26.02.2020 Sterbehilfe: July bedauert Richterspruch
|
Gesellschaft
Sterbehilfe: July bedauert Richterspruch
Landesbischof sieht Sterbebegleitung als Lebenshilfe
Karlsruhe/Stuttgart. Der württembergische Landesbischof Dr. h. c. Frank Otfried July hat mit Bedauern auf das Urteil des Bundesverfassungsgerichts reagiert, wonach das bisherige Verbot geschäftsmäßiger Sterbehilfe verfassungswidrig ist.
July machte in seiner Reaktion auf das am Mittwochvormittag verkündete Urteil des höchsten deutschen Gerichts deutlich, dass die württembergische Landeskirche sich gemeinsam mit dem Diakonischen Werk schon seit langer Zeit um Patienten in Hospizen und Palliativstationen kümmert. „Wir verstehen Sterbebegleitung als Lebenshilfe.“
Das Urteil aus Karlsruhe sieht der Landesbischof nun als Anlass, „unsere Beratungs- und Betreuungsarbeit zu erweitern und zu vertiefen. Wir wollen Patienten und Angehörige noch besser über die Möglichkeiten der Palliativmedizin informieren".
Das sagen die Richter
Das Bundesverfassungsgericht sieht die Entscheidung eines Einzelnen, „seiner eigenen Existenz ein Ende zu setzen", als weder durch Gesetze noch durch die Religion einschränkbar an. Es sei Ausdruck der grundgesetzlich garantierten persönlichen Autonomie, „über das Sterben selbstbestimmt zu entscheiden“.
In seiner Urteilsverkündung betonte Gerichtspräsident Andreas Voßkuhle: „Das allgemeine Persönlichkeitsrecht umfasst ein Recht auf selbstbestimmtes Sterben. Dieses Recht schließt die Freiheit ein, sich das Leben zu nehmen und hierbei auf die freiwillige Hilfe Dritter zurückzugreifen.“ Dies sei „von Staat und Gesellschaft zu respektieren“. Deshalb sei der Paragraph 217 des Strafgesetzbuches - er stellt die sogenannte geschäftsmäßige Förderung der Selbsttötung unter Strafe - in seiner derzeitigen Form verfassungswidrig.
Gleichzeitig stellte das Gericht aber klar, dass der Gesetzgeber die Hilfe zum Suizid durchaus regeln darf. Außerdem bleibt auch nach dem Urteilsspruch aus Karlsruhe die sogenannte aktive Sterbehilfe verboten.
Sechs Klagen in Karlsruhe
Mehrere Schwerkranke sowie Ärzte und Sterbehilfe-Vereine hatten gegen die bisherige Regelung geklagt: Die einen sahen ihre allgemeinen Persönlichkeitsrechte verletzt, die anderen ihre Berufsfreiheit unzulässig eingeschränkt. Insgesamt lagen dem Gericht sechs Klagen zur Entscheidung vor.
Bedenken von der EKD
Eine Reaktion auf das Urteil des Bundesverfassungsgerichts kommt auch von der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). Sie sieht die Gefahr, „dass Suizidbeihilfe zur alltäglichen Selbstverständlichkeit werden könnte und dass sich hierdurch das Wertefundament des Zusammenlebens entscheidend verändert“.
In einer ersten Stellungnahme sieht die EKD letztlich sogar die generell unantastbare Würde jedes Menschen in Frage gestellt. „Die Gefahr besteht, dass das menschliche Leben gerade in seiner verletztlichsten Phase in nicht hinnehmbarer Weise gefährdet wird.“ Auch am Ende des Lebens müssten Menschen die Gewissheit haben, bestmöglichst versorgt zu werden. „Sie dürfen nicht verunsichert werden, um dann aus ökonomischen Gründen vielleicht nicht alle Hilfe in Anspruch zu nehmen, die sie benötigen.“
Gleichzeitig erneuerte die Evangelische Kirche in Deutschland ihre Forderung, die Hospizarbeit und Palliativversorgung zu stärken. Damit solle erreicht werden, „dass Menschen in ihrer letzten Lebensphase so selbstbestimmt und würdevoll wie möglich leben und schließlich auch einfühsam begleitet sterben können“.
