Ökumenische Tagung in Stuttgart zur Heiligen Schrift
Gegen eine Reduzierung der Bibel auf ihre literarischen Qualitäten hat sich die Schriftstellerin Sibylle Lewitscharoff gewandt. Antike Autoren wie Homer und Ovid seien der Heiligen Schrift literarisch "meilenweit überlegen", sagte Lewitscharoff am Donnerstag in Stuttgart bei einer ökumenischen Bibeltagung. Doch während die griechischen Autoren vor allem der Unterhaltung dienten, sei die Bibel bestückt mit der Aufforderung "Ändere Dein Leben".
Lewitscharoff hob die Darstellung der kleinen, gescheiterten und armen Menschen in der Bibel hervor. Dagegen wären für griechische und römische Dichter einfache Leute oder ein scheiternder Herrscher wie König David kein Thema gewesen. Die Autorin lobte die neue Lutherbibel, die sich wieder stärker an der ursprünglichen Fassung aus dem 16. Jahrhundert orientiert. Eine zu starke Anpassung an moderne Sprache führe zur Banalisierung der Botschaft, sagte sie.
Der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, wies auf die Bedeutung der Bibel für die Ökumene hin. Die Heilige Schrift sei neben der Taufe "die kräftigste Schnur der Gemeinschaft" zwischen den Konfessionen. Eine für beide Kirchen verbindliche ökumenische Übersetzung hält der Kardinal nicht für erforderlich. Die evangelische Kirche werde ohnehin immer ihre Luther-Übersetzung haben.
Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, sieht in der Heiligen Schrift die Quelle der Humanität. Sie sei sogar "die Quelle allen erfüllten Lebens". Man dürfe beim Lesen allerdings nicht den Fehler begehen, die Bibel Buchstabe für Buchstabe als Gottes Willen zu interpretieren. "Wir glauben an Christus, nicht an die Bibel", unterstrich der Theologe, der auch bayerischer Landesbischof ist.
Die Aktualität der Heiligen Schrift hat Bedford-Strohm nach eigenen Worten bei der Beschäftigung mit der modernen Glücksforschung neu erkannt. Empfehlungen dieses Forschungszweigs wie die, dankbar und vergebungsbereit zu leben, fänden sich alle schon in der Bibel, betonte Bedford-Strohm.
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