| Medien & Kultur

Das Zocker-Evangelium

Populäres Computerspiel soll Jugendlichen Christliches näherbringen

Auf der weltweit größte Computerspielmesse "Gamescom" in Köln treffen sich Zocker aus aller Welt. Auch die Kirche nutzt die Spielwelt, um Glaubensthemen zu vermitteln. Pfarrer Thomas Ebinger setzt dabei eines der weltweit populärsten Programme ein. 

Durch die Wiedergabe dieses Videos speichert YouTube möglicherweise persönliche Daten wie Ihre IP-Adresse.

Minecraft ist ein Phänomen. Das Computerspiel eines schwedischen Programmierers wurde weltweit schon rund 150 Millionen Mal verkauft. Von den 12- bis 13-Jährigen in Deutschland nennt es laut JIM-Studie jeder Dritte sein Lieblingsspiel. In Minecraft geht es weniger darum, Feinde zu vernichten oder Festungen einzunehmen. Zunächst bauen die Spieler einfach nur Häuser und Landschaften - und das in einer pixeligen Grafik, die an die Frühzeit digitaler Bilder erinnert. Der württembergische Pfarrer Thomas Ebinger will die Popularität von Minecraft für die kirchliche Jugendarbeit nutzen.

Der 46-jährige Theologe ist derzeit Dozent für Konfirmandenarbeit in der Evangelischen Landeskirche in Württemberg. Als Jugendlicher hat er selbst auf einem Commodore 64 einfachst animierte Wurmspiele gezockt. Den Programmiercode dazu musste er von Hand aus einer Zeitung abtippen.

Ebinger ist überzeugt, dass das Spielen in der Pädagogik wieder mehr Raum bekommen muss. Er hält es für fatal, dass Kindern die Schule mit dem Satz "Jetzt beginnt der Ernst des Lebens" präsentiert wird. Spielen sei keine Arbeit und könne deshalb viel leichter Lernstoffe vermitteln. Zum Beispiel in der Konfirmandenarbeit.

Der Minecraft-Fan hat sich einige Aufgaben ausgedacht, mit denen die Jugendlichen das Programm für christliche Inhalte nutzen können. Beispielsweise bauen sie zwei Welten - eine, in der die biblischen Zehn Gebote gelten, und eine, in der sie nicht gelten. Oder das Haus des Zöllners und Betrügers Zachäus aus dem Neuen Testament, das bei den jungen Spielern die Frage aufwirft: Wie schützte man damals und wie schützt man heute seinen Reichtum? 

Pfarrer Thomas Ebingerprivat

Ebinger hat die Erfahrung gemacht, dass Alltagsthemen auf diesem Weg viel leichter ansprechbar seien. Fragt man die Konfirmanden, wie sie sich fühlen, wenn jemand sie schlägt, bekomme man nur karge Antworten. In der Minecraft-Welt könnten sie ihre Gefühle ausleben und sich gleichzeitig mit dem Satz "Das mach' ich ja nur im Spiel" schützen. 

Die technischen Voraussetzungen sind vergleichsweise gering. Ebinger nutzt eine kostenlose Minecraft-Variante namens Minetest. Verschiedene Laptops lassen sich über ein lokales Netz oder das Internet verbinden - so können die Teilnehmer miteinander bauen. 

Der Konfi-Experte ermutigt Pfarrer, das Ganze auszuprobieren. Das Netz biete Anleitungen, wie entsprechende Projekte praktisch umzusetzen seien. In jeder Gemeinde gebe es Leute, die sich gut genug mit dem Computerspiel auskennen, um mit Jugendlichen eine Minecraft-Aktion zu starten. Die Vorteile liegen für Ebinger auf der Hand: Ein kostenloses, pädagogisch wertvolles Computerspiel, das bei den jungen Leuten höchst populär ist, kann sie an Themen des Glaubens und der Bibel heranführen.

Der kirchliche Minecraft-Pionier Ebinger erhält inzwischen Anfragen aus ganz Deutschland. Auch andere Werke haben das Computerspiel für ihre Arbeit entdeckt, etwa die Cansteinsche Bibelgesellschaft. Die Möglichkeiten, die Minecraft für die christliche Pädagogik bietet, sind nach Ebingers Überzeugung bei weitem nicht ausgeschöpft. Seiner Ansicht nach sollten noch mehr erfahrene Spieler Welten mit christlichen Bezügen entwerfen, in die sich Rätsel, Texte oder historische Orte wie Jerusalem zur Zeit von Jesus Christus einbauen lassen.

Quelle: Evangelischer Pressedienst (epd)


Mehr News

  • Datum: 29.03.2024

    Karfreitag: Bruchstücke des Lebens

    „Ich kann die Gebrochenheit in meinem Leben zulassen, weil ich weiß, dass auch ich mit all meiner Bruchstückhaftigkeit, auch mit meinem Scheitern einfach in Gottes Liebe aufgehoben bin“, sagt Landesbischof Ernst-Wilhelm Gohl in diesem SWR-Gespräch über Karfreitag.

