| Kirchenjahr

Gott kommt zu mir

Eine Andacht zum 3. Advent

Es ist eines der bekanntesten Adventslieder: „Die Nacht ist vorgedrungen“ von Jochen Klepper. Für Pfarrer Bernhard Riesch-Clausecker aber ist es noch mehr, nämlich ein „Dagegenlied“, das gegen die Hoffnungslosigkeit in der Welt protestiert. Und das Mut macht, mitzuhelfen, dass die Welt heller wird. Warum? Weil Gott zu uns kommt. Eine Andacht zum 3. Advent.

Das dritte Lichtlein brennt.senoldo - fotolia.com

„Die Nacht ist vorgedrungen, der Tag ist nicht mehr fern. So sei nun Lob gesungen / dem hellen Morgenstern! Auch wer zur Nacht geweinet, der stimme froh mit ein. Der Morgenstern bescheinet / auch deine Angst und Pein.“

Das ist eines meiner liebsten Adventslieder. Jochen Klepper besingt darin den Morgenstern, die Venus. Das ist jetzt im Winter der hellste Stern vor Sonnenaufgang. Wenn er zu sehen ist, dann weiß man sicher, dass die Nacht bald zu Ende ist. Der Morgenstern schickt schon vor Tag ein Licht auf Angst und Sorgen, die einen in der Nacht plagen können. Dass sie nicht das letzte Wort haben werden. Klepper bringt hier seine Erfahrung zum Ausdruck: Auch wenn ich nicht mehr weiter weiß, kann ich mich daran festhalten: Gott kommt zu mir. Ich muss mich nicht vorbereiten, muss mich nicht herrichten, er kommt zu mir, wie ich bin.

Genau das erzählt mir die Weihnachtsgeschichte. Gott kommt dahin, wo Menschen in Not sind. Wie im Stall in Bethlehem. Wie Jahrhunderte später in der Nazi-Zeit Jochen Klepper und seine Familie. Wie manchmal auch ich. Gott kann trösten und aufrichten – ganz gleich, in welche Not ich geraten bin. Ganz gleich, in welche Not ich mich selber gebracht habe. Ich muss nicht Angst haben, dass ich nicht recht bin. Ich muss niemandem etwas vormachen.

Für mich ist das Lied Jochen Kleppers deshalb so wichtig, weil es ein „Dagegen-Lied“ ist ja, ein Protestlied. Gegen die Erfahrung, es ändert sich doch eh nichts, steht die Erfahrung von Weihnachten. Gott kommt zur Welt, wo es ganz dunkel ist. Nicht nur die hellen Feste und die schönen Momente machen Gottes Nähe fühlbar. Er ist auch da, wo man nichts mehr spürt. Für jeden, der keinen Ausweg mehr sieht, für jeden, den die Angst niederdrückt, für jeden Armen, Vereinsamten ist Gott nahe. Sogar über den Tod hinaus. Das scheint als Licht in die Finsternis und tröstet in finsterster Nacht. Da, wo Gott Mensch wird, da wird die Welt heller. Wie im Stall in Bethlehem, wo ein Kind den Menschen das Herz erweicht hat. Wo sie Hoffnung und neue Kraft gefunden haben, weil dieses Kind ihren Beistand gebraucht hat.

Wie gut, wenn einen das anrührt. Dann kann ich vielleicht selber mithelfen, dass es ein wenig heller wird und menschlicher zugeht in der Welt. Da, wo ich lebe. Bei denen, die mir begegnen. Gott schenke es, dass auch ich sein Licht weitertragen kann. Klepper verspricht in seinem Lied: Es „wandert nun mit allen der Stern der Gotteshuld. Beglänzt von seinem Lichte / hält euch kein Dunkel mehr. Von Gottes Angesichte kam euch die Rettung her.“

Ursprünglich ein „Sonntagsgedanke“ für SWR 4.


Mehr News

  • Datum: 19.04.2024

    „Konfirmanden ist Glaube wichtiger als Geschenke“

    Frontalunterricht gibt es kaum noch im Konfi-Unterricht, sagt Prof. Dr. Wolfgang Ilg von der Evangelischen Hochschule in Ludwigsburg im Interview. Die Konfi-Arbeit sei nach wie vor das Angebot mit der größten Reichweite in der Evangelischen Kirche.

    Mehr erfahren
  • Datum: 18.04.2024

    „Kirche mit Kindern“ ist einfach lebendig

    Vom Kindergottesdienst zu einer Kirche für die ganze Familie: Lebendiger und spannender Gottesdienst mit neuen Herausforderungen. Wir haben Sabine Foth gefragt, wie sich die Kirche mit Kindern zu einer Familienkirche gewandelt hat und was ihr an der Arbeit besonders gefällt.

