| EKD

Vertrauen in menschliche Werte

Deutscher Evangelischer Kirchentag sendet klare Botschaften

„Was für ein Vertrauen" lautet das Motto des noch bis Sonntag dauernden Deutschen Evangelischen Kirchentags in Dortmund - doch um dieses Vertrauen wird gerungen.

Teilnehmer am Deutschen Evangelischen Kirchentag bei ihrer Ankunft am Hauptbahnhof Dortmund.Friedrich Stark/epd

Rund 2.400 Veranstaltungen, etwa 118.000 Teilnehmer: Der am Mittwoch eröffnete 37. Deutsche Evangelische Kirchentag in Dortmund ist wie seine Vorgänger - darunter der Kirchentag 2015 in Stuttgart - eine Mammutveranstaltung. Und gespickt mit Botschaften an Politik und Gesellschaft.

So warb Bundespräsident Frank Walter Steinmeier bei der Eröffnung des bis Sonntag dauernden Treffens für mehr bürgerliches Engagement: „Wir wollen die Welt nicht nur beschreiben, wir wollen sie erst recht nicht nur beklagen, sondern wir wollen Sie zum Besseren verändern."

Und in Anlehnung an das Kirchentags-Motto „Was für ein Vertrauen" rief er zu einem friedlichen Miteinander zwischen Angehörigen der unterschiedlichen Religionen auf - dabei nannte er auch Muslime und Juden: „Sie vertrauen unserem Land - und haben selbst Vertrauen verdient", betonte das Staatsoberhaupt, der damit gleichzeitig die jüngsten islam- und judenfeindlichen Übergriffe in Deutschland verurteilte. 

Warnung vor digitaler Spaltung

Mit einer weiteren Rede Steinmeiers geht der Kirchentag am Donnerstag übrigens weiter: Ab 11 Uhr will er Wirtschaft und Politik laut Redemanuskript auffordern, sich intensiver in die Gestaltung der digitalen Welt einzumischen - und gleichzeitig auffordern, eine „digitale Spaltung" der Gesellschaft und der unterschiedlichen Lebenswelten zu verbhindern.

Eintreten gegen Extremismus

Kirchentagspräsident Hans Leyendecker betonte ebenfalls die politische Bedeutung des Kirchentages. „Der alte Nationalismus" gehe in Form des Rechtspopulismus in Europa um, konstatierte er - und in der Bundesrepublik mache ihm Sorgen, wie viel Unterstützung es für Kräfte gebe, „die über eine Abschaffung der Demokratie nachdenken".

Deshalb gelte es, jenen „Systemveränderern von ganz rechts" entgegenzutreten. Ein Beispiel dafür sei der Kirchentag selbst: „Wir treten auf Kirchentagen für Werte ein: Für Menschenwürde, für die Bewahrung der Schöpfung", betonte Leyendecker.

Damit ging der Kirchentagspräsident auf Kritik der rechtspopulistischen AfD ein: Ihre Vertreter waren von den Kirchentags-Organisatoren nicht als Diskussionsteilnehmer bei Podiumsdebatten eingeladen worden.

Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, der bayerische Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm, hat diese Entscheidung gegenüber der "Neuen Osnabrücker Zeitung" verteidigt: Schließlich sei noch nicht geklärt, ob die AfD offen rechtsextreme Positionen „als Teil ihrer Partei duldet oder sogar will oder ob sie sich abgrenzt".

Debatte über Flüchtlingspolitik

Weitere Schwerpunktthemen des Kirchentags sind der Umwelt- und Klimaschutz sowie die Zuwanderungs- und Flüchtlingspolitik. So wird am Donnerstagnachmittag der Bürgermeister der sizilianischen Hauptstadt Palermo, Leoluca Orlando, an einem Podiumsgespräch zum Thema „Seenotrettung" teilnehmen. Dabei will er für eine menschlichere Flüchtlingspolitik und offene Häfen für Schiffe mit aus dem Mittelmeer geretteten Flüchtlingen an Bord werben.

Bereits vor gut einem Monat hatte sich der württembergische Landesbischof Dr. h.c. Frank Otfried July anlässlich der Diakonie-Aktion  „Platz für Asyl in Europa“  für eine menschlichere Flüchtlingspolitik ausgesprochen.

Ebenfalls in Dortmund sprechen wird Friedensnobelpreisträger Denis Mukwege; der Arzt und Menschenrechtler wird im Anschluss an seinen Besuch des Kirchentages zu zwei Vorträgen am Sonntagabend und Montagabend in Tübingen und Stuttgart erwartet.


mit Material des Evangelischen Pressedienstes (epd)


Mehr News

  • Datum: 19.04.2024

    „Konfirmanden ist Glaube wichtiger als Geschenke“

    Frontalunterricht gibt es kaum noch im Konfi-Unterricht, sagt Prof. Dr. Wolfgang Ilg von der Evangelischen Hochschule in Ludwigsburg im Interview. Die Konfi-Arbeit sei nach wie vor das Angebot mit der größten Reichweite in der Evangelischen Kirche.

