Diakonie-Chef fordert „härtere Gangart“ gegen Wohnungsspekulanten
Die Wohnungsnot trifft nach den Worten von Oberkirchenrat Dieter Kaufmann, Vorstandsvorsitzender des Diakonischen Werks Württemberg, vor allem bedürftige Menschen. Deshalb müssten schnell neue Sozialwohnungen geschaffen werden, forderte Kaufmann am Freitag in Stuttgart. Die am Sonntag, 17. Juni, in Heidenheim beginnende "Woche der Diakonie" stellt unter dem Motto "Platz da - Raum für Gutes" die prekäre Situation auf dem Wohnungsmarkt in den Mittelpunkt.
Kaufmann erinnerte daran, dass derzeit die Zahl der Sozialwohnungen abnehme. Die Zahl der Haushalte, die sich in die Vormerkdatei der Stadt Stuttgart für Wohnungen haben eintragen lassen, sei auf 4.300 gestiegen - 2011 seien es noch 2.850 gewesen. In ganz Baden-Württemberg würden jährlich mindestens 6.000 neue Sozialwohnungen benötigt, sagte der Oberkirchenrat.
Der Diakonie-Chef forderte eine flächendeckende Quote für den sozialen Wohnungsbau. Diese bestehe bereits in Freiburg, Mannheim und Friedrichshafen und liege bei 50 Prozent. Gegenüber Spekulanten müsse eine "härtere Gangart" eingelegt werden, die bis zur vorübergehenden Enteignung bei längerem Leerstand führen könne. Die Kirche selbst fördere mit einem acht Millionen Euro schweren Siedlungsfonds den Bau günstiger Wohnungen, die etwa über das Landeswohnbauprogramm errichtet werden.
"Zu einem Leben in Würde gehört eine angemessene Wohnung", unterstrich Kaufmann. Da die Mietpreise derzeit durch die Decke schössen, müssten immer mehr Hartz-IV-Empfänger aus ihrem Sockelbetrag, der den Alltagsbedarf decken soll, Geld für die Monatsmiete abzweigen. Engagiert zeigt sich die Diakonie Kaufmann zufolge nicht nur für Wohnungslose, sondern auch in der Quartiersarbeit, die Menschen ein besseres Wohnumfeld ermöglichen soll. "Der soziale Zusammenhalt im Stadtteil ist Prävention gegen Vereinsamung, Sucht und Kriminalität", sagte er.
Die "Woche der Diakonie" wird am Sonntag in Heidenheim mit einem Festgottesdienst eröffnet. Abschluss ist am 23. Juni in Heilbronn mit einem Diakoniefest. Am 24. Juni wird die Kollekte in württembergischen Gottesdiensten für die Diakonie zusammengelegt.
Kaufmann appellierte an Eigentümer im Südwesten, leerstehenden Wohnraum zu vermieten und dabei bedürftige Menschen zu berücksichtigen. Vermieter könnten ihre Wohnungen auch einem sozialen Träger zur Verfügung stellen, der dann die Belegung treuhänderisch übernehme.
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