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„Würde Martin Luther NPD wählen?"

Preisträger des Schülerwettbewerbs „Christentum und Kultur“ ausgezeichnet

Stuttgart/Freiburg/Karlsruhe/Rottenburg. Zum 16. Mal haben am heutigen Donnerstag, 17. Januar, die evangelischen und katholischen Kirchen in Baden-Württemberg die Preisträgerinnen und Preisträger des Schülerwettbewerbs „Christentum und Kultur“ ausgezeichnet. Der erste Preis ging an Lena Elbe vom Hohenlohe-Gymnasium in Öhringen. Ihr Thema lautet: „Würde Martin Luther NPD wählen? – Untersuchung eines NPD-Plakats im Bundestagswahlkampf 2017“. Elbe analysierte den Wahlslogan des Plakats und stellte ihm den historischen Ausspruch Luthers „Hier stehe ich und kann nicht anders“ gegenüber. 

Der württembergische Landesbischof Dr. h. c. Frank Otfried July wies in seiner Festrede darauf hin, dass Umgang mit Wahrheit und Lüge durch die Digitalisierung eine neue Dimension erhalten habe. „Es ist im World Wide Web kaum noch zu unterscheiden, ob von Fakten berichtet oder mit ‚Fakes‘ manipuliert werde“, sagte er anlässlich der Preisverleihung im Evangelischen Oberkirchenrat in Stuttgart. Die Kirche könne nicht hinnehmen, „dass das Netz in mancher Hinsicht als ethikfreier Raum da steht. Auch das Netz ist Kultur und Kultur ist zu gestalten“, betonte July. „Es ist schon immer eine Kulturaufgabe gewesen, das Streiten zu zivilisieren, der Wahrheit die Ehre zu geben und die Würde des Menschen zu achten. Unter den Bedingungen der Digitalisierung wie der Globalisierung gebe es eine „immense Verpflichtung neuer Kulturgestaltung.“

64 Schülerinnen und Schüler hatten sich an dem Wettbewerb beteiligt und insgesamt zwölf Gruppenarbeiten sowie 43 Einzelarbeiten abgegeben. An der Feier nahmen neben dem Landesbischof die Verantwortlichen für die kirchliche Bildungsarbeit teil, Ordinariatsrätin Ute Augustyniak-Dürr (Diözese Rottenburg-Stuttgart), Oberkirchenrat Professor Dr. Christoph Schneider-Harpprecht (Karlsruhe) und Oberkirchenrat Dr. Norbert Lurz (Stuttgart) sowie Ministerialdirektorin Gerda Windey für das Kultusministerium des Landes Baden-Württemberg.

„Hohes Maß an theologischer, historischer und methodischer Reflexion“
Die Jury zeigte sich beeindruckt von der Arbeit der ersten Preisträgerin Lena Elbe. Sie sei inhaltlich wie methodisch fundiert, zeichne sich durch ein hohes Maß an theologischer, historischer und methodischer Reflexion und sprachliche Genauigkeit und Überzeugungskraft aus. Elbe legte in ihrer Gegenüberstellung des Wahlslogans „Würde Luther NPD wählen?“ mit dem Luther-Ausspruch „Hier stehe ich und kann nicht anders“ dar, dass Luther diesen Satz vor dem Hintergrund eines christuszentrierten Gesamtverständnisses sagte und dieses Zitat nicht für nationalistische oder fremdenfeindliche Ziele missbraucht werden dürfe. Außerdem führte sie aus, dass bereits die Nazis im sogenannten Dritten Reich Luther für deren rassistische Ziele missbraucht hätten.

Der zweite Preis ging an Lisa und Malin Häuser von der Heimschule Lender in Sasbach mit der Arbeit „Die zwei Seiten der Illenau – Zwischen Menschenwürde und Menschenverachtung“. Der erste Teil widmet sich der Heil- und Pflegeanstalt, ihrer Konzeption und ihrem Menschenbild aus der Gründungszeit im 19. Jahrhundert. Der zweite Teil rückt die Zerstörung dieser Konzeption durch die Nationalsozialisten und die Schließung der Illenau in den Fokus. Die Jury fand diese Konzeption „originell und stimmig“. Sie lobte die sorgfältige Recherche, die grundsätzliche Werke einbeziehe sowie die „bemerkenswerten Zwischenreflexionen“.

