universität Basel. Hier entstehen bis zu seinem Tod am 10. Dezember 1968 die meisten Bände der bereits 1932 in Bonn begonnenen Kirchlichen Dogmatik.

Peter Steinle


Mehr News

  • Datum: 27.03.2024

    „Leben ist ein unverfügbares Geschenk“

    In seiner Osterpredigt weist Landesbischof Ernst-Wilhelm Gohl auf die Heiligkeit des menschlichen Lebens hin und warnt vor gesellschaftlichen Risiken: „Eine Gesellschaft, die meint, sich selbst das Leben zu verdanken, verliert am Ende die Ehrfurcht vor dem Leben.“

    Mehr erfahren
  • Datum: 27.03.2024

    Osterbotschaft: „Sieg des Lebens“

    „Ostern ist der Sieg des Lebens über den Tod, der Sieg des Lichtes über die Dunkelheit“, sagt Landesbischof Gohl in seiner Osterbotschaft. Im Video nimmt er Sie mit auf den Birkenkopf bei Stuttgart, wo nach dem 2. Weltkrieg große Mengen Fassadentrümmer aufgeschüttet wurden.

    Mehr erfahren
  • Datum: 27.03.2024

    Mit den Sinnen feiern: Ostern mit den Konfis

    Ostern ist kein einfaches Fest. Wie man dieses zentrale Fest der Christenheit Konfirmanden und Konfirmandinnen nahebringt, davon erzählen Pfarrer Friedemann Bauschert (Stephanuskirche Tübingen) und Pfarrer Martin Trugenberger, Dozent für Konfirmandenarbeit am ptz.

    Mehr erfahren
  • Datum: 27.03.2024

    Perspektiven für christlich-islamischen Dialog

    Dr. Friedmann Eißler, Islambeauftragter der Landeskirche, erklärt in einer aktuellen Stellungnahme, was den interreligiösen Dialog gegenwärtig so komplex macht.

    Mehr erfahren
  • Datum: 27.03.2024

    Spenden für humanitäre Hilfe im Nahen Osten

    Nach den Angriffen der Hamas auf die israelische Bevölkerung ist die humanitäre Lage der Menschen in den betroffenen Gebieten dramatisch. Medikamente, Wasser und Lebensmittel fehlen. Dr. Annette Noller, Vorstandsvorsitzende der Diakonie Württemberg, bittet um Hilfe.

    Mehr erfahren
  • Datum: 26.03.2024

    ACK-Broschüre über Nachhaltigkeit

    Die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) in Baden-Württemberg fordert in den „Schöpfungs-Leitlinien“ nachhaltige Lebensbedingungen für die ganze Welt. Die erstmals 2002 herausgegebene Broschüre ist nun in einer überarbeiteten Neuauflage erhältlich.

    Mehr erfahren
  • Datum: 25.03.2024

    beraten & beschlossen Frühjahrssynode 2024

    Videos, Bilder, Berichte - unser digitales Synoden-Magazin gibt multimedial Einblick in die Frühjahrstagung der Landessynode am 15. und 16. März. Und um keine Ausgabe zu verpassen, können Sie sich hier für unseren „beraten & beschlossen“ Newsletter registrieren.

    Mehr erfahren
  • Datum: 25.03.2024

    Prälatur-Gottesdienste in der Karwoche und zu Ostern

    Die Regionalbischöfinnen und Regionalbischöfe der Landeskirche feiern an Gründonnerstag, Karfreitag, Ostersonntag und Ostermontag Gottesdienste in ihrer Prälatur. Hier finden Sie die Terminübersicht.

    Mehr erfahren
  • Datum: 25.03.2024

    FAQ zu Ostern: Auferstehung für Zweifelnde

    Ohne Auferstehung gäbe es kein Ostern. Doch woran glauben Christinnen und Christen da eigentlich, und was ist, wenn einem dieser Glaube schwerfällt? Was sagt die Bibel dazu? Pfarrer Dan Peter, Sprecher der Evangelischen Landeskirche in Württemberg, gibt Antworten.

    Mehr erfahren
  • Datum: 22.03.2024

    Dr. Fabian Peters wird Dezernent für Finanzmanagement & Informationstechnologie

    Dr. Fabian Peters leitet künftig das Dezernat für Finanzmanagement und Informationstechnologie im Stuttgarter Oberkirchenrat. Der Landeskirchenausschuss hat ihn am Donnerstag, 21. März, in dieses Amt gewählt.

    Mehr erfahren
  • Datum: 22.03.2024

    Der Passion und Auferstehung Jesu nachgehen

    Gründonnerstag, Karfreitag und Ostern sind Höhepunkte im Kirchenjahr. Evangelische Kirchengemeinden und Einrichtungen erinnern mit Ostergärten und -wegen an Jesu Leiden, Tod und Auferstehung.

    Mehr erfahren
  • Datum: 21.03.2024

    Trauer um Franziska Stocker-Schwarz

    Pfarrerin Franziska Stocker-Schwarz, Leiterin der Württembergischen Bibelgesellschaft, ist am 19. März im Alter von 62 Jahren nach schwerer Krankheit verstorben. Landesbischof Ernst-Wilhelm Gohl sagt über sie: „Ihr Tod ist ein großer Verlust für unsere Kirche.“

    Mehr erfahren
Mehr laden