| Landeskirche

Islamischer Religionsunterricht: Lob von Landeskirche

Kretschmann stellt Modell einer Stiftung vor

Stuttgart. Die Stiftung „Sunnitischer Schulrat" soll sich in den nächsten Jahren um den islamischen Religionsunterricht kümmern. Von der Evangelischen Landeskirche in Württemberg kommt Zustimmung: Dies sei ein Beitrag zum gesellschaftlichen Frieden.

Eine Stiftung soll sich künftig um den islamischen Religionsunterricht in Baden-Württemberg kümmern (Symbolfoto).Bakhtiar Samadi/Fars News Agency/CC BY 4.0

Die Evangelische Landeskirche in Württemberg begrüßt das von Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) vorgelegte Modell für islamischen Religionsunterrricht: Eine zum 1. August zu gründende Stiftung „Sunnitischer Schulrat" soll für Inhalte des Unterrichts und die Zulassung von Lehrern zuständig sein. Dieses Modell trage zum gesellschaftlichen Frieden im Land bei, sagte Norbert Lurz, Bildungsdezernent der württembergischen Landeskirche.

Winfried Kretschmann (Grüne), Ministerpräsident von Baden-Württemberg.Cosimamz/CC BY-SA 4.0

„Schulen und nicht Hinterhöfe“

Aus Sicht der Landesregierung ist die Stiftung nötig, weil es dem Staat bei den Muslimen an einem vergleichbaren Gegenüber wie den Kirchen fehlt. Während die Kirchen die Inhalte und die Zulassung von Lehrern für den konfessionellen Religionsunterricht verantworten, haben sich die muslimischen Verbände bislang nicht auf ein gemeinsames Vorgehen einigen können.

Als Schulrat soll deshalb die Stiftung fungieren; sie wird für zunächst sechs Jahre den islamischen Unterricht für gut 6.000 Schüler an 86 Schulen sicherstellen.

Ministerpräsident Kretschmann hält es nach eigenen Worten für wichtig, dass islamische Bildung in Schulen und nicht in Hinterhöfen vermittelt wird.

Norbert Lurz, Bildungsdezernent der Evangelischen Landeskirche in Württemberg.EMH/Oliver Hoesch

Das sagt die Landeskirche

Während Bildungsdezernent Norbert Lurz von der württembergischen Landeskirche das Stiftungsmodell als Garant für den weiteren islamischen Unterricht grundsätzlich befürwortet, warnt er aber auch: Die im Aufbau befindliche Stiftung dürfe kein Modell für eine zukünftige Trägerschaft von Religionsunterricht anderer Religionen werden - auch nicht des konfessionellen Religionsunterrichts. 

Der Unterricht müsse an die jeweiligen Religionsgemeinschaften angebunden werden, so Lurz.

Zwei muslimische Verbände machen nicht mit

An der neuen Stiftung beteiligen sich der Landesverband der Islamischen Kulturzentren Baden-Württemberg und die Islamische Gemeinschaft der Bosniaken in Deutschland. Abgelehnt haben die Mitarbeit der Ditib-Verband und die Islamische Glaubensgemeinschaft Baden-Württemberg (IGBW). Eine eventuelle Verfassungsklage gegen das Stiftungsmodell fürchtet Ministerpräsident Kretschmann: Die beiden Verbände seien nicht klageberechtigt.

Der Regierungschef hofft allerdings, dass sich die muslimischen Verbände zu einer staatlich anerkannten Religionsgemeinschaft weiterentwickeln - die Stiftung sei lediglich ein Provisorium.

Tür weiterhin offen

Für Ditib und IGBW stehe die Tür weiter offen, sich an dem Modell zu beteiligen. Ditib müsse allerdings „belastbare und glaubwürdige Signale“ setzen, dass sie sich vom türkischen Staat abnabele.

Umstritten in der grün-schwarzen Koalition war die Einbindung des Tübinger Zentrums für Islamische Theologie, das Lehrer für Gymnasien ausbildet. Das Zentrum wird vom türkischen Ditib-Verband mitgetragen, der wiederum die Mitwirkung am Stiftungsmodell ablehnt. Nach einer Übergangsfrist von einem Jahr soll das Zentrum ab August 2020 dennoch in der Stiftung vertreten sein.

Modellprojekt läuft aus

Die Neuordnung des islamischen Religionsunterrichts war nötig geworden, weil ein 2006 gestartetes Modellprojekt zum Schuljahresende ausläuft. Laut Kultusministerium wollen im neuen Schuljahr bereits 50 weitere Schulen muslimischen Religionsunterricht anbieten - sie finden dafür aber keine qualifizierten Lehrkräfte.


Quelle: Evangelischer Pressedienst (epd)

Mehr News

  • Datum: 29.03.2024

    Karfreitag: Bruchstücke des Lebens

    „Ich kann die Gebrochenheit in meinem Leben zulassen, weil ich weiß, dass auch ich mit all meiner Bruchstückhaftigkeit, auch mit meinem Scheitern einfach in Gottes Liebe aufgehoben bin“, sagt Landesbischof Ernst-Wilhelm Gohl in diesem SWR-Gespräch über Karfreitag.

