| Gesellschaft

Zehn Jahre gemeinsam an einem Tisch

Esslinger Vesperkirche vom 25. Februar bis 18. März in der Frauenkirche

Zum zehnten Mal findet vom 25. Februar bis zum 18. März 2018 in der Esslinger Frauenkirche die Vesperkirche statt. Getreu dem Motto „Gemeinsam an einem Tisch“ treffen sich dort Menschen aus den unterschiedlichsten Lebenssituationen. Von einem Armutsprojekt hat sich die Vesperkirche im vergangenen Jahrzehnt zum Begegnungsprojekt gewandelt. Im Jubiläumsjahr wird ein eigens für diesen Anlass gefertigter großer runder Tisch bei 20 Veranstaltungen an verschiedenen Orten in und um Esslingen zu Begegnungen einladen.

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„Eigentlich sollte es die Vesperkirche nicht brauchen“, sagt der Esslinger Dekan Bernd Weißenborn. Doch auch in wirtschaftlich guten Zeiten gebe es immer auch Menschen, die auf der Strecke bleiben. „Die Kirche ist Anwalt derer, die in der wirtschaftlichen Dynamik nicht mehr mitkommen.“ Wer arm sei, bleibe auch arm, ist das bittere Fazit von Eberhard Haußmann, dem Geschäftsführer des Kreisdiakonieverbands im Landkreis Esslingen, der gemeinsam mit der Evangelischen Gesamtkirchengemeinde und in Kooperation mit der Katholischen und der Evangelisch-methodistischen Kirche in Esslingen sowie der Caritas Fils-Neckar-Alb das Projekt trägt. „Die Vesperkirche ist mahnendes Zeichen für eine Entwicklung, die nicht gut ist“, nennt Haußmann als Beispiele den Mangel an bezahlbaren Wohnraum, der Menschen mit geringem Einkommen wenig Geld zum Leben lässt, oder die Tatsache, dass ein Hartz-IV-Empfänger nicht von der Kindergeld-Erhöhung profitiert, weil diese angerechnet wird. Dennoch sind sich Weißenborn und Haußmann einig, dass die Vesperkirche die Stadtgesellschaft bereichert. „Wir haben Menschen zusammengebracht, die normalerweise schwerlich an einem Tisch Platz nehmen würden“, so der Dekan.

Anfangs habe es auch kritische Stimmen gegeben, erinnert sich Siegfried Bessey, der Vorsitzende des Evangelischen Gesamtkirchengemeinderates. „Doch das Bewusstsein hat sich verändert, die Notwendigkeit der Vesperkirche wurde erkannt.“ Damit die Vesperkirche trotz einer Dauer von nur drei Wochen nachhaltig wirke, sei es wichtig, auf die bestehenden Hilfsangebote in der Stadt hinzuweisen.

In der Vesperkirche können all jene ein wohlschmeckendes und reichliches Mittagessen samt Getränken, Kaffee und Kuchen für 1,50 Euro genießen, bei denen das Geld knapp ist. Willkommen sind aber auch diejenigen, die an Begegnung mit anderen Menschen interessiert sind und die aus Solidarität einen höheren Beitrag leisten. Denn jede Mahlzeit kostet zwischen  fünf und sechs Euro. 


Die 10. Esslinger Vesperkirche wird am 25. Februar um 10 Uhr mit einem Festgottesdienst mit Oberkirchenrat Dieter Kaufmann, Vorstandsvorsitzender des Diakonischen Werks Württemberg, und Dekan Bernd Weißenborn in der Frauenkirche eröffnet. Ebenfalls erwartet wird Gerlinde Kretschmann, die Frau des Ministerpräsidenten.


Bis zu 570 Essen werden jeden Tag zwischen 12 Uhr bis 14 Uhr in der Vesperkirche serviert. Geliefert wird das Essen wochentags von der Kantine des Daimler-Werks Untertürkheim, am Wochenende von Dienste für Menschen in Esslingen-Kennenburg. An einem Tag kocht das DRK.

Rund 500 Ehrenamtliche sorgen dafür, dass in der Vesperkirche alles klappt: Sie unterstützten bei Organisation und Aufbau, helfen beim Anrichten des Essens, beim Servieren, Abräumen und Abspülen oder durch Kuchenspenden. „Wir wollen gerne noch mehr jüngere Mitstreiterinnen und Mitstreiter gewinnen“, sagt Haußmann. Denn einige Frauen und Männer der ersten Stunde hören altersbedingt auf.

90 000 bis 100 000 Euro müssen für die Vesperkirche jährlich aufgebracht werden. Nur ein Teil finanziert sich über den Essenspreis. Vor allem das seit einigen Jahren stattfindende Benefizessen mit einem Erlös von mehr als 10 000 Euro helfe, das Defizit abzudecken, freut sich Weißenborn. Zudem sei man für jede Spende dankbar, betont Haußmann.

Vesperkirchenleiter Bernd Schwemm schwärmt von der besonderen Atmosphäre der Vesperkirche im historischen Ambiente der gotischen Frauenkirche. „Dank der Fröhlichkeit und Dynamik fühlt sich die Vesperkirche nicht wie ein Hilfsprojekt an. Es entsteht  ein Stück Familie auf Zeit.“

Im Jubiläumsjahr geht ein runder Tisch auf die Reise. An 20 verschiedenen Stationen wird er in und um Esslingen Halt machen und zur Begegnung einladen – im Einkaufszentrum oder der Bank ebenso wie im Theater, unter freiem Himmel, beim Public Viewing zur Fußball-WM oder in der Sozialstation, dem Kindergarten oder Jugendtreff. Der aus fünf Segmenten bestehende Tisch trägt die Farben der olympischen Ringe und steht für den Gedanken, über Esslingen hinaus zu wirken, wie Haußmann erklärt. 

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