Zwei dritte Preise in diesem Jahr
Ferner vergab die Jury in diesem Jahr zwei dritte Preise. Sie gingen an Benjamin Stoll vom Quenstedt-Gymnasium in Mössingen und an Johanna Wolf vom Hohenstaufen-Gymnasium in Eberbach. Benjamin Stoll hatte einen dreiminütigen Legofilm eingereicht. Sein Thema: „Kann Streit ein Segen sein? Verschiedene Möglichkeiten der Streitbewältigung aufgezeigt in kurzen Episoden“. Der Film zeigt drei verschiedene Phasen und Ausgänge eines Streits in einer Schlange vor einer Kinokasse, die ein Mann wegen eines WC-Besuchs kurzfristig verlassen hatte. Die Jury überzeugte die sprachlich klare Differenzierung sowie der theologische Teil mit seinen biblischen Belegen, die Konflikte auch als Chance thematisieren. Ebenso hob sie die schlüssigen Reflexionen hervor.

„Ge(h)denken! Der KZ-Komplex am Neckar als heutiger Auftrag“ lautete das Thema von Johanna Wolf. Die Autorin ist selbst Lotsin durch die KZ-Gedenkstätte Neckarelz. Sie versteht ihre Untersuchung als Teil der Erinnerungsarbeit, reflektiert die Bedeutung des Gedenkens aus biblisch-christlicher Perspektive und ruft dazu auf, die Gedenkstätte aufzusuchen. Die Arbeit zeichne sich durch ein hohes Reflexionsniveau aus, befand die Jury. Darüber hinaus biete sie bemerkenswerte Analysen zum Themenkomplex „Gedenken“ und seiner versöhnenden Bedeutung besonders aus christlicher Perspektive.

Buchpreise erhalten Gabriel Häußler vom Schiller-Gymnasium in Heidenheim, Leonie Kester von der Elisabeth-von-Thadden-Schule in Wieblingen und Lars Lukschanderl vom Eugen-Bolz-Gymnasium in Rottenburg. Ferner Marissa Oettel vom Gymnasium Gerabronn, Theodor Sinner vom Otto-Hahn-Gymnasium in Nagold und Josua Stettler vom Hegau-Gymnasium in Singen. 

Wettbewerb erstmals im Schuljahr 2003/2004 ausgeschrieben
Den Wettbewerb „Christentum und Kultur“ hatten die Evangelischen Landeskirchen in Württemberg und Baden, die Erzdiözese Freiburg und die Diözese Rottenburg-Stuttgart erstmals im Schuljahr 2003/2004 ausgeschrieben. Ziel ist, Schülerinnen und Schüler der gymnasialen Oberstufe an allgemeinbildenden und beruflichen Gymnasien in Baden-Württemberg dazu anzuregen, sich mit dem Zusammenhang von Religion und Kultur in der Gesellschaft zu beschäftigen. Darüber hinaus soll der Wettbewerb das Interesse an religiösen und interreligiösen Fragestellungen wecken und die ökumenische Zusammenarbeit stärken. Kultusministerin Dr. Susanne Eisenmann ist derzeit Schirmherrin, der katholische Bischof Dr. Gebhard Fürst (Rottenburg) sowie der evangelische Landesbischof Professor Dr. Cornelius-Bundschuh (Karlsruhe) sind derzeit Schirmherren des Wettbewerbs. Die siebenköpfige Jury besteht aus Vertreterinnen und Vertretern des kulturellen Lebens, aus Wissenschaft und Forschung, des Kultusministeriums sowie der Schulabteilungen der Regierungspräsidien und der Kirchen. Für die Organisation ist jeweils ein Vertreter der evangelischen Landeskirchen und der Bistümer aus dem Bereich Religionspädagogik verantwortlich.

Der erste Preis ist mit 500 Euro, der zweite Preis mit 300 Euro und der dritte Preis mit 200 Euro dotiert.

 

Oliver Hoesch
Sprecher der Landeskirche

Dr. Daniel Meier
Pressesprecher der Evangelischen Landeskirche in Baden

Dr. Michael Hertl
Pressesprecher Erzbistum Freiburg

Thomas Brandl
Direktor Mediale Kommunikation Diözese Rottenburg-Stuttgart


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17.01.2019

Preisverleihung des Schülerwettbewerbs "Christentum und Kultur"
Die Preisträger mit Landesbischof Frank Otfried July.

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17.01.2019

Preisverleihung des Schülerwettbewerbs "Christentum und Kultur"
Landesbischof Dr. h. c. Frank Otfried July hielt die Festrede.

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17.01.2019

Preisverleihung des Schülerwettbewerbs "Christentum und Kultur"
Das Thema der Gewinnerin Lena Elbe vom Hohenlohe-Gymnasium in Öhringen lautete: "Würde Martin Luther NPD wählen?".

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17.01.2019

Preisverleihung des Schülerwettbewerbs "Christentum und Kultur"
Für die musikalische Untermalung sorgte das Orchester des St. Agnes-Gymnasiums in Stuttgart.