| Gesellschaft

Wirtschaft und Solidarität muss kein Widerspruch sein

Eine-Welt- und Diakonieläden setzen sich für fairen Handel ein

Billigmode zum Wegwerfen, Lebensmittel zum Schleuderpreis: Die Schnäppchen schonen den Geldbeutel der Verbraucher. Den Preis dafür zahlen die Näherinnen und Kleinbauern: schlechte Arbeitsbedingungen bei geringem Lohn. Dass es Alternativen gibt, zeigen Eine-Welt- und Diakonieläden. Nadja Golitschek hat mit dem Geschäftsführer der Diakonischen Bezirksstelle Biberach, Hans Reichenzer, sowie der Leiterin des Diakonieladens Bad Saulgau, Ingrid Mers, über fairen Handel gesprochen.

Fotolia - Visions-AD

Was hat Kirche mit Produktionsbedingungen in Bangladesch, der Dominikanischen Republik oder in anderen Teilen der Erde zu tun?
Hans Reichenzer: Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung waren schon immer zentrale Themen der Kirche. Fair-Trade-Produkte und Eine-Welt- und Diakonieläden zeigen, dass man zu guten und fairen Preisen einkaufen kann, ohne dass es für die Produzenten ungerecht oder sogar menschenunwürdig zugeht. Das würde nicht unserem christlichen Menschenbild entsprechen. 

Was zeichnet Eine-Welt- und Diakonieläden aus? 
Ingrid Mers: Durch Diakonie- und Eine-Weltläden wollen wir auf das Thema Fair Trade aufmerksam machen und die Bekanntheit steigern. Wir waren zum Beispiel mit unserem Diakonieladen die Ersten in Bad Saulgau, die fair gehandelte Produkte angeboten haben.

Reichenzer: Wir setzen einerseits einen Kontrast zu Wirtschaftsunternehmen, andererseits möchten wir aber den Kontakt zu den örtlichen Firmen aufbauen und sie auf faire Handlungsbedingungen! ansprechen. Wirtschaft und Solidarität muss kein Widerspruch sein.


Vom 5. bis 8. April findet in Stuttgart die Messe "Fair handeln" statt. Sie ist eine Messe für alle, die sich engagiert für ein global verantwortungsvolles und nachhaltiges Handeln einsetzen. Sie stellt einen Marktplatz dar für den Fach- und Einzelhandel, der fair gehandelte Produkte, Nahrungsmittel, Textilien, Kosmetik, Blumen, Kunst etc. im Angebot hat. Darüber hinaus sind Verantwortliche Unternehmensführung (CSR), Nachhaltiges Finanzwesen, Nachhaltiger Tourismus und Entwicklungszusammenarbeit vorrangige Themen, die auf der FAIR HANDELN vorgestellt und in zahlreichen Bildungsveranstaltungen und Forumsbeiträgen beleuchtet und diskutiert werden können.


Wer wird durch Diakonie- und Eine-Welt-Läden unterstützt?
Mers: Das sind ganz unterschiedliche Bereiche: Mit Fair-Trade-Kaffee, Tee, Mangos und Kakao unterstützen wir die Kleinbauern überall auf der Welt. Meist verdienen die Bauernfamilien am wenigsten, da das Geld auf dem Vertriebsweg hängenbleibt. Durch den fairen Handel können sie von ihrer Arbeit leben. Aber Fair Trade ist auch auf die Region bezogen: Durch den Verkauf von gebrauchter, hochwertiger Kleidung schaffen wir ein Angebot für Menschen, die nicht viel Geld haben und leisten einen Beitrag zur Nachhaltigkeit. In Bad Saulgau verkaufen wir beispielsweise noch Nudeln aus dem „Nudelhaus" in Trossingen – ein Wirtschaftsbetrieb, in den Menschen mit psychischen und sozialen Schwierigkeiten aufgenommen werden.

Woher wissen Sie, dass die Produkte aus dem Ausland wirklich fair gehandelt sind?
Mers: Wir beziehen die Ware von der „Gesellschaft zur Förderung der Partnerschaft mit der Dritten Welt“, kurz GEPA. Die Artikel haben nachvollziehbare Produktionsschritte, sodass man sagen kann, woher sie stammen und unter welchen Bedingungen sie angebaut oder produziert wurden.

Reichenzer: Generell arbeiten wir mit den gängigen Lieferanten für Fair Trade sowie den Landes- und Spitzenverbänden zusammen, zu denen wir eine vertrauensvolle Basis haben. Zusammen gehen wir bescheidene Schritte, aber wir glauben, dass wir auf dem richtigen Weg sind.

Mehr News

  • Datum: 19.04.2024

    „Konfirmanden ist Glaube wichtiger als Geschenke“

    Frontalunterricht gibt es kaum noch im Konfi-Unterricht, sagt Prof. Dr. Wolfgang Ilg von der Evangelischen Hochschule in Ludwigsburg im Interview. Die Konfi-Arbeit sei nach wie vor das Angebot mit der größten Reichweite in der Evangelischen Kirche.