    Mehr erfahren
  • Datum: 27.03.2024

    „Leben ist ein unverfügbares Geschenk“

    In seiner Osterpredigt weist Landesbischof Ernst-Wilhelm Gohl auf die Heiligkeit des menschlichen Lebens hin und warnt vor gesellschaftlichen Risiken: „Eine Gesellschaft, die meint, sich selbst das Leben zu verdanken, verliert am Ende die Ehrfurcht vor dem Leben.“

    Mehr erfahren
  • Datum: 27.03.2024

    Osterbotschaft: „Sieg des Lebens“

    „Ostern ist der Sieg des Lebens über den Tod, der Sieg des Lichtes über die Dunkelheit“, sagt Landesbischof Gohl in seiner Osterbotschaft. Im Video nimmt er Sie mit auf den Birkenkopf bei Stuttgart, wo nach dem 2. Weltkrieg große Mengen Fassadentrümmer aufgeschüttet wurden.

    Mehr erfahren
  • Datum: 27.03.2024

    Mit den Sinnen feiern: Ostern mit den Konfis

    Ostern ist kein einfaches Fest. Wie man dieses zentrale Fest der Christenheit Konfirmanden und Konfirmandinnen nahebringt, davon erzählen Pfarrer Friedemann Bauschert (Stephanuskirche Tübingen) und Pfarrer Martin Trugenberger, Dozent für Konfirmandenarbeit am ptz.

    Mehr erfahren
  • Datum: 27.03.2024

    Spenden für humanitäre Hilfe im Nahen Osten

    Nach den Angriffen der Hamas auf die israelische Bevölkerung ist die humanitäre Lage der Menschen in den betroffenen Gebieten dramatisch. Medikamente, Wasser und Lebensmittel fehlen. Dr. Annette Noller, Vorstandsvorsitzende der Diakonie Württemberg, bittet um Hilfe.

    Mehr erfahren
  • Datum: 27.03.2024

    Perspektiven für christlich-islamischen Dialog

    Dr. Friedmann Eißler, Islambeauftragter der Landeskirche, erklärt in einer aktuellen Stellungnahme, was den interreligiösen Dialog gegenwärtig so komplex macht.

    Mehr erfahren
  • Datum: 26.03.2024

    ACK-Broschüre über Nachhaltigkeit

    Die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) in Baden-Württemberg fordert in den „Schöpfungs-Leitlinien“ nachhaltige Lebensbedingungen für die ganze Welt. Die erstmals 2002 herausgegebene Broschüre ist nun in einer überarbeiteten Neuauflage erhältlich.

    Mehr erfahren
  • Datum: 25.03.2024

    beraten & beschlossen Frühjahrssynode 2024

    Videos, Bilder, Berichte - unser digitales Synoden-Magazin gibt multimedial Einblick in die Frühjahrstagung der Landessynode am 15. und 16. März. Und um keine Ausgabe zu verpassen, können Sie sich hier für unseren „beraten & beschlossen“ Newsletter registrieren.

    Mehr erfahren
  • Datum: 25.03.2024

    Prälatur-Gottesdienste in der Karwoche und zu Ostern

    Die Regionalbischöfinnen und Regionalbischöfe der Landeskirche feiern an Gründonnerstag, Karfreitag, Ostersonntag und Ostermontag Gottesdienste in ihrer Prälatur. Hier finden Sie die Terminübersicht.

    Mehr erfahren
  • Datum: 25.03.2024

    FAQ zu Ostern: Auferstehung für Zweifelnde

    Ohne Auferstehung gäbe es kein Ostern. Doch woran glauben Christinnen und Christen da eigentlich, und was ist, wenn einem dieser Glaube schwerfällt? Was sagt die Bibel dazu? Pfarrer Dan Peter, Sprecher der Evangelischen Landeskirche in Württemberg, gibt Antworten.

    Mehr erfahren
  • Datum: 22.03.2024

    Dr. Fabian Peters wird Dezernent für Finanzmanagement & Informationstechnologie

    Dr. Fabian Peters leitet künftig das Dezernat für Finanzmanagement und Informationstechnologie im Stuttgarter Oberkirchenrat. Der Landeskirchenausschuss hat ihn am Donnerstag, 21. März, in dieses Amt gewählt.

    Mehr erfahren
  • Datum: 22.03.2024

    Der Passion und Auferstehung Jesu nachgehen

    Gründonnerstag, Karfreitag und Ostern sind Höhepunkte im Kirchenjahr. Evangelische Kirchengemeinden und Einrichtungen erinnern mit Ostergärten und -wegen an Jesu Leiden, Tod und Auferstehung.

    Mehr erfahren
Mehr laden