    Mehr erfahren
  • Datum: 27.03.2024

    „Leben ist ein unverfügbares Geschenk“

    In seiner Osterpredigt weist Landesbischof Ernst-Wilhelm Gohl auf die Heiligkeit des menschlichen Lebens hin und warnt vor gesellschaftlichen Risiken: „Eine Gesellschaft, die meint, sich selbst das Leben zu verdanken, verliert am Ende die Ehrfurcht vor dem Leben.“

    Mehr erfahren
  • Datum: 27.03.2024

    Osterbotschaft: „Sieg des Lebens“

    „Ostern ist der Sieg des Lebens über den Tod, der Sieg des Lichtes über die Dunkelheit“, sagt Landesbischof Gohl in seiner Osterbotschaft. Im Video nimmt er Sie mit auf den Birkenkopf bei Stuttgart, wo nach dem 2. Weltkrieg große Mengen Fassadentrümmer aufgeschüttet wurden.

    Mehr erfahren
  • Datum: 27.03.2024

    Mit den Sinnen feiern: Ostern mit den Konfis

    Ostern ist kein einfaches Fest. Wie man dieses zentrale Fest der Christenheit Konfirmanden und Konfirmandinnen nahebringt, davon erzählen Pfarrer Friedemann Bauschert (Stephanuskirche Tübingen) und Pfarrer Martin Trugenberger, Dozent für Konfirmandenarbeit am ptz.

    Mehr erfahren
  • Datum: 27.03.2024

    Spenden für humanitäre Hilfe im Nahen Osten

    Nach den Angriffen der Hamas auf die israelische Bevölkerung ist die humanitäre Lage der Menschen in den betroffenen Gebieten dramatisch. Medikamente, Wasser und Lebensmittel fehlen. Dr. Annette Noller, Vorstandsvorsitzende der Diakonie Württemberg, bittet um Hilfe.

    Mehr erfahren
  • Datum: 27.03.2024

    Perspektiven für christlich-islamischen Dialog

    Dr. Friedmann Eißler, Islambeauftragter der Landeskirche, erklärt in einer aktuellen Stellungnahme, was den interreligiösen Dialog gegenwärtig so komplex macht.

    Mehr erfahren
  • Datum: 26.03.2024

    ACK-Broschüre über Nachhaltigkeit

    Die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) in Baden-Württemberg fordert in den „Schöpfungs-Leitlinien“ nachhaltige Lebensbedingungen für die ganze Welt. Die erstmals 2002 herausgegebene Broschüre ist nun in einer überarbeiteten Neuauflage erhältlich.

    Mehr erfahren
  • Datum: 25.03.2024

    beraten & beschlossen Frühjahrssynode 2024

    Videos, Bilder, Berichte - unser digitales Synoden-Magazin gibt multimedial Einblick in die Frühjahrstagung der Landessynode am 15. und 16. März. Und um keine Ausgabe zu verpassen, können Sie sich hier für unseren „beraten & beschlossen“ Newsletter registrieren.

    Mehr erfahren
  • Datum: 25.03.2024

    Prälatur-Gottesdienste in der Karwoche und zu Ostern

    Die Regionalbischöfinnen und Regionalbischöfe der Landeskirche feiern an Gründonnerstag, Karfreitag, Ostersonntag und Ostermontag Gottesdienste in ihrer Prälatur. Hier finden Sie die Terminübersicht.

    Mehr erfahren
  • Datum: 25.03.2024

    FAQ zu Ostern: Auferstehung für Zweifelnde

    Ohne Auferstehung gäbe es kein Ostern. Doch woran glauben Christinnen und Christen da eigentlich, und was ist, wenn einem dieser Glaube schwerfällt? Was sagt die Bibel dazu? Pfarrer Dan Peter, Sprecher der Evangelischen Landeskirche in Württemberg, gibt Antworten.

    Mehr erfahren
  • Datum: 22.03.2024

    Dr. Fabian Peters wird Dezernent für Finanzmanagement & Informationstechnologie

    Dr. Fabian Peters leitet künftig das Dezernat für Finanzmanagement und Informationstechnologie im Stuttgarter Oberkirchenrat. Der Landeskirchenausschuss hat ihn am Donnerstag, 21. März, in dieses Amt gewählt.

    Mehr erfahren
  • Datum: 22.03.2024

    Der Passion und Auferstehung Jesu nachgehen

    Gründonnerstag, Karfreitag und Ostern sind Höhepunkte im Kirchenjahr. Evangelische Kirchengemeinden und Einrichtungen erinnern mit Ostergärten und -wegen an Jesu Leiden, Tod und Auferstehung.

    Mehr erfahren
Mehr laden