Wo wohnt Gott? Diese Frage stellen sich Menschen zu allen Zeiten, und bis heute geben sie sich die unterschiedlichsten Antworten darauf. Rundfunkpfarrerin Dr. Lucie Panzer sagt: „Wo Menschen beten, da lässt Gott sich finden.“ Eine Andacht zu Christi Himmelfahrt.
Wo kann man Gott finden und wie? Zu allen Zeiten haben die Menschen sich das gefragt, in allen Religionen. Und sie haben ihm Häuser gebaut, Tempel, Moscheen, Kirchen. Gotteshäuser eben. Einen geschützten Raum, wo man in der Stille zu Gott finden kann. Prachtvolle Räume, wo man sich gewissermaßen zu seiner Herrlichkeit erhoben fühlt. Manchmal auch wehrhafte Räume mit starken Mauern drum herum, in die sich ein ganzes Dorf flüchten konnte, wenn Feinde angerückt sind. In Gottes Haus konnte man sich sicher fühlen und geborgen. Deshalb wurden und werden Gotteshäuser gebaut.
Aber eines haben die Menschen schon früh erkannt: Gott wohnt nicht auf der Erde. In der Bibel zum Beispiel ist das Gebet überliefert, das der weise König Salomo gebetet hat bei der Einweihung des Tempels in Jerusalem. Vor fast 3000 Jahren war das. Salomo hat gebetet: „Sollte Gott wirklich auf Erden wohnen?“ „Nicht einmal der Himmel kann dich fassen“, betet er, als ob er schon damit rechnet, dass auch so ein prächtiges Gotteshaus zerstört werden kann und irgendwann nicht mehr ist. Schon zur Zeit Salomos haben die Menschen offenbar begriffen: Die Gotteshäuser – die bauen die Menschen vor allem für sich selbst, aus ganz verschiedenen Gründen.
Wo und wie kann man Gott aber dann finden? Salomo hat eine Antwort. „Wende dich zum Gebet deines Knechts“, bittet er. Wenn man demütig zuhört, so meint er das wohl, dann kann man Gott finden. Beim Beten. Nicht, indem man beim Beten besondere Rituale beachtet, Kerzen anzündet, Verbeugungen ausführt oder so etwas. Sondern weil Gott sich finden lässt, wenn Menschen beten. „Wende dich zu mir“, hat Salomo gebetet. „Sei mir nahe.“ Hat denn nicht Gott versprochen: „Ich bin denen nahe, die mich anrufen?“
Gepredigt wird über diese Einsicht des weisen Königs Salomo heute am Fest Christi Himmelfahrt. Da erinnern sich Christen an diese merkwürdige Geschichte, wie Jesus vor den Augen seiner Jünger weggenommen wird „wie in einer Wolke“. Wie das genau passiert ist, das kann ich mir nicht so richtig vorstellen. Aber mir sagt es: Es gibt keinen Ort, wo ich nur hingehen muss, dann begegne ich Jesus. Aber wo Menschen beten, da ist er mit seinem Geist. In einem Gotteshaus finde ich Ruhe und Konzentration dazu. Und ich bleibe nicht allein mit meinem Gebet, denn allein bleibe ich leicht an meinen eigenen Sorgen und Befürchtungen hängen. Wo Menschen gemeinsam zu ihm beten, wo sie nicht bloß wünschen, sondern auch zuhören, auch wenn es unbequem für sie ist: Da wendet Gott sich ihnen zu. Gibt neuen Mut. Tröstet. Zeigt einen Weg. Wenn Menschen beten, lässt Gott sich finden. Überall unter dem Himmel.
Vor 175 Jahren erschien die „Ansprache evangelischer Geistlicher Württembergs an das Volk“. Sie beginnt mit den Worten: „Nichts scheint sicher und alles in Frage gestellt. Was heute gilt, ist morgen abgeschätzt; was morgen geschehen soll, ist heute ungewiß.“
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