| Gesellschaft

"Über Pluralität und Vielfalt"

July: Allgemeine Religionskunde kein Ersatz für Reli-Unterricht

Schon in wenigen Jahren sollte es nach Ansicht von Baden-Württembergs Landtagspräsidentin Muhterem Aras (Grüne) Islamunterricht an allen Schulen im Südwesten geben. "Wir sollten die flächendeckende Einführung beschleunigen", sagte Aras am 7. Februar in Biberach an der Riß beim 4. Bildungsforum Oberschwaben. Für den Islamunterricht müssten die Lehrer in Deutschland ausgebildet sein und in deutscher Sprache unterrichten, forderte sie. Man dürfe diesen Unterricht nicht länger "importierten Abgesandten" anderer Länder überlassen. 

Baden-Württembergs Landtagspräsidentin Muhterem ArasEMH/Jens Schmitt

Dazu gehört für die Grünen-Politikerin auch, dass islamischer Unterricht unter die staatliche Schulaufsicht gestellt wird: "In der Moschee habe ich überhaupt keinen Einblick, was gelehrt wird." Im Religionsunterricht sehe sie in erster Linie Wertevermittlung.

Die Alevitin berichtete, dass sie ihre beiden Kinder in den evangelischen Religionsunterricht geschickt habe. Sie sollten sich frühzeitig mit Werten wie Gerechtigkeit und Nächstenliebe auseinandersetzen. "Das hat noch keinem geschadet." Eine Missionierung oder Indoktrinierung ihrer Kinder habe sie nicht festgestellt. Auch der Ethik-Unterricht solle in Baden-Württemberg ausgeweitet und mittelfristig schon an Grundschulen angeboten werden, forderte Aras.

Landesbischof Frank Otfried JulyEMH/Gottfried Stoppel

Der Bischof der Evangelischen Landeskirche in Württemberg, Frank Otfried July, nannte die Kooperation von Staat und Kirche in Baden-Württemberg "gut ausgewogen". Die Kirchen müssten als Teil der Gesellschaft auch an gesellschaftlichen Entscheidungen beteiligt werden. An Frankreich könne man sehen, wie eine radikale Trennung von Kirche und Staat im Laizismus zu neuen Problemen führe, da die Gesellschaft dort "die Grammatik religiösen Sprechens" verlernt habe.

Eine allgemeine Religionskunde anstelle des konfessionellen Religionsunterrichts hält July für keine angemessene Alternative. Er verglich eine solche Religionskunde mit der Kunstsprache Esperanto. Seiner Ansicht nach sollten Schüler aber auch "die Muttersprache ihrer Religion" lernen. Mit islamischem Religionsunterricht könnte an den Schulen geordnet über Pluralität und Vielfalt diskutiert werden - "das würde Christen wie Muslimen guttun", sagte der Landesbischof.

Der Bildungsdezernent der württembergischen Landeskirche, Oberkirchenrat Werner Baur, wandte sich in seiner Begrüßung gegen die Ausgrenzung von Religion aus dem öffentlichen Raum. Ansonsten würde der Glaube in eine "lähmende Privatheit" geführt, nicht aber zur Übernahme von Verantwortung gegenüber anderen ermutigt, sagte der Pädagoge. 

Bischof Dr. Gebhard FürstEMH/Gottfried Stoppel

Der Bischof der Diözese Rottenburg-Stuttgart, Gebhard Fürst, verwies darauf, dass der weltanschaulich neutrale Staat zur Wertevermittlung die Religionsgemeinschaften brauche. Der Staat selbst dürfe kein Monopol auf Werte haben, wenn er nicht totalitär sein wolle. Konfessioneller Religionsunterricht sei von Bedeutung, weil nur persönlich glaubende Lehrer in die "Lebendigkeit religiösen Lebens" einführen könnten, sagte Fürst.

Kirchlicher Religionsunterricht dürfe aber nicht mit Katechese verwechselt werden. Die Kirche habe kein Recht, an öffentlichen Schulen den Glauben einzuüben. Würde allerdings Religion aus dem öffentlichen Raum verdrängt, bestehe die Gefahr, dass sie sich abkapsele und fundamentalistische Tendenzen entwickle. 

Quelle: Evangelischer Pressedienst (epd)


Mehr News

  • Datum: 29.03.2024

    Karfreitag: Bruchstücke des Lebens

    „Ich kann die Gebrochenheit in meinem Leben zulassen, weil ich weiß, dass auch ich mit all meiner Bruchstückhaftigkeit, auch mit meinem Scheitern einfach in Gottes Liebe aufgehoben bin“, sagt Landesbischof Ernst-Wilhelm Gohl in diesem SWR-Gespräch über Karfreitag.

