Er war kein studierter Theologe und wurde doch für viele zu einem Lehrer des Glaubens, ohne menschliche Ehrungen, aber mit tiefen göttlichen Erkenntnissen. Am 20. Januar 2019 jährt sich sein Todestag zum 200. Mal.
Der am 2. Januar 1758 in Altdorf bei Böblingen geborene Bauernsohn wurde als Begründer der nach ihm benannten, heute als Bibelstunde noch aktive, „Hahn’schen Gemeinschaft“ zu einem Hauptvertreter des württembergischen Pietismus.
Als Autodidakt betreibt er ein intensives Studium der Heiligen Schrift und geht dazu bei Johann Albrecht Bengel ‚in die Schule‘. Bei ihm lernt er die gründliche Nüchternheit in der Auslegung. Mit den pietistischen Lehrern Philipp Matthäus Hahn und Friedrich Christoph Oetinger steht er in Verbindung. Die theosophische Weite und biblische Tiefe teilt er mit ihnen. Er hält Vorträge und Bibelstunden im ganzen Land und veröffentlicht seine biblischen Auslegungen in 15 Bänden, die heute noch in den Hahn’schen Stunden gelesen werden. Da zu viele Menschen zu seinen Veranstaltungen strömen, bekommt Hahn Ärger mit der herzoglichen und kirchlichen Obrigkeit, da er damit gegen das Pietisten-Reskript von 1743 verstieß, das die Zahl der Teilnehmenden stark beschränkte. Zudem äußerte er sich auch kritisch gegen die Prunksucht von Herzog Karl Eugen. Aber dessen zweite Frau, Franziska von Hohenheim, die dem Pietismus sehr verbunden war, nahm ihn 1794 auf ihrem Reichsritterschaftsgut Sindlingen bei Herrenberg in ihren Schutz, wo Hahn lebte, verstarb und begraben liegt.
Lieder vom Licht Michael Hahn sah in seinem Glauben hinein in die neue Welt Gottes und nannte das eine „Zentralschau“. Darin stehen das göttliche Licht und die Versöhnung aller Menschen durch Gott an zentraler Stelle. Davon klingen seine Lieder, von denen noch zwei im württembergischen Gesangbuch enthalten sind:
„Jesu, Seelenfreund der Deinen“ (EG 560):
Lass sich die Gemüter kehren / zu dir, Glanz der Ewigkeit; Lass uns alle nur begehren / dich und deine Herrlichkeit. Lass dein Licht und Leben fließen / und in alle sich ergießen; stärke deinen Gnadenbund, / Herr, in jedes Herzens Grund. (3)
Lass mich, Herr Jesu, nur bei dir / stets Lebensnahrung finden. Vertreib alle Lust aus mir / zu Finsternis und Sünden. Die Lichtsgemeinschaft lass allein / mir Herzenslust und Freude sein; so kannst du mich vollenden. (5)
Für Hahn sind Christenmenschen die „Gemeinschaft der Kinder des Lichts“. Und das galt für ihn für alle, nicht nur für die besonders Frommen. Gott wird nicht ruhen, „bis wir ganz im Lichte steh’n“: Alle!
Wolfgang Schöllkopf,
Landeskirchlicher Beauftragter für württembergische Kirchengeschichte
Vor 175 Jahren erschien die „Ansprache evangelischer Geistlicher Württembergs an das Volk“. Sie beginnt mit den Worten: „Nichts scheint sicher und alles in Frage gestellt. Was heute gilt, ist morgen abgeschätzt; was morgen geschehen soll, ist heute ungewiß.“
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