    Mehr erfahren
  • Datum: 18.04.2024

    „Kirche mit Kindern“ ist einfach lebendig

    Vom Kindergottesdienst zu einer Kirche für die ganze Familie: Lebendiger und spannender Gottesdienst mit neuen Herausforderungen. Wir haben Sabine Foth gefragt, wie sich die Kirche mit Kindern zu einer Familienkirche gewandelt hat und was ihr an der Arbeit besonders gefällt.

    Mehr erfahren
  • Datum: 18.04.2024

    Video: Multitalent mit Down-Syndrom

    Tamara Röske hat viele Talente: Schauspielern, Modeln und Leichtathletik – trotz Handicap. Die 28-Jährige hat das Down-Syndrom. Wie bringt sie alles unter einen Hut? Darüber spricht sie zusammen mit ihrer Mutter Antje mit „Alpha & Omega“-Moderatorin Heidrun Lieb.

    Mehr erfahren
  • Datum: 17.04.2024

    „Der Segen Gottes gilt uns allen“

    Mit einem Gottesdienst in der Klosterkirche Mariaberg bei Gammertingen hat am 13. April die ökumenische Woche für das Leben begonnen. Sie stellt unter dem Motto die Lebenswirklichkeiten Jugendlicher und junger Erwachsener mit Behinderungen in den Mittelpunkt.

    Mehr erfahren
  • Datum: 16.04.2024

    Innovationstag: Jetzt anmelden!

    Frische Ideen fürs Gemeindeleben: Unter dem Motto „#gemeindebegeistert – Kirche lebt, wo dein Herz schlägt“ veranstaltet die Landeskirche am 4. Mai einen großen Innovationstag. In Projektpräsentationen und Workshops gibt’s Austausch und Tipps. Jetzt anmelden

    Mehr erfahren
  • Datum: 16.04.2024

    Segen, Mut & Traubenzucker

    In diesen Wochen stehen an vielen Schulen Abschlussprüfungen an - für Schülerinnen und Schüler eine stressige Zeit. Die Ev. Jugendkirche Stuttgart macht mit einem speziellen PrüfungsSegen Mut und stellt auch anderen Gemeinden Materialien zur Verfügung.

    Mehr erfahren
  • Datum: 16.04.2024

    Digitaler Notfallkoffer für die Seele

    Hilfe in persönlichen Krisenmomenten bietet die KrisenKompass-App der Telefonseelsorge fürs Handy und Tablet. Sie bietet Unterstützung, um schnell wieder auf positive Gedanken zu kommen oder bei Bedarf rasch professionelle Hilfe finden zu können.

    Mehr erfahren
  • Datum: 16.04.2024

    Zum 200. Todestag von Beata Regina Hahn

    Vor 200 Jahren starb Beata Regina Hahn, die zweite Ehefrau des Mechanikerpfarrers Philipp Matthäus Hahn, Tochter von Johann Friedrich Flattich und Mutter der Schulgründerin Beate Paulus. Als Herausgeberin von Hahns Schriften prägte sie dessen Bild für viele Jahre.

    Mehr erfahren
  • Datum: 15.04.2024

    „Wir beten, dass die zerstörende Gewalt ein Ende nimmt“

    Die Landeskirchen in Württemberg und Baden haben den Jüdinnen und Juden im Land Grüße zum Pessach-Fest übersandt. Darin nehmen Landesbischof Gohl und Landesbischöfin Springhart Bezug auf den Angriff der Hamas wie auch auf den Raketenangriff des Iran auf Israel.

    Mehr erfahren
  • Datum: 15.04.2024

    Hoffnung wird durch Menschen vermittelt

    Bei einer religionspolitischen Tagung der SPD-Bundestagsfraktion am 12. April in Berlin unter dem Titel „Mehr Zuversicht! Mit Hoffnung die Zeiten wenden“ betonte Landesbischof Ernst-Wilhelm Gohl, wer die Verwurzelung in Jesus Christus spüre, werde für andere zur Hoffnung.

    Mehr erfahren
  • Datum: 13.04.2024

    Landesbischof Gohl: "Wir stehen an der Seite Israels"

    "Der Angriff des Iran bedroht die Existenz Israels. Wir müssen daran erinnern, dass alles mit dem Pogrom der Hamas an Israel begann." Gohl weist weiterhin auf die israelischen Geiseln in der Gewalt der Hamas hin.

    Mehr erfahren
  • Datum: 12.04.2024

    Klassik und Pop Hand in Hand

    Die Evangelische Hochschule für Kirchenmusik in Tübingen hat schon früh einen Studiengang für populare Kirchenmusik eingerichtet und war damit in der EKD Vorreiter. Prof. Thomas J. Mandl und Prof. Patrick Bebelaar erklären, was das Besondere an der HKM ist.

    Mehr erfahren
Mehr laden