| Landeskirche

Rundfunkpfarrer Johannes Kuhn gestorben

Theologe wurde 95 Jahre alt - Bischof würdigt sein Wirken

Stuttgart/Leinfelden-Echterdingen. Nach kurzer schwerer Krankheit ist der Rundfunk- und Fernsehpfarrer Johannes Kuhn gestorben; er wurde 95 Jahre alt. Landesbischof Dr. h. c. Frank Otfried July würdigte Kuhn als „einzigartigen Medienseelsorger“.

Der Rundfunk- und Fernsehpfarrer Johannes Kuhn ist im Alter von 95 Jahren gestorben.EMH/Jürgen Kaiser

Johannes Kuhn sei für viele Menschen das Gesicht - und vor allem: die Stimme - der Kirche gewesen. So reagierte der württembergische Landesbischof Dr. h. c. Frank Otfried July auf die Nachricht vom Tod des evangelischen Rundfunk- und Fernsehpfarrers. Im Alter von 95 Jahren war Kuhn am späten Sonntag, 4. August, nach kurzer schwerer Krankheit gestorben.

Er war von 1961 bis 1989 im Dienst der Evangelischen Kirche in Württemberg Landespfarrer für Rundfunk. Mit der vom damaligen Süddeutschen Runkfunk (SDR) ausgestrahlten Morgenandacht „Das geistliche Wort“ gab Johannes Kuhn einer Millionenhörerschaft Kraft für den Tag und betreute eine Gemeinde tausender, oftmals anonymer Zuhörer auch per Brief oder Telefon.

„Mister fünf vor sieben“

Die große Chance seiner Sendungen sah der im Volksmund nach der Sendezeit benannte „Mister fünf vor sieben“ in der Lebensnähe der christlichen Botschaft. Dabei, erinnerte sich Kuhn, erzählten ihm Zuhörer oft, „wie sie sich aufgrund einer morgendlichen Ermutigung anders verhalten haben als sonst.“

Seine in Rottweil als Pfarrerin wirkende Tochter Esther Kuhn-Luz bezeichnete es gegenüber elk-wue.de als großes, lebenslanges Anliegen ihres Vaters, „immer nah bei den Menschen sein zu können“. Es sei ihm darum gegangen, „auch an säkularen Orten und gegenüber säkular eingestellten Menschen so zu sprechen", dass sie die christliche Botschaft verstehen konnten. Dabei sei ihm zugute gekommen, „dass er kein Dogmatiker war“.

Doch nicht nur das gesprochene Wort war eine Stärke von Johannes Kuhn: „Er hat mehr als 50 Bücher geschrieben“, erinnert sich Esther Kuhn-Luz, und noch bis in jüngste Zeit habe ein Verlag bei ihrem Vater nach neuen Beiträgen angefragt.

Aus dem Cockpit auf die Kanzel

Der am 21. April 1924 in Plauen im sächsischen Vogtland geborene Sohn eines Bäckers war im Zweiten Weltkrieg Pilot der Luftwaffe.

Nach Kriegsende wagte Kuhn einen Neuanfang und studierte in Wuppertal-Barmen, Göttingen und Basel Theologie. Nach seinem Vikariat in Emden, Bremen und Osnabrück wurde er in der Evangelisch-Reformierten Kirche in Nordwestdeutschland Pfarrer. Von 1954 bis 1961 war er als Gemeinde- und Jugendpfarrer in Bremerhaven tätig. Danach wechselte er zur Evangelischen Landeskirche in Württemberg.

Bundesweite Bekanntheit

Bundesweit bekannt wurde Kuhn durch die Moderation der ARD-Bibelquizsendung „Reise nach Jerusalem“ sowie der ZDF-Fernsehreihe „Pfarrer Johannes Kuhn antwortet“. Von 1979 bis 1997 schrieb er für die Zeitung „Sonntag Aktuell“ wöchentlich eine eigene Kolumne.

In seelsorgerischen Beratungsgesprächen schöpfte er nach eigenen Angaben stets aus der orientierenden und lebensgestaltenden Kraft des Evangeliums. Auf die kritische Frage hin, ob das Evangelium nicht Schnee von gestern sei, sagte Kuhn: „Der Schnee von gestern ist das Wasser von morgen.“

1989 wurde Kuhn das Bundesverdienstkreuz verliehen, 1997 erhielt er die Verdienstmedaille des Landes Baden-Württemberg.

„Einzigartiger Medienseelsorger“

„Mit Johannes Kuhn nimmt die Landeskirche Abschied von einem einzigartigen ,Medienseelsorger‘“, sagte Landesbischof July.  „Wir gedenken seines Wirkens in großer Dankbarkeit und wissen ihn bei Gott geborgen.“

Seinen Ruhestand hatte Kuhn in Leinfelden-Echterdingen verbracht; zuletzt lebte er mit seiner Frau Henriette in einem Seniorenzentrum. 65 Jahre lang war das Paar verheiratet. Von den insgesamt vier Kindern sind übrigens zwei in die Fußstapfen ihres Vaters getreten:  Esther Kuhn-Luz ist Pfarrerin in Rottweil, ein Bruder arbeitet als Pfarrer in der Schweiz.

Der Beitrag wurde aktualisiert.