    Mehr erfahren
  • Datum: 18.04.2024

    Video: Multitalent mit Down-Syndrom

    Tamara Röske hat viele Talente: Schauspielern, Modeln und Leichtathletik – trotz Handicap. Die 28-Jährige hat das Down-Syndrom. Wie bringt sie alles unter einen Hut? Darüber spricht sie zusammen mit ihrer Mutter Antje mit „Alpha & Omega“-Moderatorin Heidrun Lieb.

    Mehr erfahren
  • Datum: 17.04.2024

    „Der Segen Gottes gilt uns allen“

    Mit einem Gottesdienst in der Klosterkirche Mariaberg bei Gammertingen hat am 13. April die ökumenische Woche für das Leben begonnen. Sie stellt unter dem Motto die Lebenswirklichkeiten Jugendlicher und junger Erwachsener mit Behinderungen in den Mittelpunkt.

    Mehr erfahren
  • Datum: 16.04.2024

    Innovationstag: Jetzt anmelden!

    Frische Ideen fürs Gemeindeleben: Unter dem Motto „#gemeindebegeistert – Kirche lebt, wo dein Herz schlägt“ veranstaltet die Landeskirche am 4. Mai einen großen Innovationstag. In Projektpräsentationen und Workshops gibt’s Austausch und Tipps. Jetzt anmelden

    Mehr erfahren
  • Datum: 16.04.2024

    Segen, Mut & Traubenzucker

    In diesen Wochen stehen an vielen Schulen Abschlussprüfungen an - für Schülerinnen und Schüler eine stressige Zeit. Die Ev. Jugendkirche Stuttgart macht mit einem speziellen PrüfungsSegen Mut und stellt auch anderen Gemeinden Materialien zur Verfügung.

    Mehr erfahren
  • Datum: 16.04.2024

    Digitaler Notfallkoffer für die Seele

    Hilfe in persönlichen Krisenmomenten bietet die KrisenKompass-App der Telefonseelsorge fürs Handy und Tablet. Sie bietet Unterstützung, um schnell wieder auf positive Gedanken zu kommen oder bei Bedarf rasch professionelle Hilfe finden zu können.

    Mehr erfahren
  • Datum: 16.04.2024

    Zum 200. Todestag von Beata Regina Hahn

    Vor 200 Jahren starb Beata Regina Hahn, die zweite Ehefrau des Mechanikerpfarrers Philipp Matthäus Hahn, Tochter von Johann Friedrich Flattich und Mutter der Schulgründerin Beate Paulus. Als Herausgeberin von Hahns Schriften prägte sie dessen Bild für viele Jahre.

    Mehr erfahren
  • Datum: 15.04.2024

    „Wir beten, dass die zerstörende Gewalt ein Ende nimmt“

    Die Landeskirchen in Württemberg und Baden haben den Jüdinnen und Juden im Land Grüße zum Pessach-Fest übersandt. Darin nehmen Landesbischof Gohl und Landesbischöfin Springhart Bezug auf den Angriff der Hamas wie auch auf den Raketenangriff des Iran auf Israel.

    Mehr erfahren
  • Datum: 15.04.2024

    Hoffnung wird durch Menschen vermittelt

    Bei einer religionspolitischen Tagung der SPD-Bundestagsfraktion am 12. April in Berlin unter dem Titel „Mehr Zuversicht! Mit Hoffnung die Zeiten wenden“ betonte Landesbischof Ernst-Wilhelm Gohl, wer die Verwurzelung in Jesus Christus spüre, werde für andere zur Hoffnung.

    Mehr erfahren
  • Datum: 13.04.2024

    Landesbischof Gohl: "Wir stehen an der Seite Israels"

    "Der Angriff des Iran bedroht die Existenz Israels. Wir müssen daran erinnern, dass alles mit dem Pogrom der Hamas an Israel begann." Gohl weist weiterhin auf die israelischen Geiseln in der Gewalt der Hamas hin.

    Mehr erfahren
  • Datum: 12.04.2024

    Klassik und Pop Hand in Hand

    Die Evangelische Hochschule für Kirchenmusik in Tübingen hat schon früh einen Studiengang für populare Kirchenmusik eingerichtet und war damit in der EKD Vorreiter. Prof. Thomas J. Mandl und Prof. Patrick Bebelaar erklären, was das Besondere an der HKM ist.

    Mehr erfahren
Mehr laden