    Mehr erfahren
  • Datum: 18.04.2024

    „Kirche mit Kindern“ ist einfach lebendig

    Vom Kindergottesdienst zu einer Kirche für die ganze Familie: Lebendiger und spannender Gottesdienst mit neuen Herausforderungen. Wir haben Sabine Foth gefragt, wie sich die Kirche mit Kindern zu einer Familienkirche gewandelt hat und was ihr an der Arbeit besonders gefällt.

    Mehr erfahren
  • Datum: 18.04.2024

    Video: Multitalent mit Down-Syndrom

    Tamara Röske hat viele Talente: Schauspielern, Modeln und Leichtathletik – trotz Handicap. Die 28-Jährige hat das Down-Syndrom. Wie bringt sie alles unter einen Hut? Darüber spricht sie zusammen mit ihrer Mutter Antje mit „Alpha & Omega“-Moderatorin Heidrun Lieb.

    Mehr erfahren
  • Datum: 17.04.2024

    „Der Segen Gottes gilt uns allen“

    Mit einem Gottesdienst in der Klosterkirche Mariaberg bei Gammertingen hat am 13. April die ökumenische Woche für das Leben begonnen. Sie stellt unter dem Motto die Lebenswirklichkeiten Jugendlicher und junger Erwachsener mit Behinderungen in den Mittelpunkt.

    Mehr erfahren
  • Datum: 16.04.2024

    Innovationstag: Jetzt anmelden!

    Frische Ideen fürs Gemeindeleben: Unter dem Motto „#gemeindebegeistert – Kirche lebt, wo dein Herz schlägt“ veranstaltet die Landeskirche am 4. Mai einen großen Innovationstag. In Projektpräsentationen und Workshops gibt’s Austausch und Tipps. Jetzt anmelden

    Mehr erfahren
  • Datum: 16.04.2024

    Segen, Mut & Traubenzucker

    In diesen Wochen stehen an vielen Schulen Abschlussprüfungen an - für Schülerinnen und Schüler eine stressige Zeit. Die Ev. Jugendkirche Stuttgart macht mit einem speziellen PrüfungsSegen Mut und stellt auch anderen Gemeinden Materialien zur Verfügung.

    Mehr erfahren
  • Datum: 16.04.2024

    Digitaler Notfallkoffer für die Seele

    Hilfe in persönlichen Krisenmomenten bietet die KrisenKompass-App der Telefonseelsorge fürs Handy und Tablet. Sie bietet Unterstützung, um schnell wieder auf positive Gedanken zu kommen oder bei Bedarf rasch professionelle Hilfe finden zu können.

    Mehr erfahren
  • Datum: 16.04.2024

    Zum 200. Todestag von Beata Regina Hahn

    Vor 200 Jahren starb Beata Regina Hahn, die zweite Ehefrau des Mechanikerpfarrers Philipp Matthäus Hahn, Tochter von Johann Friedrich Flattich und Mutter der Schulgründerin Beate Paulus. Als Herausgeberin von Hahns Schriften prägte sie dessen Bild für viele Jahre.

    Mehr erfahren
  • Datum: 15.04.2024

    „Wir beten, dass die zerstörende Gewalt ein Ende nimmt“

    Die Landeskirchen in Württemberg und Baden haben den Jüdinnen und Juden im Land Grüße zum Pessach-Fest übersandt. Darin nehmen Landesbischof Gohl und Landesbischöfin Springhart Bezug auf den Angriff der Hamas wie auch auf den Raketenangriff des Iran auf Israel.

    Mehr erfahren
  • Datum: 15.04.2024

    Hoffnung wird durch Menschen vermittelt

    Bei einer religionspolitischen Tagung der SPD-Bundestagsfraktion am 12. April in Berlin unter dem Titel „Mehr Zuversicht! Mit Hoffnung die Zeiten wenden“ betonte Landesbischof Ernst-Wilhelm Gohl, wer die Verwurzelung in Jesus Christus spüre, werde für andere zur Hoffnung.

    Mehr erfahren
  • Datum: 13.04.2024

    Landesbischof Gohl: "Wir stehen an der Seite Israels"

    "Der Angriff des Iran bedroht die Existenz Israels. Wir müssen daran erinnern, dass alles mit dem Pogrom der Hamas an Israel begann." Gohl weist weiterhin auf die israelischen Geiseln in der Gewalt der Hamas hin.

    Mehr erfahren
  • Datum: 12.04.2024

    Klassik und Pop Hand in Hand

    Die Evangelische Hochschule für Kirchenmusik in Tübingen hat schon früh einen Studiengang für populare Kirchenmusik eingerichtet und war damit in der EKD Vorreiter. Prof. Thomas J. Mandl und Prof. Patrick Bebelaar erklären, was das Besondere an der HKM ist.

    Mehr erfahren
Mehr laden