Vor einem Jahr ist das Reformationsjahr zu Ende gegangen. Ein Jahr lang hat die evangelische Kirche gefeiert, dass Martin Luther mit seinen 95 Thesen die Welt verändert hat. Heute, ein Jahr danach, fragen viele: Und was ist jetzt geblieben von all den Feiern? Zum heutigen Reformationstag macht sich Pfarrer Andreas Föhl darüber Gedanken, ob die Reformation mehr ist als ein bedeutendes historisches Ereignis, an das wir in hundert Jahren dann wieder denken.
Was mich persönlich an Luther interessiert und warum ich nicht nur am Reformationstag gern an ihn denke, ist gar nicht mal so sehr seine geschichtliche Bedeutung. Sondern: Mir geht es so, dass ich vieles von dem, was Luther gesagt und geschrieben hat, auch heute - fast 500 Jahre später – als hilfreich und ermutigend empfinde.
Dieser Mann mit dem weltgeschichtlichen Gewicht wird auf Standbildern immer erhobenen Hauptes im langen Professorenmantel dargestellt, die Bibel fest im Arm. Zugleich aber war Luther jemand, der ein Ohr hatte für die Nöte der Menschen seiner Umgebung. Für seinen Friseur beispielsweise, der nicht wusste wie er beten sollte (Peter Beskendorf ), hat Luther extra ein eigenes kleines Büchlein geschrieben, um ihm zu helfen. Oder: Einen Freund, der an Depressionen litt und in seinem Haus wohnte, hat Luther jahrelang als Seelsorger begleitet (Hieronymus Weller). Und wenn jemand in seinem Bekanntenkreis einen lieben Menschen verloren hat – oft waren das Kinder, denn die Kindersterblichkeit war damals sehr hoch – dann war er zur Stelle und versuchte zu trösten.
Luther selbst war ein fröhlicher Mensch, der gerne gelacht und gefeiert hat und das Leben genießen konnte. Auf der anderen Seite aber hatte auch er manchmal mit Selbstzweifeln und Niedergeschlagenheit zu kämpfen. In solchen Situationen hat Luther sein Glaube geholfen, sein festes Vertrauen, dass Gott es gut mit ihm meint.
Ich merke immer wieder, wie das, was Luther gesagt hat, auch mir hilft und mich aufrichtet, wenn es mir mal nicht so gut geht. Zum Beispiel hat er gesagt: „Ich bin nicht allein mit mir selber und mit meinem Schicksal. Ich stehe in der Hand dessen, ohne den ich keinen Atemzug tun könnte. Gott hätte mich nicht erschaffen, wenn er kein Ziel mit mir hätte. Er fängt kein Werk an, um es dann unvollendet wegzuwerfen und liegen zu lassen!”
„Gott hätte mich nicht erschaffen, wenn er kein Ziel mit mir hätte“; ich finde, mit diesem Satz im Rücken lässt es sich gut in den heutigen Reformationstag, starten.
Dieser Beitrag lief als Morgengedanke bei SWR Anstöße.
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