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„Diskurs zwischen Christentum und Kultur am Leben erhalten“

Preisträger des Schülerwettbewerbs „Christentum und Kultur“ ausgezeichnet

Stuttgart/Freiburg/Karlsruhe/Rottenburg. Zum 15. Mal haben heute (18.01.) die  evangelischen und katholischen Kirchen in Baden-Württemberg die Preisträgerinnen und Preisträger des Schülerwettbewerbs „Christentum und Kultur“ ausgezeichnet. 65 Schülerinnen und Schüler der Kursstufe der allgemeinbildenden und der beruflichen Gymnasien stellten sich mit ihren Beiträgen der Konkurrenz, davon kamen 53 Arbeiten in die Bewertung. Es wurden zwei erste, ein zweiter, zwei dritte Preise sowie drei Buchpreise verliehen. Ausgezeichnet wurden die Preisträger durch den Freiburger Erzbischof Stephan Burger.

Zur Preisverleihung in der Katholischen Akademie in Freiburg hießen der Bildungsreferent der badischen Landeskirche, Oberkirchenrat Christoph Schneider-Harpprecht, im Namen der evangelischen und katholischen Kirchen sowie Thomas Hecht, Abteilungsdirektor im Regierungspräsidium Freiburg, die Festgäste, vor allem die Schülerinnen und Schüler sowie deren religionspädagogische Lehrkräfte, willkommen. Susanne Orth, Ordinariatsrätin und Leiterin der Hauptabteilung Bildung im Erzbischöflichen Ordinariat Freiburg, führte in den Wettbewerb ein.

Der Freiburger Erzbischof verwies in seiner Festrede darauf, dass das Christentum, wenn es um die kulturelle Gestaltung der Welt ginge, etwas zu sagen habe. Dabei seien Christinnen und Christen aber „nicht allein auf sich selbst und ihre Nächstenliebe zurückgeworfen, denn Nächstenliebe heißt im Christentum immer aber auch Gottesliebe.“ Christinnen und Christen gingen daher mit einer spezifischen Haltung an die kulturelle Gestaltung der Welt. Dabei dürften sie sich immer getragen wissen von der Liebe Gottes, die sich in der Schöpfung gezeigt und in der Menschwerdung Gottes in Jesus Christus erneut offenbart hat. Er dankte den Schülerinnen und Schülern, „dass Sie durch Ihre Arbeiten einen wichtigen Beitrag dazu geleistet haben, den Diskurs zwischen Religion und Gesellschaft, zwischen Christentum und Kultur am Leben zu erhalten und weiterzuentwickeln.“

Den ersten Preis erhielt zum einen Mario May, Schüler des Hariolf-Gymnasiums in Ellwangen. Sein 150-seitiger Wettbewerbsbeitrag im Stil eines klassischen fünfaktigen Dramas trägt den Titel „Sohn des Unglücks“. Es bietet dem Protagonisten Benjamin Stein, der sich vom Christen zum IS-Kämpfer radikalisiert, eine imposante Bühne. Durch die Reaktionen der Mutter von Benjamin, seiner Freundin, seines Freundes und eines Imams, die Zeugen der Veränderung von Benjamin werden, entfachen sich Streitgespräche und dramatische Auseinandersetzungen bis hin zur Katastrophe im fünften Akt. Mario May sei es in seiner Arbeit gelungen, philosophische, religionsgeschichtliche, politische, soziologische und literarisch-dramatische Aspekte einzuarbeiten, was in einem umfangreichen kritischen Apparat überzeugend belegt werde, so die Meinung der Jury. 

Ebenfalls einen ersten Preis erhielt Robert Mokry vom Hellenstein-Gymnasium in Heidenheim für seine Arbeit mit dem Titel „Generation Smartphone – Wie können Jugendliche heute Zugang zur Bibel finden?“. Der Autor habe eine gewissenhafte Recherche betrieben, die nicht nur die „Generation Smartphone“ in den Blick nehme, sondern den Stellenwert der Bibel ebenso betrachte wie bibeldidaktische Konzepte und Bibelausgaben für Jugendliche, urteilte die Jury. Robert Mokry arbeitete die gewonnenen Erkenntnisse in die Entwicklung einer „Bibel-App für Jugendliche“ ein. „Bemerkenswert ist, wie er das Leseverhalten von Jugendlichen allgemein und im Speziellen das Leseverhalten von Jugendlichen beim Medium Bibel analysiert, reflektiert und daraus Pläne für eine Bibel-App entworfen hat“, lobte die Jury.