 


Durch die Wiedergabe dieses Videos speichert YouTube möglicherweise persönliche Daten wie Ihre IP-Adresse.

Mehr News

  • Datum: 25.09.2023

    „Antisemitismus ist Sünde“

    In seinem Grußwort zur dreitägigen Tagung „Antisemitismus heute“ vom 24. bis 26. September im Seminarhaus Schönblick in Schwäbisch Gmünd hat Landesbischof Ernst-Wilhelm Gohl Antisemitismus scharf verurteilt. Hier finden sie den vollständigen Text des Grußworts.

    Mehr erfahren
  • Datum: 25.09.2023

    Seehaus Leonberg: „großartiges Modell“

    Landesbischof Ernst-Wilhelm Gohl und Weihbischof Thomas Maria Renz (Diözese Rottenburg-Stuttgart) haben im Gottesdienst aus Anlass des 20-jährigen Bestehens des Leonberger Seehauses gemeinsam gepredigt und dessen Arbeit mit jungen Straftätern gewürdigt.

    Mehr erfahren
  • Datum: 24.09.2023

    Gerhard Hennig zum 85. Geburtstag

    Prof. Dr. Gerhard Hennig feiert am 25. September seinen 85. Geburtstag. Landesbischof Ernst-Wilhelm Gohl sagt über den früheren Oberkirchenrat, er habe vielen Pfarrerinnen und Pfarrern den Blick für den württembergischen Gottesdienst mit all seinen Chancen geöffnet.

    Mehr erfahren
  • Datum: 22.09.2023

    „Die Gesellschaft braucht die Kirchen“

    Ministerpräsident Winfried Kretschmann, Landesbischöfin Dr. Heike Springhart (Baden) und der Journalist Michel Abdollahi haben bei einer Veranstaltung im Stuttgarter Hospitalhof über die gesellschaftliche Bedeutung von Religion und Religionsunterricht diskutiert.

    Mehr erfahren
  • Datum: 21.09.2023

    50 Jahre Denkendorfer Modell

    Die landeskirchliche Sprachförderung für Kinder nach dem Denkendorfer Modell feiert 50jähriges Bestehen. Landesbischof Ernst-Wilhelm Gohl würdigt die Bedeutung dieser Arbeit und Eva Fieweger (ptz) erklärt im Interview, wie das Denkendorfer Modell funktioniert.

    Mehr erfahren
  • Datum: 20.09.2023

    Berg-Karabach: Gebet und Stellungnahme

    Angesichts der schweren Konflikte in der Region Berg-Karabach hat Kirchenrätin Dr. Christine Keim ein Friedensgebet verfasst. Die christlichen Kirchen in Deutschland haben zudem gemeinsam eine Stellungnahme veröffentlicht, die Sie ebenfalls hier finden.

    Mehr erfahren
  • Datum: 20.09.2023

    Landesfrauenpfarrerin Karin Pöhler

    Karin Pöhler ist neue württembergische Landesfrauenpfarrerin. Sie möchte „das Engagement und die Kompetenzen von Frauen in unserer Kirche sichtbar machen und stärken und Räume für Frauen öffnen, in denen sie ihre eigene Spiritualität ausprobieren und finden können.“

    Mehr erfahren
  • Datum: 20.09.2023

    Eindrücke von der LWB-Vollversammlung

    „Beeindruckt von der Vielfalt der lutherischen Kirchen“ und das Erleben, „wie der Geist Gottes uns Kraft und Hoffnung gibt“ – diese und mehr Eindrücke der württembergischen Delegierten von der Vollversammlung des Lutherischen Weltbunds (LWB) finden Sie hier.

    Mehr erfahren
  • Datum: 19.09.2023

    Räume für ein Leben in Würde

    In ihrem Wort zur Interkulturellen Woche 2023 (24. September bis 1. Oktober) setzen sich die württembergische Landeskirche und das Diakonische Werk Württemberg dafür ein, dass alle Menschen Räume haben, in denen sie ein Leben in Würde führen können.

    Mehr erfahren
  • Datum: 18.09.2023

    „Gründergeist“ in Stuttgart

    Das EJW, der CVJM Baden und die Missionarischen Dienste der badischen Landeskirche laden am 23. September Gründerinnen und Gründer nach Stuttgart ein. Damit sind Menschen gemeint, die Ideen für kirchliche Start-Ups und neue Gemeindeformen entwickeln.

    Mehr erfahren
  • Datum: 18.09.2023

    Förderung für Social-Media-Gemeindearbeit

    Digitale und analoge Gemeindearbeit optimal verknüpfen – das ist das Ziel eines neuen Social-Media-Konzeptes für Kirchengemeinden der Landeskirche. Für die zweijährige Förderung können sich Kirchengemeinden jetzt bewerben. Nico Friederich erklärt das Konzept

    Mehr erfahren
  • Datum: 18.09.2023

    Charlotte Horn in Rat des LWB gewählt

    Vikarin Charlotte Horn ist in den Rat des Lutherischen Weltbundes gewählt worden. „Der Lutherische Weltbund setzt sich für eine gerechtere, friedliche und versöhnte Welt ein. Daher ist es eine große Ehre für mich, in den Rat des LWB gewählt worden zu sein“, so Horn.

    Mehr erfahren
Mehr laden