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Landessynode beweist Solidarität mit jüdischer Gemeinde

Besuch an Synagoge in Stuttgart – Kritik am türkischen Einmarsch in Syrien

Stuttgart. Mit einem Besuch der jüdischen Gemeinde in Stuttgart hat die Synode der Evangelischen Landeskirche in Württemberg am Donnerstag, 17. Oktober, an die Opfer des antisemitischen Terroranschlags von Halle erinnert und zugleich allen Juden ihre Solidarität ausgedrückt. Dazu unterbrach sie den zweiten Sitzungstag ihrer noch bis Samstag dauernden Herbsttagung.

Nicht nur im übertragenen Sinne fühlen sich die Mitglieder des Kirchenparlaments den Jüdinnen und Juden nah: Die knapp 100 Synodalen und das Kollegium sowie Mitarbeitende des Evangelischen Oberkirchenrats um Landesbischof Dr. h. c. Frank Otfried July mussten nur wenige hundert Meter von ihrem Tagungsort im Hospitalhof zur Synagoge in der Hospitalstraße zurücklegen.

Landesbischof Dr. h. c. Frank Otfried July sowie die beiden Synoden-Vizepräsidenten Werner Stepanek und Johannes Eißler übergaben eine brennende Kerze als Zeichen der Verbundenheit und der Hoffnung auf Frieden. Dabei wiederholte July: „Antisemitismus ist Gotteslästerung.“

Rabbiner Jehuda Puschkin sowie Susanne Jakubowski vom Vorstand der jüdischen Gemeinde bedankten sich für den Besuch des württembergischen Kirchenparlaments: Dieser Ausdruck der Solidarität „ist uns sehr wichtig“. Jedes Wort der Unterstützung und der Achtung stärke die jüdische Gemeinde in ihrer Verankerung in der deutschen Gesellschaft – antisemitischen Strömungen zum Trotz. Puschkin las auf Hebräisch und Deutsch Psalm 19. Darin heißt es unter anderem: „Das Zeugnis des Herrn ist gewiss und macht die Unverständigen weise.“

Vizepräsident Stepanek wertete den Besuch an der Synagoge als „sehr bewegende Begegnung“ und warb dafür, noch intensiver das Gespräch zwischen Christen und Juden zu pflegen.

Türkische Militäroffensive scharf verurteilt

Ebenfalls Thema während des zweiten Sitzungstages war der jährliche Bericht über die Verfolgungssituation, der Christen in Syrien, im Libanon, in Libyen und in China ausgesetzt sind. In diesem
Zusammenhang warnte der Leiter des Referats Mission, Ökumene und Kirchlicher Entwicklungsdienst in der württembergischen Landeskirche, Klaus Rieth, vor den Folgen der aktuellen türkischen Militäroffensive in Nordsyrien: Derzeit seien bereits rund 80.000 Menschen auf der Flucht vor den türkischen Truppen; insgesamt drohe in der von der Türkei beanspruchten „Sicherheitszone“ fast einer halben Million Zivilisten die Vertreibung.

Nach Rieths Worten werden derzeit nicht nur syrische Kurden aus dem Grenzgebiet vertrieben – auch Christen und Jesiden würden gefährdet und verdrängt. An ihrer Stelle sollen nach seinen Informationen arabische Sunniten angesiedelt werden.

Kritik übte Kirchenrat Klaus Rieth zudem an der Drohung des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan, die bislang von seinem Land aufgenommenen 3,6 Millionen syrische Flüchtlinge nach Europa durchzulassen. Erdogan missbrauche „Geflüchtete als politisches Druckmittel, um weltweite Akzeptanz für seine Pläne zur Vernichtung der Kurden im syrisch-türkischen Grenzgebiet zu erhalten“.

Landesbischof July nannte es „unerträglich“, dass das Nato-Mitglied Türkei „einen Krieg vom Zaun bricht“. Er appellierte an die Nato, den türkischen Einmarsch in Syrien klar zu verurteilen.
Scharf kritisierte July auch den vorherigen Rückzug US-amerikanischer Truppen aus dem Gebiet der zuvor mit ihr im Anti-IS-Kampf verbündeten kurdischen YPG-Milizen und sagte, sowohl dieser als auch der türkische Einmarsch hätten schon zu „Verbrechen gegen die Menschlichkeit“ geführt.

 

Oliver Hoesch
Sprecher der Landeskirche

 

Fotos vom Besuch der württembergischen Landessynode bei der jüdischen Gemeinde Stuttgart zum Download finden Sie in unserem Pressebereich.

 


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17.10.2019

Wort des Landesbischofs Dr. h.c. Frank Otfried July vor der Synagoge