| Geistliches

Macht hoch die Tür

Andacht von Prälat Harald Stumpf zum ersten Advent

Was ist Ihr liebstes Adventslied? Und warum? Diese Fragen haben wir den vier Prälaten der württembergischen Landeskirche gestellt. Harald Stumpf aus Heilbronn macht sich Gedanken über eines der bekanntesten Adventslieder: „Macht hoch die Tür, die Tor macht weit“.

Die erste Kerze brennt.Fotolia.com/Smileus

„Macht hoch die Tür, die Tor macht weit“ gehört zu den bekanntesten und beliebtesten Adventsliedern. Pfarrer Georg Weißel hat es während des Dreißigjährigen Krieges geschrieben. Weißel nahm sich vieler Notleidender des Krieges an und kümmerte sich auch um das Armen- und Siechenheim in seiner Gemeinde. Deren Hilfeschrei nimmt er in Strophe 2 auf: „All unsre Not zum End er bringt“.

Zum ersten Mal wurde es am 4. Adventssonntag 1623 gesungen. Nicht im Gottesdienst, sondern am Gartentor des Geschäftsmanns Sturgis. Er hatte bei seinem Herrenhaus ein großes Grundstück einzäunen lassen, um die Bewohner des Siechenheims vom Dorf und der Kirche fernzuhalten. Während die Armen und Kranken das Lied vor dem Gartentor sangen, stand Sturgis wie angewurzelt da. Noch ehe das Lied zu Ende war, zog er einen Schlüssel aus der Tasche und schloss das Tor auf. Und es blieb offen. „Macht hoch die Tür, die Tor macht weit!“

Prälat Harald StumpfEMH/Gottfried Stoppel

„Siehe dein König kommt zu dir, …“

Das Lied nimmt Bezug auf Psalm 24 „Machet die Tore weit und die Türen in der Welt hoch, dass der König der Ehren einziehe“. Für mich verbindet sich das unmittelbar mit dem Wochenspruch der ersten Adventswoche: „Siehe, dein König kommt zu dir, ein Gerechter und ein Helfer“ (Sacharja 9,9).

„Siehe“ ist in der Bibel immer ein Signalwort. Achtung! Gut zuhören, jetzt kommt etwas ganz Wichtiges! „Siehe!“  – „dein König kommt zu dir!“ Er bleibt nicht für sich. Er wartet nicht ab, ob wir kommen, sondern er findet Wege zu uns. Nicht auf dem hohen Ross oder einem Streitross kommt er, wie wir es vielleicht erwarten würden. Sondern er kommt auf einem Esel als Zeichen des Friedens. Dieser König verzichtet auf alle Attribute der Macht. Er kommt ausgerüstet mit der Macht der Liebe.

„… ein Gerechter und ein Helfer“

Der König kommt als Gerechter, der nicht einfach blindlings jedem das Seine gibt, sondern als einer der die Menschen mit seiner eigenen Gerechtigkeit beschenkt. Und er kommt als Helfer. Jesus hilft den Menschen, holt die, die ausgestoßen sind zurück in die Gemeinschaft. Er hat sich mit Zöllnern und Sündern an einen Tisch gesetzt und Versöhnung geschenkt. Er war ein Helfer, von dem später auch seine Spötter unter dem Kreuz sagen werden: „Anderen hat er geholfen und kann sich selbst nicht helfen! Steig doch herab vom Kreuz!“ Diese Spötter haben nicht erkannt, dass er in verborgener Weise gerade dabei war, anderen zu helfen. 

Advent – das heißt: Dieser König kommt! Gott will ohne uns nicht Gott sein. So wird er der „heruntergekommene Gott“. Oben ist unten! Gott wird Mensch! Das ist einzigartig in der Religions- und Menschheitsgeschichte. 

Prälat Harald Stumpf


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