Erfahren Sie mehr
Mitteilung des Bundesverfassungsgericht zum Sterbehilfe-Urteil
Frische Ideen fürs Gemeindeleben: Unter dem Motto „#gemeindebegeistert – Kirche lebt, wo dein Herz schlägt“ veranstaltet die Landeskirche am 4. Mai einen großen Innovationstag. In Projektpräsentationen und Workshops gibt’s Austausch und Tipps. Jetzt anmelden
Was ist Künstliche Intelligenz und was ist damit anzufangen? Eignet sich KI auch für die Gemeindearbeit und wo konkret kann sie dort zielgerichtet angewendet werden? Mit diesen Fragen befasst sich am 16. Mai ein Online-Seminar des Evangelischen Medienhauses.
Frontalunterricht gibt es kaum noch im Konfi-Unterricht, sagt Prof. Dr. Wolfgang Ilg von der Evangelischen Hochschule in Ludwigsburg im Interview. Die Konfi-Arbeit sei nach wie vor das Angebot mit der größten Reichweite in der Evangelischen Kirche.
Vom Kindergottesdienst zu einer Kirche für die ganze Familie: Lebendiger und spannender Gottesdienst mit neuen Herausforderungen. Wir haben Sabine Foth gefragt, wie sich die Kirche mit Kindern zu einer Familienkirche gewandelt hat und was ihr an der Arbeit besonders gefällt.
Tamara Röske hat viele Talente: Schauspielern, Modeln und Leichtathletik – trotz Handicap. Die 28-Jährige hat das Down-Syndrom. Wie bringt sie alles unter einen Hut? Darüber spricht sie zusammen mit ihrer Mutter Antje mit „Alpha & Omega“-Moderatorin Heidrun Lieb.
Mit einem Gottesdienst in der Klosterkirche Mariaberg bei Gammertingen hat am 13. April die ökumenische Woche für das Leben begonnen. Sie stellt unter dem Motto die Lebenswirklichkeiten Jugendlicher und junger Erwachsener mit Behinderungen in den Mittelpunkt.
In diesen Wochen stehen an vielen Schulen Abschlussprüfungen an - für Schülerinnen und Schüler eine stressige Zeit. Die Ev. Jugendkirche Stuttgart macht mit einem speziellen PrüfungsSegen Mut und stellt auch anderen Gemeinden Materialien zur Verfügung.
Hilfe in persönlichen Krisenmomenten bietet die KrisenKompass-App der Telefonseelsorge fürs Handy und Tablet. Sie bietet Unterstützung, um schnell wieder auf positive Gedanken zu kommen oder bei Bedarf rasch professionelle Hilfe finden zu können.
Vor 200 Jahren starb Beata Regina Hahn, die zweite Ehefrau des Mechanikerpfarrers Philipp Matthäus Hahn, Tochter von Johann Friedrich Flattich und Mutter der Schulgründerin Beate Paulus. Als Herausgeberin von Hahns Schriften prägte sie dessen Bild für viele Jahre.
„Wir beten, dass die zerstörende Gewalt ein Ende nimmt“
Die Landeskirchen in Württemberg und Baden haben den Jüdinnen und Juden im Land Grüße zum Pessach-Fest übersandt. Darin nehmen Landesbischof Gohl und Landesbischöfin Springhart Bezug auf den Angriff der Hamas wie auch auf den Raketenangriff des Iran auf Israel.
Bei einer religionspolitischen Tagung der SPD-Bundestagsfraktion am 12. April in Berlin unter dem Titel „Mehr Zuversicht! Mit Hoffnung die Zeiten wenden“ betonte Landesbischof Ernst-Wilhelm Gohl, wer die Verwurzelung in Jesus Christus spüre, werde für andere zur Hoffnung.
Landesbischof Gohl: "Wir stehen an der Seite Israels"
"Der Angriff des Iran bedroht die Existenz Israels. Wir müssen daran erinnern, dass alles mit dem Pogrom der Hamas an Israel begann." Gohl weist weiterhin auf die israelischen Geiseln in der Gewalt der Hamas hin.