Den zweiten Preis erhielt Niklas Martin (Landesgymnasium für Hochbegabte, Schwäbisch Gmünd) für seine Wettbewerbsarbeit „Die Kerze – Symbol des Christentums und Kulturgut“. Inspiriert von einer Ausstellung zum Thema „Kerze“ im Frieder-Burda-Museum Baden-Baden stellte sich der Verfasser die Frage, warum es Kerzen gibt. Zur Beantwortung erarbeitete er die kulturgeschichtliche Bedeutung der Kerze und ihre Symbolik im jüdisch-christlichen Kontext aus. Die wissenschaftspropädeutisch hervorragende Arbeit überzeugte die Jury durch ihre Systematik und ihre historischen Analysen sowie die motivgeschichtlichen Begründungen der Lichtsymbolik.

Der dritte Preis wurde in diesem Jahr zweimal vergeben. Steffen Tietz (Andrae-Gymnasium, Herrenberg) beschäftigte sich in seiner Arbeit mit dem Thema „Es war ihnen alles gemeinsam“ – Was können wir noch von der Gütergemeinschaft der Jerusalemer Urgemeinde lernen?“.  Der Schüler stellte sich die Frage, ob Christen Prinzipien aus der urchristlichen Gütergemeinschaft, wie sie in der Apostelgeschichte berichtet werden, für heute ableiten können. An aktuellen Beispielen pastoralen Zusammenlebens bejahte Steffen Tietz die Ausgangsfrage und leitete davon eine Ethik des Teilens ab.
Das Autorinnenteam Amelie Armbruster und Lisa Hofmann vom Dominikus-Gymnasium in Karlsruhe erhielt den Preis für ihre Partnerarbeit zum Thema „Muslima an einer katholischen Mädchenschule - Können katholische Schulen als Plattform für einen Dialog zwischen Christen und Muslimen dienen?“ Neben einem theoretischen Teil über Formen und Inhalte des interreligiösen Dialogs entwarfen die Autorinnen ein interreligiöses Projekt für ihre eigene Schule.

Drei Beiträge mit Buchpreis ausgezeichnet

Carolin König (St. Raphael Gymnasium, Heidelberg) verfasste eine literarische Arbeit mit dem Titel „Himmelblau“.  In dem Kurzprosatext, nimmt sie Bezug zu dem romantischen Bild von Caspar David Friedrich „Der Mönch am Meer“. Constanze Weißenstein, Schülerin des Schiller-Gymnasiums in Heidenheim, legte unter dem Titel „Pazifismus oder Militär – wohin geht die Kirche?“ eine Reflexion über die Militärseelsorge vor. Moana Geske vom Wildermuth-Gymnasium in Tübingen erörterte in ihrer Arbeit das Thema der Nahtoderfahrung unter Jugendlichen unter dem Titel „Ich bin bereit“. Die drei Schülerinnen erhielten für die vorgelegten Arbeiten einen Buchpreis.

Wettbewerb erstmals im Schuljahr 2003/2004 ausgeschrieben

Den Wettbewerb „Christentum und Kultur“ hatten die Evangelischen Landeskirchen in Württemberg und Baden, die Erzdiözese Freiburg und die Diözese Rottenburg-Stuttgart erstmals im Schuljahr 2003/2004 ausgeschrieben. Ziel ist, die Schülerinnen und Schüler der gymnasialen Oberstufe an allgemeinbildenden und beruflichen Gymnasien in Baden-Württemberg dazu anzuregen, sich mit dem Zusammenhang von Religion und Kultur in der Gesellschaft zu beschäftigen. Darüber hinaus soll der Wettbewerb das Interesse an religiösen und interreligiösen Fragestellungen wecken und die ökumenische Zusammenarbeit stärken.
Der erste Preis ist mit 500 Euro, der zweite Preis mit 300 Euro und der dritte Preis mit 200 Euro dotiert. Die siebenköpfige Jury besteht aus Vertreterinnen und Vertretern des kulturellen Lebens, aus Wissenschaft und Forschung, aus dem Ministerium beziehungsweise der Schulabteilungen der Regierungspräsidien und der Kirchen. Für die Organisation ist jeweils ein Vertreter oder eine Vertreterin der evangelischen Landeskirchen und der Bistümer in Baden-Württemberg aus dem Bereich Religionspädagogik verantwortlich.

Oliver Hoesch
Sprecher der Landeskirche