    Mehr erfahren
  • Datum: 27.03.2024

    „Leben ist ein unverfügbares Geschenk“

    In seiner Osterpredigt weist Landesbischof Ernst-Wilhelm Gohl auf die Heiligkeit des menschlichen Lebens hin und warnt vor gesellschaftlichen Risiken: „Eine Gesellschaft, die meint, sich selbst das Leben zu verdanken, verliert am Ende die Ehrfurcht vor dem Leben.“

    Mehr erfahren
  • Datum: 27.03.2024

    Osterbotschaft: „Sieg des Lebens“

    „Ostern ist der Sieg des Lebens über den Tod, der Sieg des Lichtes über die Dunkelheit“, sagt Landesbischof Gohl in seiner Osterbotschaft. Im Video nimmt er Sie mit auf den Birkenkopf bei Stuttgart, wo nach dem 2. Weltkrieg große Mengen Fassadentrümmer aufgeschüttet wurden.

    Mehr erfahren
  • Datum: 27.03.2024

    Mit den Sinnen feiern: Ostern mit den Konfis

    Ostern ist kein einfaches Fest. Wie man dieses zentrale Fest der Christenheit Konfirmanden und Konfirmandinnen nahebringt, davon erzählen Pfarrer Friedemann Bauschert (Stephanuskirche Tübingen) und Pfarrer Martin Trugenberger, Dozent für Konfirmandenarbeit am ptz.

    Mehr erfahren
  • Datum: 27.03.2024

    Spenden für humanitäre Hilfe im Nahen Osten

    Nach den Angriffen der Hamas auf die israelische Bevölkerung ist die humanitäre Lage der Menschen in den betroffenen Gebieten dramatisch. Medikamente, Wasser und Lebensmittel fehlen. Dr. Annette Noller, Vorstandsvorsitzende der Diakonie Württemberg, bittet um Hilfe.

    Mehr erfahren
  • Datum: 27.03.2024

    Perspektiven für christlich-islamischen Dialog

    Dr. Friedmann Eißler, Islambeauftragter der Landeskirche, erklärt in einer aktuellen Stellungnahme, was den interreligiösen Dialog gegenwärtig so komplex macht.

    Mehr erfahren
  • Datum: 26.03.2024

    ACK-Broschüre über Nachhaltigkeit

    Die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) in Baden-Württemberg fordert in den „Schöpfungs-Leitlinien“ nachhaltige Lebensbedingungen für die ganze Welt. Die erstmals 2002 herausgegebene Broschüre ist nun in einer überarbeiteten Neuauflage erhältlich.

    Mehr erfahren
  • Datum: 25.03.2024

    beraten & beschlossen Frühjahrssynode 2024

    Videos, Bilder, Berichte - unser digitales Synoden-Magazin gibt multimedial Einblick in die Frühjahrstagung der Landessynode am 15. und 16. März. Und um keine Ausgabe zu verpassen, können Sie sich hier für unseren „beraten & beschlossen“ Newsletter registrieren.

    Mehr erfahren
  • Datum: 25.03.2024

    Prälatur-Gottesdienste in der Karwoche und zu Ostern

    Die Regionalbischöfinnen und Regionalbischöfe der Landeskirche feiern an Gründonnerstag, Karfreitag, Ostersonntag und Ostermontag Gottesdienste in ihrer Prälatur. Hier finden Sie die Terminübersicht.

    Mehr erfahren
  • Datum: 25.03.2024

    FAQ zu Ostern: Auferstehung für Zweifelnde

    Ohne Auferstehung gäbe es kein Ostern. Doch woran glauben Christinnen und Christen da eigentlich, und was ist, wenn einem dieser Glaube schwerfällt? Was sagt die Bibel dazu? Pfarrer Dan Peter, Sprecher der Evangelischen Landeskirche in Württemberg, gibt Antworten.

    Mehr erfahren
  • Datum: 22.03.2024

    Dr. Fabian Peters wird Dezernent für Finanzmanagement & Informationstechnologie

    Dr. Fabian Peters leitet künftig das Dezernat für Finanzmanagement und Informationstechnologie im Stuttgarter Oberkirchenrat. Der Landeskirchenausschuss hat ihn am Donnerstag, 21. März, in dieses Amt gewählt.

    Mehr erfahren
  • Datum: 22.03.2024

    Der Passion und Auferstehung Jesu nachgehen

    Gründonnerstag, Karfreitag und Ostern sind Höhepunkte im Kirchenjahr. Evangelische Kirchengemeinden und Einrichtungen erinnern mit Ostergärten und -wegen an Jesu Leiden, Tod und Auferstehung.

    Mehr erfahren
Mehr laden