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Frühjahrstagung der Landessynode beendet

Landessynode mit Beschluss über Taufagende zu Ende gegangen

Stuttgart. Am Samstag, 10. März, ist die dreitägige Frühjahrstagung der Württembergischen Evangelischen Landessynode im Stuttgarter Hospitalhof zu Ende gegangen. Die Synodalen haben am Samstag neue Regelungen für die Taufe beschlossen sowie ein 12 Millionen Euro umfassendes Familienpaket beraten.

Taufagende

Eine neue Taufagende ermöglicht von Januar 2019 an auch eine Taufe durch Untertauchen für heranwachsende und erwachsene Täuflinge, etwa im Schwimmbad, einem Fluss oder See. Diese neue Form der Taufe steht gleichwertig neben der bisherigen Form, bei der das Wasser mit der Hand über den Kopf der Täuflinge geschöpft wird. Bisher ist die Praxis der sogenannten Immersionstaufe vor allem in der orthodoxen Kirche sowie einigen Freikirchen verbreitet.

Änderungen gibt es auch bei der Taufpatenschaft: Künftig kann auch Taufpate sein, wer zwar zum Beispiel einer freikirchlichen Gemeinde angehört, die die Kindertaufe ablehnt, selbst jedoch die Kindertaufe bejaht. Verwandte und Freunde, die nicht zu einer christlichen Kirche gehören, können Taufzeugen werden. Zusätzlich zur gedruckten deutschen Fassung der Taufagende soll online eine Fassung auf Arabisch, Farsi und Russisch zur Verfügung gestellt werden.

Familienpaket

Außerdem berieten die Synodalen unter dem Tagesordnungspunkt "<link leben partnerschaft-ehe-und-familien>Partnerschaft, Ehe und Familien stärken" über ein mehr als zwölf Millionen Euro umfassendes Paket zur Förderung von Ehe und Familien. Es wird einen Schwerpunkt der landeskirchlichen Arbeit in den kommenden Jahren bilden, wie Oberkirchenrat Werner Baur betonte. Bereits jetzt bietet die Evangelische Landeskirche und ihre Diakonie viele familienunterstützende Einrichtungen, etwa Kindertagesstätten, flächendeckende diakonische Beratungsstellen, das Müttergenesungswerk oder im Bereich der Altenpflege. Maßnahmen des Pakets sollen arbeitslose Eltern, Mutter-Kind-Kliniken, evangelische Kindertagesstätten und Familienzentren unterstützen, ebenso ist die Entwicklung von Konzepten und Formaten zur Begleitung von Ehepartnern vorgesehen.

Freitag: Barrierefreiheit, Prostitution und Nachtragshaushalt

Bereits am Freitag beschlossen die Synodalen einstimmig, im Haushaltsplanentwurf 2019 den Betrag für den Ausgleichsstock um fünf Millionen Euro zu erhöhen. Das Geld soll für die Förderung der Barrierefreiheit in kirchlichen Gebäuden genutzt werden. Ebenso soll geprüft werden, die Höhe der Bagatellgrenze für barrierefreie Maßnahmen zu senken, um weitere Maßnahmen fördern zu können.

Ebenfalls einstimmig beschloss die Synode, stärker als bisher Initiativen und Einrichtungen gegen Prostitution zu fördern. So sollen beginnend mit dem laufenden Haushaltsjahr auf drei Jahre befristet die Zuschüsse für die Mitternachtsmission Heilbronn von derzeit 25.000 auf 85.000 Euro und die Zuschüsse für das <link helfen fluechtlinge-und-migranten fraueninformationszentrum>Fraueninformationszentrum (FIZ) von 25.000 auf 50.000 Euro angehoben werden. Das HoffnungsHaus im Stuttgarter Leonhardsviertel soll befristet auf drei Jahre jährlich einen Zuschuss von 25.000 Euro erhalten. Dem Café La Strada und dem Café Strichpunkt (ebenfalls Stuttgart) sollen einmalig über den zweiten Nachtragshaushalt jeweils 10.000 Euro zufließen.

Mit dem ersten Nachtragshaushalt 2018 mit einem Volumen von 3,8 Millionen Euro beschlossen die Synodalen unter anderem 900.000 Euro Investitionszuschuss für das erste Kinder- und Jugendhospiz in Baden-Württemberg.

Donnerstag: Bischofsbericht

Am Donnerstag startete die Synode nach einem Gottesdienst mit dem Bericht des Landesbischofs. Unter dem Titel "Von Gott angesehen - einander sehen in Kirche und Gesellschaft" hatte Landesbischof Dr. h. c. Frank Otfried July angesichts des verbreiteten Antisemitismus in Deutschland deutlich gemacht: "Christlicher Glaube und Judenfeindschaft schließen sich aus" und begrüßte, dass die Landesregierung von Baden-Württemberg einen Antisemitismusbeauftragten einsetzen will. "Politikerinnen und Politiker am rechten Rand des Meinungsspektrums müssen wir unseren Widerstand gegen Rassismus und Antisemitismus deutlich zeigen - um Jesu Christi und der Menschen willen." Auch ließen sich gefährliche Allianzen von Rechten und Migranten an dieser Stelle beobachten. "Gerade als eine flüchtlingsbereite Kirche werden wir auch den Menschen, die zu uns kommen, deutlich von unserer eigenen Lerngeschichte erzählen und dafür eintreten, dass Antisemitismus bei uns keinen Platz hat." Ebenso sei vorhandenem Antiziganismus klar zu widersprechen; das Gedenken mit einem Gottesdienst und Erinnerungsveranstaltungen zum 75. Jahrestag der Deportation von Sinti und Roma aus Baden-Württemberg am 15. März sei dafür ein sichtbares Zeichen.

July kritisierte die in der Messe Stuttgart stattfindende Internationale Militär- und Waffentechnikmesse ITEC (International Forum for the Military Simulation, Training and Education Community) vom 15. bis 17. Mai. "Als Kirche sind wir dem Frieden verpflichtet und damit der weltweiten Gerechtigkeit. Die Perfektion von Waffen und Kriegstechnik führt nicht zu einer Lösung der uns weltweit bedrängenden Probleme." July forderte die Verantwortlichen der Landesmesse Stuttgart, die Vertreter des Landes Baden-Württemberg und die Stadt Stuttgart auf, die Landesmesse künftig nicht für die ITEC und andere Rüstungs- und Waffenmessen zur Verfügung zu stellen. "Ich möchte, dass Stuttgart weiter Bibelhauptstadt und keine Showstadt für moderne Waffen ist." Die Landessynode schloß sich einstimmig einer Erklärung des Diözesanrats Rottenburg-Stuttgart an.

Die nächste Tagung der Landessynode findet vom 5. bis 7. Juli 2018 in Ulm statt.

 

Oliver Hoesch
Sprecher der Landeskirche